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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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spreche von einem Schmetterling, der das Tor zum Paradies bewachen soll. Doch dieses Tor hat sich während Eurer Abwesenheit für viele geöffnet. Würde ich sonst seinen Wächter, das Schmetterlingsmal, kennen?«
    Als Vasco diese Worte hörte, ließ er den Degen fahren. Er bedachte Charlotta mit einem Blick, in dem sich Verachtung, Kränkung und Abscheu vereinten. Er drehte sich um, ohne ein weiteres Wort zu sprechen, und ging mit schleppenden Schritten, die Admirale des Königs zu begrüßen, die sich zu seiner Ankunft am Hafen eingefunden hatten.
    Charlotta brach in Tränen aus. Alles verschwamm vor ihren Augen. Ihre Brust zog sich so schmerzhaft zusammen, dass sie kaum nach Atem schöpfen konnte. Sie streckte eine Hand nach dem Liebsten aus, der ihr den Rücken gekehrt hatte und rief nach ihm: »Vasco, warte. Wie kannst du ihm glauben? Ich war dir treu, habe jeden Tag nur an dich gedacht.«
    Doch Vasco drehte sich nicht um. Ohne innezuhalten lief er weiter, lief nicht wie ein glücklicher Entdecker, sondern wie der geschlagene Gegner eines Turniers. Beraubt aller Träume, Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte. Beraubt auch des Vertrauens und der Liebe.
    Beinahe wäre Charlotta vor Verzweiflung zusammengesunken. Ihre Welt lag wieder in Scherben. Alle ihre Hoffnungen waren zunichte gemacht worden. Die Tränen brannten in ihrem Gesicht, doch schlimmer war der Schmerz, der in ihrer Brust wühlte.
    Sie sah hoch auf das Deck der Sao Gabriel, hoffte auf Hilfe von dort. Doch niemand beachtete sie. Alle Augen der Seemänner waren auf eine Frau gerichtet, die wie ein Wesen aus einer anderen Welt plötzlich auf Deck erschienen war und das erstaunte Raunen der Menschen nicht beachtete, sondern nur Augen für den Mann hatte, der Charlotta gerade den größten Schmerz ihres Lebens zugefügt hatte. Eine Frau von unvergleichlicher Schönheit, deren exotisches Aussehen die Menge in Erstaunen versetzte.
    Ohne, dass die Fremde ihn beim Namen gerufen hatte, drehte Vasco da Gama sich zu seinem Schiff um, als hätte er ihre Blicke im Rücken gespürt. Er lächelte gequält, hob die Hand und winkte ihr zu.
    Charlotta sah den Ausdruck in den Augen der Frau und ihr wurde plötzlich kalt. Frost überfiel sie, eine Kälte, die tief aus ihrem Inneren kam, schmerzhaft ins Herz schnitt. So, wie diese geheimnisvolle Fremde mit dem exotischen Aussehen Vasco da Gama betrachtet hatte, so betrachtet eine Frau ihren Liebsten, dachte Charlotta. Sie konnte die Vertrautheit zwischen ihr und Vasco da Gama beinahe mit Händen greifen – und fühlte sich verraten. Verraten und betrogen von dem Mann, den sie über alles liebte, für dessen Liebe sie bereits viel ertragen und geopfert hatte. Tränen verschleierten ihren Blick. Willenlos ließ sie sich von Dom Pedro wegziehen, blind und taub für alles ringsum. Nur gefangen in einem unerträglichen Schmerz, der ihr Herz in Stücke zu reißen drohte.
    Sie sah nicht einmal ihren Vater, der am Rande der Menge stand und ihr traurig und besorgt nachblickte. Und sie sah auch Alonso Madrigal nicht, der mit nachdenklichem Gesicht das Geschehen betrachtet hatte und sich dann langsam auf den Menschenpulk zu bewegte, der Vasco da Gama umstand.
    Wie ein Lamm zur Schlachtbank folgte sie Dom Pedro durch die Gassen und Winkel der Stadt bis zum Palazzo und hatte nur noch einen Wunsch: sich im Bett zu verkriechen und niemals wieder hervorzukommen.

Kapitel 7
    D rei ganze Tage und Nächte verbrachte Charlotta weinend und elend im Bett. Sie wollte nichts hören und nichts sehen, duldete niemanden in ihrer Nähe. Selbst Juana und Dom Ernesto versuchten vergeblich, Charlotta wieder aufzuheitern. Charlotta leckte ihre Wunden, von denen sie nicht glaubte, dass sie jemals heilen würden. Sie verkroch sich in ihr Elend und war nicht einmal bereit, die Fensterläden zu öffnen und die Sonne ins Zimmer zu lassen.
    Doch jedes Mal, wenn der Türklopfer einen Besucher ankündigte, sprang Charlotta aus dem Bett, hastete auf Zehenspitzen zur Tür und lauschte mit einer Mischung aus leiser Hoffnung und immer tieferer Verzweiflung auf die Stimmen in der Halle. Aber nicht ein einziges Mal hörte sie die Stimme Vasco da Gamas. Nur einmal kam ein Bote von ihm, der einen Umschlag für Charlotta brachte. Mit zitterndem Herzen und bebenden Händen brach sie das Siegel entzwei und entfaltete das Blatt, um dann wieder in einem Tränenstrom zu versinken.
    Vasco da Gama hatte ihr keine Nachricht gesandt. Ohne ein einziges Wort hatte er ihr die kleine

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