Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
am Ärmel nach draußen in den Gang, schloss eigenhändig die Kabinentür ab und führte den Kapitän in seine eigene Kabine.
»Was hältst du von der Geschichte, Arabinda wolle unser Schiff versenken?«, fragte Dom Pedro, als die beiden endlich ungestört waren.
Madrigal wiegte zweifelnd den Kopf hin und her. »Schwer zu sagen, Herr. Zutrauen würde ich diesem Inder ein solches Vorhaben. Diese Halbwilden hängen weniger am Leben als wir ehrbaren Christenmenschen. Sie glauben sogar an eine Wiedergeburt nach dem Tod. Und dann ihr Stolz, der durch nichts zu brechen zu sein scheint. Ja, Dom Pedro, da Gama könnte Recht haben. Doch bleibt die Frage, woher er diese Information hat. Und wenn er diese Information hat, müssen wir uns fragen, was er noch alles weiß und inwieweit uns dieses Wissen gefährlich werden könnte.«
»Hmmm«, machte Dom Pedro, noch immer vollkommen überfordert. Welches Wissen meinte Madrigal? Dass sie fremde Länder wenn nötig mit Waffengewalt dazu zwingen würden, ihnen ihre Schätze zu überlassen? Aber war das denn nicht normal?
»Was schlagt Ihr vor?«, fragte er.
Madrigal machte eine sorgenvolles Gesicht. Ihm war gar nicht wohl in seiner Haut. Er musste mit äußerster Vorsicht taktieren. Einerseits durfte er Dom Pedro in keiner Weise in den Rücken fallen, andererseits sah er die Entwicklung dieser Expedition mit Argwohn. Es war an der Zeit, sich sowohl nach vorn als auch nach hinten Freunde zu machen, um die eigene Zukunft abzusichern.
»Mir wäre wohler in meiner Haut, könnten wir Vasco da Gama dazu bringen, die Weiterreise mit uns gemeinsam anzutreten. Wäre er auf der Sao Manuel, nun, dann würde Arabinda es wohl nicht wagen, das Schiff untergehen zu lassen. Überdies hätten wir ihn unter Kontrolle. Er könnte uns keinen Schaden zufügen.«
»Meinst du, da Gama wäre damit einverstanden?«, fragte Dom Pedro blöde.
Madrigal verdrehte heimlich die Augen. »Ich denke nicht. Wir müssten ihn wohl dazu zwingen.«
Dom Pedros Gesicht erhellte sich wie eine Fackel. Er hob einen Zeigefinger in die Luft. »Ah, ich verstehe. Du meinst, wir sollten ihn gefangen nehmen?«
Madrigal nickte. »Nicht nur das, Kapitän.«
»Was denn noch?«
Madrigal seufzte und beugte sich ein Stück nach vorn. »Was meint Ihr, Dom Pedro, würde nach Ablauf der Reise geschehen, wenn Ihr Vasco da Gama als Gefangenen zurück nach Lissabon brächtet. Meint Ihr, König Manuel wäre davon begeistert? Nun, da Gama ist nicht mehr sein Günstling, doch im Grunde hat der König nie aufgehört, an seine Lauterkeit zu glauben. Und denkt an die Mannschaft! Viele von ihnen sind schon mit ihm gefahren. Möglicherweise verbünden die sich mit ihm und gegen Euch. Nein, das Risiko, Vasco da Gama lebend nach Lissabon zurückzubringen, solltet Ihr nicht eingehen.«
»Ihr habt Recht. Womöglich würde er auch unsere Pläne in Bezug auf die neuen indischen Länder zu vereiteln versuchen.«
»Richtig, Kapitän. Ihr seht, von ihm droht Euch jede Menge Gefahr. Und wenn erst Eure Gattin erfährt, dass er an Bord ist! Nicht auszudenken, was dann geschieht!«
Charlotta! An sie hatte Dom Pedro überhaupt nicht gedacht! Aber Moment mal ... da kam ihm doch plötzlich ein Gedanke!
»Sag mal, Madrigal, kannst du dir vorstellen, dass da Gama nur wegen Charlotta hier ist? Seine Geschichten dumme Ausreden sind? Dass er nur Charlotta will?«
»Möglich«, zeigte sich Madrigal nicht ganz überzeugt. »Doch was will er noch mit ihr? Vor allem jetzt, da Nino an ihr die Erfüllung Eurer Ehe vollzogen hat. Sie ist wertlos, nicht einmal ihre Mitgift gehört ihr noch. Ihr seid in dieser Sache der Gewinner auf der ganzen Linie.«
»Trotzdem!«, beharrte Dom Pedro. Er zumindest würde die Schmach des Brautraubes nicht ungerächt auf sich sitzen lassen und konnte sich demzufolge auch nicht vorstellen, dass Vasco da Gama in dieser Sache keinerlei Rachegelüste hegte.
»Woher soll er denn wissen, dass Charlotta an Bord ist?«, fragte Madrigal.
Dom Pedro zuckte mit den Achseln. »Der alte Dom Alvarez war ihm immer zugetan. Vielleicht hat er geplaudert?«
Madrigal lehnte sich entspannt zurück. »Noch einen Grund, da Gama als Gefangenen hier zu behalten. Der nächste Sturm kommt bestimmt. Wie leicht man bei so einem Unwetter über Bord gehen kann, wisst Ihr ja selbst.«
»Umbringen? Ja, das ist gut«, sinnierte Dom Pedro. »Ein für alle Mal wäre ich diesen Kerl los. Und Charlotta würde sich ihre Handlungen zwei Mal überlegen. Am Ende wird
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