Im Sturm der Herzen
vierundzwanzig Stunden nach dem geplanten Zeitpunkt nicht da sein sollte, melde ich mich wieder.«
»Es wird da sein, General. Dawson ist ein zuverlässiger Mann.«
»Das möchte ich ihm auch geraten haben«, sagte Valisimo, und die Leitung war tot.
Baranoffs Lippen wurden schmal. Er konnte Alejandro Valisimo nicht leiden. Der General sah sich als Patrioten im Dienst des Volkes. Menschen, die sich am Profit orientierten, strafte er mit Verachtung. Felix hielt ihn für einen Eiferer an der Grenze zur Selbstzerstörung und war ihm gerne behilflich auf seinem Weg - aber das hatte seinen Preis.
Er legte das Handy in die Schublade zurück, erhob sich und ging ans Fenster. Von seinem Büro aus überblickte er die Bucht von San Diego, kein billiger Standort, aber er konnte ihn sich leisten.
Vorsichtig streckte er die Hand aus und griff nach einem exquisiten Porzellanpferd aus der Zeit der Tang-Dynastie, das auf einem Hepplewhite-Tisch stand. Das Pferd war nur eines der kleineren Stücke aus einer Sammlung von Weltruf.
Felix liebte das Sammeln. Flämische Maler des siebzehnten Jahrhunderts, italienische Skulpturen, exotische japanische Wandschirme aus Seide und - seine persönlichen Lieblinge - exquisite, goldene Artefakte aus versunkenen Zivilisationen.
Er stellte das Tang-Pferdchen wieder auf den Tisch und wandte sich der beleuchteten Vitrine mit dem goldenen Halsband zu, das 1500 v. Chr. die ägyptische Königin Hatschepsut getragen hatte.
Um solch wertvolle Kunstgegenstände zu erstehen, brauchte es Geld. Felix hatte sein ganzes Leben lang hart gearbeitet, um sich diese Schätze zu erwerben.
Er dachte an Alejandro Valisimo und dessen dumme kleine Revolution. Er dachte an das, was unter dem Deck der Dynasty II lagerte, und lächelte.
Es wurde langsam Abend. Allie erwachte und fand die Kajüte in Schatten getaucht. Durchs Bullauge sah sie die Sonne tief über dem Horizont stehen und den Himmel in orangerotes Gold verwandeln. Es war wärmer heute Abend. Je weiter südwärts sie kamen, desto heißer wurde es. Sie war froh, dass sie erst Ende März hatten - halt! - heute war der i. April, und der Scherz ging definitiv auf ihre Kosten.
Ihr Magen rumorte. Sie dachte daran, nach oben in die Kombüse zu gehen, um sich etwas zu essen zu holen, und fragte sich, ob Jake wohl die Tür verrammelt hatte. Sie bezweifelte es, schließlich konnte sie nirgendwohin entkommen, und wann immer sie an Deck war, hatte sie einer der Männer im Auge behalten. Also ging sie die Treppe hinauf und hatte schon die Tür erreicht, als mittlerweile vertraute Männerstimmen sie innehalten ließen.
»Die Frau ist ein Problem«, sagte Bobby Santos gerade zu Jake. »Du hast sie nicht unter Kontrolle, überlass sie lieber mir. Ich sorge dafür, dass sie den Mund hält.«
»Nee, Mann, ich kümmere mich um sie«, erbot sich Luis. »Ich fick sie dermaßen durch, dass sie es nicht mehr aus dem Bett raus schafft.«
Beide Männer schienen das für unglaublich witzig zu halten, nur Jake stimmte nicht in das Gelächter ein. »Ich habe es euch gesagt, die Frau gehört mir, so lange es mir passt.«
»Yeah, und das nervt ziemlich«, grummelte Bobby.
»Gefällt dir das etwa nicht?« Sie hörte Jakes Stuhl nach hinten rutschen. »Willst du vielleicht was dagegen unternehmen?«
Bobby gab keine Antwort. Jake Dawson war groß und zäh und sich seiner selbst in einer Art und Weise sicher, wie keiner der beiden anderen es war. Sie konnte Bobby also kaum vorwerfen, dass er gegen Jake nicht antreten wollte.
»Das habe ich auch nicht angenommen«, stellte Jake fest.
Er verteidigte sie schon wieder, und Allie fragte sich, warum. Gab es denn wirklich so etwas wie böse Buben mit gutem Herzen? Oder steckte etwas Abgründigeres dahinter? Wollte er doch etwas von ihr und wartete nur den richtigen Zeitpunkt ab?
Sie dachte an das, was in Tortugas passiert war und wie er sich um sie gekümmert hatte, nachdem er sie so verängstigt im Schrank vorgefunden hatte. Sie konnte den Abdruck des großen, harten Körpers, der ihr all seine Wärme gab, noch förmlich spüren.
Draußen vor der Tür hörte sie Bobby den Salon verlassen und zur Brücke zurückkehren. Allen ihren Mut zusammennehmend, gesellte sie sich zu den beiden Männern. Jake hatte eine Art Fischeintopf gekocht, und es duftete köstlich. Ein Mann, der kochen konnte - und dabei so gut aussehend war wie er -, wäre unter anderen Umständen ein Glücksfall gewesen. Sie aß den Teller Eintopf, den er ihr
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