Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
überwältigenden Männlichkeit mit Madrigals Hilfe in Lissabon wiederherzustellen. Ein Leichtes war es auch gewesen, die Huren mit Goldstücken dazu zu bringen, seinen Namen und seine Manneskraft so oft es sich ergab, zu erwähnen. Schwer aber war es, einen Plan zu schmieden, Charlotta aus den Händen Vascos zu reißen und für sich zu gewinnen. Doch jetzt war es soweit. Dank der Hilfe des ausgesandten Boten. Vor allem aber Dank Alonso Madrigals Hilfe.
»Reden wollt ich mit Euch, Dom Alvarez. Reden von Mann zu Mann, wie es sich unter Patenverwandten gehört«, sagte Dom Pedro, nahm sich unaufgefordert die Kanne mit dem Orangensaft und füllte sein Glas bis zum Rand.
»Sollte man uns wirklich verwandt nennen, Dom Pedro?«, wollte Dom Alvarez wissen. Kopfschüttelnd betrachtete er den Mann, der sich ungeniert in seinem Haus bediente und dabei Flecken auf Tisch und Boden hinterließ.
»Das Geschlecht der de Corvilhas und der de Alvarez ist seit Jahrhunderten befreundet und durch Patenschaften miteinander verbunden«, entgegnete Dom Pedro mit einem Lächeln. »Oder wollt Ihr das abstreiten, Dom Alvarez?«
Der alte Mann schwieg und ließ Dom Pedro nicht aus den Augen. Der lehnte sich gemütlich in dem gepolsterten Lehnstuhl zurück, die Beinen gespreizt und die Hände vor dem Bauch verschränkt.
»Nun, wenn schon keine Freunde, so sind wir wenigstens Geschäftspartner, Dom Alvarez.«
Die Worte Dom Pedros wurden von einem Lächeln begleitet, das alles andere als fröhlich oder freundschaftlich war. Seine zusammengekniffenen Augen verliehen ihm ein lauerndes und heimtückisches Aussehen.
»Ich mache keine Geschäfte mit Euch, Dom Pedro«, erwiderte Dom Alvarez. »Doch die Hilfe, die ich Euch als meinem Patensohn schuldig bin, die sollt Ihr bekommen. Sagt nun, was Ihr wollt. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Nun, ich bin, wie Ihr selbst wisst, Eurer Familie seit meiner Geburt eng verbunden. Mir ist es nicht darum zu tun, Euch Ungelegenheiten zu bereiten. Ihr selbst habt damals mit meinem Vater einen Kontrakt aufgesetzt, der die Verlobung zwischen Charlotta und mir an ihrem 18. Geburtstag festschreibt. Ich bin gekommen, um Euch daran zu erinnern, dass dieser Tag immer näher rückt.«
Dom Alvarez erstarrte. Seit Jahren hatte er nicht mehr an diese Vereinbarung gedacht. Ja, er war sich sicher gewesen, dass auch Dom Pedro nicht das geringste Interesse daran hatte, eines Tages mit Charlotta vor den Altar zu treten. Jegliche Erinnerung an den Kontrakt hatte er verdrängt. Jetzt aber war die Vergangenheit gekommen, um ihn einzuholen. Jetzt wurde er auf sehr deutliche Art und Weise daran erinnert, dass er sein Patenkind über viele Jahre vernachlässigt hatte.
Dom Alvarez schüttelte leise den Kopf. »Sie ist die Verlobte Vasco da Gamas. Ich kann sie Euch nicht geben.«
Dom Pedro zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht meine Schuld, dass Ihr nun wohl oder übel Ärger bekommen werdet. Mir war sie versprochen und jetzt bin ich gekommen, dass Versprechen einzulösen. Ich bin siebenunddreißig Jahre alt. Genau im richtigen Alter, eine Familie zu gründen und für Nachkommen zu sorgen.«
Der alte Admiral war blass geworden. Er griff nach dem Krug mit dem Saft, um sich einzuschenken, und Dom Pedro sah, dass seine Hand dabei leicht zitterte.
»Ihr wisst, Pate, dass ein solches Versprechen bindend ist und eingeklagt werden kann, oder?«
»Charlotta liebt Vasco da Gama und er liebt sie. Wollt Ihr wirklich eine Frau an Eurer Seite, die nichts für Euch empfindet? Deren Herz einem anderen gehört? Die unglücklich und unzufrieden mit dem Leben in Eurem Hause ist?«
Dom Ernestos Hoffnung, dass sich Corvilhas vor Charlottas und Vascos Liebe verbeugen und verzichten würde, war nicht besonders groß. Trotzdem wollte er es zumindest versuchen. Doch das Recht war eindeutig auf Dom Pedros Seite. Bestand dieser darauf, so musste Charlotta ihn heiraten. Es gab nichts, was Dom Ernesto dagegen unternehmen konnte. Sein vor Jahren gegebenes Versprechen einzuhalten, war eine Frage der Ehre. Nur der Verzicht des Grafen Corvilhas entließ ihn aus dieser Zusage.
Habe ich mich nun auch noch an Charlotta schuldig gemacht?, dachte er. Wird auch sie zum Opfer meines Versprechens? Im Stillen betete er, dass Corvilhas ein Einsehen haben möge.
Dom Pedro machte jedoch eine wegwerfende Handbewegung.
»Liebe, ach! Leute unseres Standes heiraten nicht aus Liebe. Besitz heiratet Besitz, Name verbindet sich mit Name, Güter und Gelder werden
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