Im Sturm der Herzen
4o-mm-Smith--Wesson, die er bei sich trug, seit sie das Flugzeug bestiegen hatten, aus dem Schulterhalfter. Jakes Pistole steckte in Bobbys Koffer.
»Ich hab es dir doch gesagt«, sagte Roberto. »Du kriegst deine Pistole, wenn wir da sind.«
»Du idiotischer Hurensohn. Valisimo wird Verdacht schöpfen, wenn du mich mit vorgehaltener Pistole aus der Maschine scheuchst. Du ruinierst die ganze Operation, und wenn Valisimo dich nicht umbringt, dann tut es Baranoff.«
Roberto hob den Revolver hoch und zielte auf Jakes Gesicht. »Du hältst mich für einen Idioten? Glaubst du wirklich, ich hätte nicht gemerkt, wie du das Mädchen beschützt? Du hast sie noch nicht einmal gefickt, oder? Als das Satellitentelefon ausgefallen ist, wusste ich, dass etwas im Busch ist. An dem Tag, als du sie aus dem Wasser gezogen hast, bin ich aufs Achterdeck und habe eine von den Luken aufgemacht. Ich hab dich gehört, Mann. Ich weiß, was du bist - ein stinkendes, verlogenes, widerliches Schwein. Wenn Valisimo dich nicht brauchen würde, wärst du längst tot!«
Jake wartete nicht länger. Er schoss wie ein Vulkan aus seinem Sitz hoch, riss Robertos Arm nach oben und verdrehte ihn so heftig, dass Roberto japste und den Abzug betätigte. Allie schrie auf, als der Schuss explodierte und über ihren Köpfen ein Loch in die Metalldecke der Kabine riss. Der Sauerstoff in der Kabine entwich durch das Einschussloch und zog alles, was lose war, mit sich. Papierschnitzel, Schmutz und Stroh wirbelten durch die Luft auf das Loch von der Größe einer Fünf-Cent-Münze zu.
Allie begriff, dass der Sauerstoff bald aufgebraucht, und in einer Höhe von etwa fünftausend Metern das Atmen dementsprechend schwer werden würde. Sie griff in ihre Tasche, fischte ein Kompakt-Make-up heraus, brach den gebogenen, verspiegelten Deckel ab und drückte die Dose über das Loch. Der Luftzug hielt sie fest und verschloss die Öffnung einigermaßen.
Das Leck war gestopft, aber dafür hatte sich, während Allie beschäftigt gewesen war, Luis in den Kampf gestürzt.
Jake hatte Roberto am Boden zwischen den Holzkisten und rangelte mit ihm um die Waffe. Das Ganze hätte schnell vorbei sein können, aber die beengte Situation und die Sorge um Allie hielten Jake auf. Luis war auf seinem Rücken, schlang die Arme um seinen Hals und fing an, ihn zu würgen. Jake versuchte, zu Atem zu kommen, doch er durfte nicht von Roberto ablassen, und die drahtigen braunen Arme um seinen Hals schnitten ihm wie ein Schraubstock die Luftzufuhr ab.
Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Alles verschwamm, und die Kabine drehte sich um ihn.
Aus einem Augenwinkel konnte er noch erkennen, wie Allie sich auf Luis' Rücken stürzte und ihm mit einer Haarbürste auf den Kopf einhämmerte, damit er losließ, bevor Jake womöglich das Bewusstsein verlor. Roberto machte sich das Durcheinander zu Nutze, drehte sich, bekam seinen Revolver frei und zielte auf Jake.
»Pass auf!«, schrie Allie. Jake schlug erneut den Arm fort und Roberto feuerte wieder - mitten durch den Vorhang, der das Cockpit abtrennte.
Zuerst stieg das Flugzeug steil nach oben, dann senkte sich die Nase nach unten. Das Motorengeräusch wurde lauter und die Maschine begann einen jähen Sinkflug.
»Du Idiot!«, schrie Luis. »Du hast den Piloten erwischt!«
»Verdammter Mist!« Jake rutschte auf das Cockpit zu, und alle kamen sie aufeinander zu liegen. Jake kriegte die Waffe zu fassen und schlug Roberto mit einem harten Faustschlag ans Kinn bewusstlos. Allie zog unter einem der Netzsitze einen langen Schraubenschlüssel hervor und schlug ihn Luis über den Kopf, der daraufhin gegen die Wand sackte.
Sich gegen die Schlagseite des Flugzeugs stemmend, duckte sich Jake unter dem Vorhang durch und sah den Piloten über den Instrumenten liegen. Aus einem sauberen kleinen Einschussloch am Hinterkopf tropfte Blut.
Der Boden kam schnell näher. Jake riss den Piloten weg und rutschte auf den Sitz. Er packte das Ruder, zog, so fest er konnte, kämpfte darum, die Nase nach oben zu bekommen, und betete, dass er die Maschine abfangen konnte, bevor es zu spät war.
»Geh zurück nach hinten, und schnall dich an!«, rief er Allie zu, die der Anordnung stolpernd Folge leistete. Sie war verängstigt, das sah er ihr an, aber in Panik war sie bis jetzt noch nicht verfallen. Für eine Blondine - zur Hölle! für wen auch immer eigentlich - hatte sie gute Nerven.
Mit zweihundertvierzig Meilen pro Stunde raste der Erdboden auf sie zu.
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