Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
stillen wollen. Nun, die Albernheiten würde er ihr schon abgewöhnen. Es ziemte sich einfach nicht, wie eine von der Fallsucht Geplagte bei Sturm und Gewitter im Garten umher zu tanzen. Er würde sie schon lehren, was sich als Doña de Corvilhas gehörte. Wenn nötig, würde er sogar den Knüppel dazu nehmen. Stand nicht schon in der Bibel, dass die Frau dem Manne untertan war? Er würde schon dafür sorgen, dass Charlotta die Heilige Schrift ernst nahm. Und die Pflichten der Ehe ebenfalls.
Es würde ein Vergnügen sein, wenn er ihre schwellenden Brüste endlich in seinen Händen halten und sie nach Herzenslust kneten konnte. Bei dem Gedanken erwachte Dom Pedros Männlichkeit zu neuen Taten. Er begehrte Charlotta schon lange, konnte den Blick kaum von ihrem kurvigen Leib lassen, der ihn erregte, so bald er sie sah. Allein der Gedanke, dass sie bald ihm und niemandem sonst gehören würde, ließ das Blut in seinen Adern heiß werden. Erregender als alles andere aber war die Vorstellung, dass er mit Charlotta Vasco da Gamas Besitz raubte. Er, Dom Pedro de Corvilhas, würde ihr die Unschuld nehmen, mit jedem Stoß seines starken Gemächtes die Sehnsucht nach dem Rivalen aus ihr herausstoßen und sie so zu seiner Frau machen.
Seine Finger waren nur noch eine Handbreit von Charlottas Haar entfernt, da schlug sie seine Hand mit aller Kraft weg. »Rührt mich nicht an!«, zischte sie. Ihre grünen Augen sprühten Feuer, ihr Mund war zornig verzogen.
Dom Pedro lachte. Sie hat Temperament, dachte er, und ich wette, sie macht dem Ruf der leidenschaftlichen Rothaarigen alle Ehre.
»Ich werde Euch schon zähmen«, versprach er und betrachtete provozierend die Ansätze ihrer weißen Brüste, die im herzförmigen Ausschnitt ihres Kleide gut zu sehen waren.
Charlotta warf mit einer trotzigen Bewegung ihr Haar über die Schulter auf den Rücken, raffte das Tuch über ihrer Brust zusammen, so dass ihr Ausschnitt von Stoff bedeckt war. Dann drehte sie sich um und marschierte voller Empörung in den Palazzo zurück.
Schon wenige Tage später stattete Dom Pedro seiner Verlobten einen Besuch im Palazzo de Alvarez ab. Charlotta empfing ihn in einem Raum im oberen Stockwerk, der für diese Zwecke ganz nach ihren Wünschen eingerichtet worden war. Die Fensterläden waren den ganzen Tag über geschlossen gewesen, um die Hitze nicht herein zu lassen. Jetzt, am Abend, standen die Fenster offen und füllten den Raum mit Blütenduft. Der Wind bauschte die Vorhänge aus leichtem Stoff. Auf jeder freien Fläche standen Krüge mit Blumen und Schalen mit Blütenblättern, die hellen Wandteppiche schmeichelten mit zarten Farben, die gewachsten Holzdielen glänzten im Licht der untergehenden Sonne. Der ganze Raum trug eine unverkennbar weibliche Note, nur ein achtlos zur Seite gelegter Schal und mehrere prächtig verzierte Kissen, die nicht an ihren Plätzen lagen, erzählten von der Sorglosigkeit Charlottas in häuslichen Dingen. Sie selbst saß in einem bequemen Lehnstuhl mit Polstern aus goldenem Samt in der Nähe des Fensters. Neben ihr, auf einem Gestell, stand eine Karaffe mit kühlem Weißwein, ein Krug mit dem Saft der Orangen und mehrere Zinnbecher. Auf einem Teller lockten kandierte Früchte und gezuckertes Gebäck.
Auf dem Schoß hielt sie einen Stickrahmen, aus dem zahlreiche Fäden in einem unentwirrbarem Durcheinander quollen. Charlotta stöhnte. Sie hasste die Stickerei, doch Juana, die ihr sonst immer nachgab, war in dieser Angelegenheit äußerst hartnäckig. »Ihr müsst die Wäsche für Eure Aussteuer besticken. Jede Frau macht das, egal, welchen Standes sie ist.«
»Juana, ich kann nicht sticken. Niemals macht ein Faden das, was er soll. Dieses ganze Stickding hat ein eigenes Leben, das mit meinem ganz und gar nicht zusammenpasst«, hatte Charlotta geklagt und hilflos auf den Rahmen geblickt.
»Dann müsst Ihr eben so lange lernen und üben, bis Ihr es schafft, Eure Initialen auf ein Stück Wäsche zu sticken. Zuerst entwirrt Ihr dieses heillose Durcheinander, dass Ihr angerichtet habt. Danach sehen wir weiter.«
Murrend und recht uneinsichtig saß Charlotta nun da und betrachtete unwillig die vielen Fäden, die es zu entwirren galt. »Lieber würde ich Holz spalten als mich mit diesem Ding zu befassen«, murmelte sie ärgerlich vor sich hin. Sie zupfte vorsichtig an einem der Fäden, doch als sie das Ergebnis sah, stöhnte sie auf. Sie hatte natürlich den einzig gelungen Faden herausgezogen und damit die Arbeit eines
Weitere Kostenlose Bücher