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Im Sturm der Herzen

Im Sturm der Herzen

Titel: Im Sturm der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zweihundertfünfzig. Zweihundertsechzig. Der Motorenlärm dröhnte in seinen Ohren. Gerade als Jake glaubte, dass er die Maschine nicht dazu bekommen würde, rechtzeitig zu reagieren, begann die Nase, sich zu heben. Er zog weiter nach hinten, betete unablässig und fing das Flugzeug im letztmöglichen Moment ab. Sie stiegen wieder, waren aber kaum hundert Meter vom Boden entfernt.
    Dennoch hätten sie es schaffen können, wäre da nicht diese dschungelbedeckte, flache Hügelkette gewesen, die sich direkt vor ihnen erhob. Keine Chance, die Baumwipfel am Kamm der Hügelkette zu übersteigen.
    »Festhalten!«, schrie Jake und stemmte sich in den Pilotensitz. »Wir fliegen rein!« Er stellte die Klappen auf und drosselte die Motoren so weit es ging. Dann studierte er den Kamm, suchte sich eine offene Stelle zwischen zwei Baumgruppen und wartete bis zur letztmöglichen Sekunde, bevor er sämtliche Elektrikschalter auf Aus stellte.
    Der Dschungel reckte sich in die Höhe, und das Grün rauschte an ihnen vorbei. Er verspürte plötzlich einen markerschütternden Schlag, dann ein paar kleinere schmerzhafte Stöße. Das Geräusch schleifenden Metalls füllte seine Ohren, und er wusste, dass gerade die Flügel abrissen. Das Blattwerk des Dschungels rauschte an den Fenstern vorbei. Jake machte sich bereit und drückte den Kopf in die Arme, als auch schon das Cockpitfenster barst und das Glas in die Kanzel geflogen kam. Metall-und Glas-Splitter schnitten in seine Haut und sein Haar, und ein blutiges Rinnsal lief ihm über die Stirn.
    Das Fahrwerk traf ins dichte Gestrüpp und wurde abgerissen, der Rumpf schnitt durch das nasse laubige Unterholz wie ein Schlitten durch den Schneesturm. Die Maschine schlug hart auf, sprang hoch und schlug erneut auf, erbebte gewaltig, und die gesamte linke Seite flog einfach weg.
    Er musste kurz das Bewusstsein verloren haben, denn er konnte sich nicht erinnern, was in den nächsten paar Sekunden geschehen war. Als er die Augen aufschlug, umgab ihn eine unheimliche Stille, und das Flugzeug lag zerborsten inmitten des Dschungels. Das Kabinendach über ihm war weg und das Cockpit so voller Zweige und Laub, dass er sich kaum bewegen konnte.
    Jake schüttelte den Kopf, versuchte, den Schleier vor den Augen loszuwerden, und kämpfte gegen einen Anflug von Benommenheit. Dann fiel ihm Allie ein. Er öffnete den Sitzgurt und setzte sich in Bewegung. »Allie!« Er konnte sie nirgendwo sehen und verspürte einen scharfen Stich im Herzen. Da die linke Seite abgerissen war, musste er damit rechnen, dass sie hinausgeschleudert worden war. Er schaute zwischen die Kisten und betete, dass er sie bald finden würde, denn er dachte auch ständig daran, dass das auslaufende Kerosin jede Minute explodieren konnte. Dann entdeckte er Luis, dessen Körper seltsam verrenkt war, der Kopf scharf zur Seite geknickt. Eine der Kisten musste ihn getroffen und ihm das Genick gebrochen haben.
    Hoffentlich hatte Allie nicht ein ähnliches Schicksal ereilt.
    Eilig schob er die nächsten Kisten zur Seite und sah, dass sie dahinter festgeklemmt war. Seine Hand zitterte, als er sie nach ihr ausstreckte und sanft ihre Wange berührte.
    Ihre Lider flatterten. »Jake ...?«
    Erleichterung überkam ihn. »Ganz ruhig. Ich bin hier. Wie schwer bist du verletzt?«
    »Überhaupt nicht ... obwohl ... ich bin mir nicht sicher.«
    Sie bewegte Beine, Arme, den Hals, den Rumpf. »Nichts gebrochen, glaube ich.«
    »Gut, denn wir müssen hier raus. Hier läuft überall das Kerosin aus. Die Kiste kann jede Minute hochgehen.«
    Sie spannte die Muskeln und zog sich unsicher ein Stück weit hoch. »Worauf warten wir dann noch?« Sie wühlte sich vorwärts, packte ihre Segeltuchtasche, warf sie sich über die Schulter und kletterte über die Kisten auf ihn zu. Er wischte sich ein paar Blutstropfen aus den Augen und nahm sie bei der Hand.
    »Was ist mit den anderen?«, fragte sie, während er sie auf das Loch im Rumpf zuführte. Er sah sich nach seinem Rucksack um, aber den schien es hinausgeschleudert zu haben. Doch er entdeckte Robertos schwarzen Samsonite-Koffer, zerrte ihn unter einer zerbrochenen Kiste hervor und bewegte sich weiter vorwärts.
    »Der Pilot und Luis sind tot«, sagte er. »Was mit Roberto ist, weiß ich nicht, und wir haben keine Zeit, es herauszufinden.« Er erreichte das zerklüftete Loch im Rumpf der Maschine, sprang hinaus, griff hoch und half Allie, das Wrack ebenfalls zu verlassen.
    Sie hatte einen Schnitt auf der Wange, Risse

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