Im Sturm der Herzen
du. Ich denke, du hast gewusst, dass ich dir nicht wehtun würde. Ich habe versucht, dir Angst einzujagen, aber ich hatte nie wirklich Erfolg damit. Deshalb hattest du auch keine Angst, einen Fluchtversuch zu wagen.«
»Ich habe zu fliehen versucht, weil ich am Leben bleiben will.«
»Und ich bin der Einzige, der dir dabei helfen kann, Allie.«
Sie antwortete nicht. Sie bemerkte, dass er den roten Fleck auf ihrer Wange anstarrte.
»Glaub mir, ich wollte dir wirklich nie wehtun.« Sein Gesichtsausdruck war so voller Reue, dass ihr wieder die Brust schmerzte. Seine Miene veränderte sich, der Blick herausfordernd, als taxierte er sie.
Allie kam auf die Füße. »Was ist los? Warum siehst du mich so an?«
Jake stand gleichfalls auf. »Ich versuche herauszufinden, ob du clever genug bist, mit dem, was ich dir sagen will, das Richtige anzufangen. Ich versuche, mich dazu durchzuringen, das Risiko einzugehen und mein Leben in deine Hände zu legen.«
»Was meinst du damit?«
»Ich spreche davon, dir die Wahrheit zu sagen. Wenn ich es tue und du mich verrätst, sind wir beide tot.«
Sie feuchtete die Lippen an und war sich nicht sicher, ob sie mehr hören wollte. »Das verstehe ich nicht.«
»Natürlich nicht. Tatsache ist, wenn ich dir nicht die Wahrheit sage, kann ich dich auch nicht gehen lassen. Und wenn ich dich - früher oder später - nicht gehen lasse, dann bringen Bobby und Luis dich irgendwann um - oder Schlimmeres.«
Allie verschränkte die Arme vor der Brust und kämpfte gegen die Kälte, die ihr über die Haut kroch. »Warum solltest du ein derartiges Risiko auf dich nehmen?«
»Weil ich keine andere Wahl habe. Und ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich dir vertrauen kann. Ich habe gerade gesehen, wie viel Mumm du in den Knochen hast. Wie viel Entschlossenheit. Du bist um einiges zäher als du aussiehst, noch dazu höllisch gescheit.«
War das nun ein Kompliment oder eine Beleidigung? »Ich höre ...«
»Ich arbeite nicht für Baranoff. Das heißt, zum Teil schon, aber ich arbeitete auch für Uncle Sam. Ich bin ein Undercover-Agent, Allie. Ich lebe jetzt fast schon ein Jahr im Untergrund. Hinter Baranoff sind wir schon sehr lange her, aber das hier ist unsere erste Chance, ihn festzunageln. Wenn wir das hier durchziehen, können wir ihm ein für alle Mal das Handwerk legen.«
Allie wurden plötzlich die Beine weich. Lieber Gott, konnte man ein solches Glück haben? Ein Undercover-Agent, genau wie im Fernsehen? Konnte sie es wagen, ihm zu glauben? Sie kehrte in Gedanken zu der Szene an Deck zurück. Die Stelle auf ihrer Wange, wo er sie getroffen hatte, brannte immer noch. Aber er hatte Recht, mit dem, was er sagte. Die anderen beiden hätten sie umgebracht, wenn er nicht so überzeugend agiert hätte.
Zumindest einen Aufschub hatte er ihr verschafft.
Sie spürte seine Hand federleicht den roten Fleck auf ihrer Wange berühren. »Verdammt, ich habe versucht, den Schlag abzubremsen, aber es musste echt aussehen. Wenn ich nur einen Funken Verstand hätte, dann würde ich dich gleich noch einmal schlagen, um sicherzugehen, dass die Kerle überzeugt sind.«
Allies Blick schoss hoch.
»Keine Sorge. Mir ist schon ganz schlecht, wenn ich nur sehe, was ich dir mit dem ersten Schlag angetan habe.«
Er sagte die Wahrheit. Sie konnte es in seinen Augen sehen. »Und du bist wirklich ...« Sie schluckte. »Du bist wirklich einer von den guten Jungs?«
Jake grinste doch tatsächlich! Er streckte die Hand aus und strich ihr eine nasse blonde Locke aus dem Gesicht.
»Ja, ich bin ein richtig guter Junge.«
Plötzlich verstand sie die Welt nicht mehr. Gerade hatte sie noch vor ihm gestanden und zu ihm aufgeschaut, zu verängstigt, um Hoffnung zu schöpfen, und sich doch verzweifelt wünschend, ihm glauben zu dürfen. Im nächsten Moment lag sie weinend an seiner Schulter, die Arme um seinen Hals gelegt, ihren Körper an seinen gepresst.
»Ist ja gut, Baby. Alles wird gut.« Mit einer Hand über ihr Haar streichelnd, hielt er sie fest. Sie war triefnass, das Tank-Top klebte ihr an den Brüsten, ihre Nippel waren hart wie Stein und bohrten sich an seine Brust. Jake war fast nackt, trug nur die knappe rote Speedo. Ihr Verstand schrie eine Warnung, doch Allie hörte nicht zu.
Jake war kein Krimineller. Er war eine Art Polizist und würde sie retten. Sie würde ihre Familie wiedersehen. Sie würde ihre Freunde wiedersehen. Sie würde zu Whiskers nach Hause zurückkehren.
Sie spürte die Hitze seines
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