Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
saß und ihren Blick zwischen Dom Pedro und Charlotta schweifen ließ.
»Besten Dank, liebste Consuela. Mir ist es nie besser gegangen«, erwiderte Charlotta liebenswürdig und schenkte der schlimmsten aller Klatschbasen ein strahlendes Lächeln.
»Nun ...«, erwiderte Doña Consuela ein wenig säuerlich. »... dann habt Ihr bestimmt auch schon erfahren, dass Vasco da Gama die Prinzessin von Kalikut in die Hofkreise eingeführt hat.«
Sie öffnete ihren Fächer und wedelte sich ein wenig Kühlung zu, ohne Charlotta dabei aus den Augen zu lassen. Dann beugte sie sich vertraulich über die Festtafel und raunte leise: »Wochenlang war die Prinzessin die einzige Frau an Bord der Sao Gabriel. Man erzählt sich, sie hätte viele Stunden nur in Begleitung ihres Dieners in der Kabine des Kapitäns zugebracht.«
Diese Worte fuhren Charlotta wie ein Messerstich ins Herz, doch sie ließ sich nichts anmerken. Mit einem noch immer strahlenden Lächeln antwortete sie ebenso leise: »Ist es nicht eine Frage der Höflichkeit, sich um einen Gast zu kümmern und ihm die Langeweile der vielen Wochen auf See zu zerstreuen? Seht nur Euern Gemahl, der sich gerade ebenso rührend um seine Tischnachbarin zur Linken bekümmert. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!«
Der Mund der Dame wurde ganz schmal. Sie fuhr herum und sah gerade noch, wie ihr lieber Gemahl der Schönen eine kandierte Frucht in den Mund schob und sich danach mit sichtlichem Genuss die Finger ableckte, während die Schöne kicherte.
Die Tafel bog sich unter den Speisen und Getränken. Charlotta kostete von jeder Platte, die herumgereicht wurde, nur ein winziges Bisschen. Doch immer wieder huschten ihre Blicke zu Vasco da Gama, der sich angelegentlich mit dem König unterhielt und dabei hin und wieder die Prinzessin von Kalikut einbezog und noch nicht ein einziges Mal in Charlottas Richtung geschaut hatte.
Lange dauerte dieses Gespräch, sehr lange. An den Mienen der Beteiligten war zu erkennen, dass es sich um eine wichtige Angelegenheit handeln musste.
Und noch jemanden gab es im Saal, der dieses Gespräch aus der Ferne aufmerksam verfolgte. Alonso Madrigal saß am untersten Ende der Tafel. Er hatte die Einladung zu diesem Fest einem hochrangigen Höfling abgekauft, der bei ihm Spielschulden hatte. Nun war er fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass diese Investition sich bezahlt machte.
Als die Musiker zu spielen und die ersten Tänzer sich zu drehen begannen, stand Madrigal auf, zog sein dunkelrotes Wams zurecht und verschwand in einem kleinen Seitengang, der vom Prunksaal abzweigte und direkt in die Küchenräume führte.
Er musste nicht lange warten, bis der Vorkoster des Königs, der während der gesamten Unterredung hinter Manuel I. gestanden hatte und das Gespräch mit angehört haben musste, im Gang erschien.
Madrigal ließ einen Golddukaten im Schein der Wandfackel blinken und fragte mit aller Harmlosigkeit, zu der er fähig war: »Hat da Gama viel Interessantes über seine Reise nach Indien berichtet?«
Der Mann sah sich nach allen Seiten um, ehe er vorsichtig fragte: »Wozu müsst Ihr das wissen?«
»Ich bin Kaufmann und habe gehört, dass Handelsabkommen abgeschlossen werden sollen. Nun, ich beliefere auch den König und wäre zu großen Investitionen bereit, wenn sich Erfolg versprechen ließe. Großzügig bin ich zu allen, die auch mir gegenüber nicht geizig sind.« Er klimperte noch einmal verlockend mit den Dukaten in seiner Hand.
Der Vorkoster griff gierig nach einem Goldstück, ließ es blitzartig in seiner Tasche verschwinden und sah sich noch einmal aufmerksam nach allen Seiten um, ehe er vorsichtig antwortete: »Ich verstehe nichts von den Geschäften der Kaufleute. Überdies war es laut im Saal, so dass ich wenig hören konnte. Nur eines weiß ich: Zu Beginn der nächsten Woche wird der König die Admirale zusammenrufen. Da Gama plant eine weitere Reise.«
Der Vorkoster lächelte verschlagen und verschwand in der Gewissheit, dem angeblichen Kaufmann nichts von Wichtigkeit berichtet zu haben. Doch Madrigal hatte mehr gehört, als er zu hoffen gewagt hatte. Nun war es nur wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, um sein neu erworbenes Wissen in bare Münze verwandeln zu können. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck schlenderte er zurück in den Saal, in dem bereits eine ausgelassene Stimmung herrschte. Der Wein floss in Strömen und hatte die strenge Hofetikette bereits sehr aufgelockert. Die Frauen hatten gerötete Gesichter und
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