Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
lauschten mit bebendem Busen den anzüglichen Schmeicheleien ihrer Tischnachbarn. Auf dem glatten Marmorboden amüsierten sich Frauen und Männer bei galanten Tänzen, anderswo standen kleine Grüppchen zusammen, die ins Gespräch vertieft schienen und ab und zu in dröhnendes Gelächter ausbrachen.
Madrigal beobachtete Dom Pedro, der leicht verstimmt an seinem Platz saß, mit einem bereits bekleckerten Wams, und missmutige Blicke zu Charlotta schickte. Diese wirbelte am Arm ihres Vaters über den Tanzboden und war stets darauf bedacht, nicht in die Nähe Vasco da Gamas zu geraten. Währenddessen beschäftigte sich Vasco damit, der Prinzessin von Kalikut die Regeln der Tänze zu erläutern. Anmutig amte die schöne Suleika die zierlichen Schritte nach, lachte wieder ihr perlendes Lachen, bewegte die Arme und Beine mit geschmeidigen Bewegungen, so dass ihre zahlreichen Armbänder leise und verlockend klingelten.
Ohne Vasco da Gama aus dem Blick zu verlieren, schlenderte Madrigal zu Dom Pedro und nahm ungefragt neben ihm auf dem Lehnstuhl Platz, der Charlotta gehörte.
»Madrigal, was willst du hier? Seit wann wirst du zu den Empfängen des Königs geladen?«, fragte Dom Pedro misstrauisch und ohne Madrigals Gruß zu erwidern.
»Ein guter Berater ist gut beraten, wenn er über die richtigen Verbindungen verfügt. Das solltet Ihr wissen, Dom Pedro«, antwortete Madrigal ein wenig selbstgefällig.
»Trotzdem steht es dir noch lange nicht zu, neben mir Platz zu nehmen. Leute wie du gehören an das unterste Ende der Tafel«, knurrte Dom Pedro.
»Wenn Ihr es wünscht, Herr, so begebe ich mich auf der Stelle wieder dorthin und genieße die Schönheit Eurer Braut von dort aus. Ein Wort von Euch und ich gehorche. Allerdings würde ich Euch empfehlen, mir vorher Euer Gehör zu schenken. Ich bin nämlich nicht nur hier, um mich zu amüsieren.«
Dom Pedro warf Madrigal einen misstrauischen Blick zu, doch er kannte seinen Berater lange genug, um am Funkeln seiner Augen zu erkennen, dass es gewaltige Neuigkeiten sein mussten, die Madrigal in Erfahrung gebracht hatte. Seufzend griff er nach seinem Beutel, doch Madrigal legte seine Hand auf Dom Pedros: »Nicht doch, Herr, vor allen Leuten!«
Er ließ seinen Blick noch einmal kurz durch den Saal schweifen, ehe er Dom Pedro zuraunte. »Das, was ich Euch zu sagen habe, ist von allergrößter Wichtigkeit. Doch ich sage Euch gleich, dass ich für diese Neuigkeit sehr viel bezahlt habe. Mit ein paar Goldstücken lasse ich mich diesmal nicht von Euch abspeisen.«
»Spiel dich nicht so auf, Madrigal, sonst lasse ich dich von der Tafel verweisen«, wies Dom Pedro seinen Berater zurück. Alonso Madrigal zog eine beleidigte Miene und erhob sich. »Wie Ihr wollt. Ich kenne noch andere Leute, denen mein Wissen etwas wert ist.«
Dann nickte er und wollte davon gehen, doch Dom Pedro hielt ihn zurück. »Jetzt spiel nicht den Beleidigten, Madrigal. Sag, was du weißt und dann entscheide ich, wie viel mir diese Information wert ist.«
Madrigal schüttelte den Kopf. »Oh, nein, erst nenne ich meinen Preis und Ihr, Dom Pedro, entscheidet, ob Euch mein Wissen so viel wert ist. 50 Dukaten will ich.«
»Bist du verrückt geworden, Madrigal? Für 50 Dukaten bekommt man zwanzig Fässer besten Weines!«
Madrigal nickte: »Ihr habt Recht, Dom Pedro. 50 Dukaten sind zu wenig. Zahlt mir 100 und ich erzähle, was ich weiß.«
Dom Pedro brach in dröhnendes Gelächter aus. »Hast du Staatsgeheimnisse in Erfahrung gebracht, Madrigal? Woher nimmst du die Frechheit, eine solch gewaltige Summe für ein paar lächerliche Worte zu fordern?«
Madrigal tat, als hätte er den Hohn in Dom Pedros Worten nicht gehört und schwieg. Schließlich seufzte Dom Pedro und sagte: »Also gut, Madrigal. Komm morgen Vormittag zu meinem Palazzo und hol dir deinen Judaslohn ab.«
Doch Madrigal war es noch nicht zufrieden. »Euer Wort, Dom Pedro, will ich, dass Ihr mir meinen Lohn zahlt. Euer Wort als Ehrenmann.«
»Also gut, Madrigal. Du hast mein Wort. Aber jetzt berichte.«
Madrigal stand auf und stolzierte zu einer kleinen Nische, die sich hinter zwei Säulen befand. Widerwillig folgte ihm Dom Pedro.
»Da Gama plant eine neue Expedition. Eine, die noch mehr Reichtümer fremder Länder verspricht und seinen Ruhm ins Unermessliche wachsen lässt. In vier Tagen, zu Beginn der nächsten Woche schon, wird der König alle seine königlichen Admirale zusammenrufen lassen, um über das Vorhaben zu beraten.«
Madrigal
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