Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
dem glatten Marmor nieder, der ihre Haut angenehm kühlte. Mit geschlossenen Augen saß sie da und wartete darauf, dass die Hitze langsam aus ihrem Körper wich, ihr Herzschlag sich beruhigte und sich ihre Gedanken beruhigten.
So im silbernen Schein des Mondes sitzend, hörte sie nicht, dass sich langsam Schritte näherten.
»Darf ich Euch eine Erfrischung reichen?«
Eine angenehm warme Männerstimme weckte sie aus ihren Gedanken. Doña Charlotta blickte auf und sah vor sich den Mann stehen, der der Grund für ihre überstürzte Flucht aus dem Ballsaal war. Obwohl sie selbst sehr hochgewachsen war, musste der Mann sie noch um Haupteslänge überragen. Das schwarze Haar, ähnlich wild wie ihres, hatte er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden. Die kühn geschwungene Nase, das energische Kinn und der weiche Mund ließen auf einen Mann schließen, der wusste, was er wollte und wie er es bekam. Am eindrucksvollsten aber waren die Augen. Grau wie das Meer im Sturm. Seine Blicke glitten an ihrem Körper auf und ab und Charlotta konnte nicht verhindern, dass sie bei dieser ausgiebigem Betrachtung errötete. Ja, es stimmte, die Blicke des Mannes brannten auf ihrer Haut wie Feuer, zogen eine köstliche Bahn über ihren Leib. Doch es war ein angenehmes Brennen, ein Brennen, dass sich wie eine heiße Liebkosung anfühlte. Leise Schauer rannen über Doña Charlottas Rücken und sie konnte spüren, wie sich die feinen Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten. Wer war dieser Mann, bei dessen Anblick ihr Blut so in Wallung geriet, und die Hitze durch ihren Körper schoss, als hätte sie zehn Le Branle du Chandelier hintereinander getanzt? Wer war dieser Fremde, der so kühn und verwegen wirkte wie ein Pirat, aber zugleich von unvergleichlicher Eleganz war und das Benehmen eines Edelmannes an den Tag legte?
Der Fremde lächelte, als sich auf Charlottas Gesicht ihre Verwirrung spiegelte. Dann reichte er ihr die Hälfte eines Granatapfels. Charlotta kam nicht umhin, das Spiel seiner Muskeln, das sich unter dem eng anliegenden Wams abzeichnete, bewundernd zu betrachten.
»Wer seid Ihr?«, fragte sie und griff nach der Apfelhälfte, die zu ihrem Erstaunen ausgehöhlt und mit erfrischendem Quellwasser gefüllt war. Lächelnd wartete der schöne Fremde, bis Charlotta getrunken hatte, ehe er antwortete: »Ich bin der Sklave Eurer Schönheit und entschlossen, der Gebieter Eures Herzens zu werden.«
Sein Blick fing wieder Charlottas Blick ein, hielt ihn fest, so dass Charlotta gar nicht anders konnte, als in seinen grauen Augen zu ertrinken. Alles ringsum schien plötzlich weit entfernt, der Lärm des Balles verstummte. Nur sie beide schien es noch zu geben, hier in diesem Garten des königlichen Palastes, auf einer Marmorbank, die im silbernen Mondlicht schimmerte. Langsam und ohne Charlottas Blick freizugeben, streckte der Mann eine Hand nach ihr aus und strich eine Strähne des lodernden Haares aus ihrer heißen Stirn. Wie gefangen ließ Charlotta diese Liebkosung über sich ergehen, unfähig, sich zu rühren, unfähig auch, den Zauber, der diesem Augenblick inne wohnte, zu zerbrechen. Ganz still saß sie, ganz dem Moment hingegeben, in dem alles andere ringsum verschwand. Sie genoss die Berührung seiner Haut, spürte das Blut in sich heiß und heißer werdend – und wunderte sich gleichzeitig über sich selbst. Noch nie hatte ein Mann sie berührt, und nie hätte sie geglaubt, dass sie sich einmal wünschen würde, diese Berührung möge ewig dauern.
Charlotta war nicht dumm. Sie wusste bereits seit langem, das zwischen einem Mann und einer Frau, wenn sie sich liebten und den Segen der Kirche hatten, etwas von geheimnisvoller Anziehungskraft geschah. Etwas, das den Verstand ausschaltete und nur die Gefühle sprechen ließ. Juana hatte es ihr mit einem Lächeln erzählt, ohne jedoch zu verraten, was genau zwischen Mann und Frau passierte. »Ihr werdet selbst herausfinden, was geschieht. Hört auf die Sprache Eures Herzens und Eures Körpers, so könnt Ihr nichts falsch machen.«
Oft hatte Charlotta über dieses Geheimnis nachgedacht, dass sich nach Juanas Aussagen einer Frau ganz von selbst enthüllte, wenn die richtige Zeit dafür gekommen war.
Doch niemals hatte Charlotta sich vorstellen können, dass eine einzelne Berührung wie ein sanfter Feuerstrom durch ihren Körper drang und ein Prickeln in ihrem Bauch auslöste, das sie noch nie erlebt hatte.
Jetzt fuhr er mit dem Finger behutsam die Linien ihrer vollen roten
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