Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Sinne sein, wenn wir samt Mannschaft absaufen?«, fragte Dom Pedro lauernd.
Auch Alonso Madrigal mischte sich jetzt in das Gespräch. »Auch ich verstehe nicht, wie Ihr an diese Information gekommen sein könntet und sehe auch nicht den Nutzen, den es bringen sollte, dass Ihr uns über unseren bevorstehenden Untergang unterrichtet. Erklärt Euch genauer, Vasco da Gama, damit Ihr glaubwürdig seid.«
»Nun, der Grund, warum ich Euch warne, ist denkbar einfach und gleichermaßen einleuchtend. Der Zamorin von Kalikut hat mir seine Tochter anvertraut. Als Ehrenmann bin ich dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sie heil und unbeschadet wieder zurück in ihre Heimat kehren kann. Ich versuche also nur, ihren Tod zu verhindern und ihr obendrein das Schicksal als Sklavin zu ersparen.«
»Hmmm«, machte Dom Pedro. Die Erklärung leuchtete ihm ein, wenn er sie auch nicht bis ins Letzte nachvollziehen konnte. Ehremann hin, Ehrenmann her, ein gutes Geschäft kam vor der Ehre. War es das, was da Gama wollte? Geld? Seinen Anteil am Verkauf von Suleika und Arabinda? Oder ... oder wollte er gar seine Karte zurück?
»Wie viel?«, fragte Dom Pedro.
»Was meint Ihr mit »wie viel«?«, fragte Vasco zurück.
»Nun, ich nehme an, Euch geht es um Geld. Es geht immer um Geld«, stellte Dom Pedro fest.
»Nein, Corvilhas. Auch, wenn Ihr es noch nicht begriffen habt und vielleicht auch nie begreifen werdet: Es gibt Dinge, die wichtiger und wertvoller als Geld sind.«
Dom Pedro runzelte die Stirn und dachte darüber nach, was das wohl für Dinge sein könnten, doch ihm fiel nichts dazu ein.
»Hmm«, machte Dom Pedro und wusste nicht weiter.
Alonso Madrigal aber kannte seinen Herrn inzwischen so gut, dass er ahnte, was sich in dessen Hirn abspielte.
»Wollt Ihr am Verkauf der Prinzessin und ihres Dieners beteiligt werden?«, fragte er rundheraus, doch da Gama schüttelte den Kopf.
»Ich sagte bereits, dass es mir nicht ums Geld geht. Es sei denn ...« Vasco da Gamas wurde plötzlich von einem Gedankenblitz heimgesucht. »Es sei denn ... ihr würdet erwägen, mir ISuleika und Arabinda zu verkaufen.«
Der Gedanke schien ihm sehr verlockend und er hoffte, dass Corvilhas Geldgier groß genug war, um auf sein Angebot einzugehen. Dies wäre wahrlich die beste Lösung. Gelang es ihm, die beiden Inder von Dom Pedro freizukaufen, so gab es für Arabinda keinen Grund mehr, das Schiff zu versenken und Charlottas Leben wäre gerettet.
Dom Pedro wechselte einen kurzen Blick mit Madrigal.
Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, da Gama, Ihr wäret der Letzte, der die beiden bekommt. Eher fresse ich die Inder bei lebendigen Leibe, als sie Euch zu überlassen.«
»Gut. Dann sorgt wenigstens dafür, dass Arabinda seinen Plan nicht wahr macht und das Schiff mit Mann und Maus versenkt. Lasst ihn nicht unbeobachtet. Keine Minute lang, besonders nachts nicht.«
»Wir brauchen Eure Ratschläge nicht«, knurrte Dom Pedro, doch Alonso Madrigal machte ihm heftige Zeichen.
»Was ist los, Berater? Was fuchtelst du dauernd mit deiner Hand in der Luft herum, als wolltest du Fliegen verscheuchen?«, fragte er Corvilhas dumm und taktlos.
»Ich denke, Kapitän, wir sollten uns ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken nehmen. Sicherlich wird Dom Vasco ein Einsehen haben und uns für eine kurze Weile entschuldigen.«
In Vascos Augen glomm ein spöttisches Funkeln, dann streckte er eine Hand aus und sagte mit unüberhörbarem Amüsement: »Bitte sehr, die Herren. Es ist immer gut, in wichtigen Angelegenheiten eine zweite Meinung einzuholen, ehe man sich entscheidet.«
Madrigal erwiderte das spöttische Lächeln und wünschte sich in diesem Moment einmal mehr, nicht dem geistig so schwerfälligem Corvilhas dienen zu müssen, sondern lieber dem blitzgescheiten da Gama. Aber bis sich dieser Traum erfüllte, würden wohl noch einige Stürme übers Meer ziehen.
»Ihr habt sicherlich Verständnis dafür, dass wir Euch in Anbetracht der unterschiedlichen Interessen die Ihr und mein Herr verfolgt, für diese kurze Zeit einschließen müssen.«
Diesmal war da Gamas Spott unüberhörbar. »Mit dem größten Vergnügen, meine Herren. Auch ich hätte an Eurer Stelle große Furcht davor, dass ich Euch wenigstens einige Eurer zahlreichen Kanonen stehle.«
Dom Pedro knurrte erneut und die beiden anderen Männer sahen, dass er von da Gamas Auskünften derartig überfordert war, dass er sich am liebsten mit den Fäusten Klarheit verschafft hätte.
So aber zog Madrigal ihn
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