Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Manne dabei zu Mute.«
Charlotta nickte. Sie hatte jetzt jede Scham verloren. »Auch ich kenne dieses heiße Gefühl, dieses Pulsieren, das Kribbeln und Prickeln.«
»Seht Ihr, und genau dort, wo Ihr dieses Kribbeln spürt, muss der Mann mit seinem Gemächt eindringen, damit Ihr schwanger werdet.
Das nennt man fleischliche Vereinigung, mein Kind. Denn Gott hat die Frau so geschaffen, dass er zwischen ihren Beinen eine Öffnung ließ, die dafür gemacht ist, den Mann in sich aufzunehmen. Erst nach dieser Vereinigung gilt die Ehe als vollzogen und ist nach dem Recht der Kirche gültig.«
»Aha.«
Charlotta nickte nachdenklich. »Wenn ich also dafür sorge, dass mir auch nach der Trauung Dom Pedro nicht zwischen die Schenkel gerät, bin ich ihm zwar angetraut, aber die Ehe ist nicht gültig.«
»So ist es«, bestätigte die Wahrsagerin. »Doch ist es nicht einfach, einem Mann, in dem die Leidenschaft tobt, den Weg zur Erfüllung zu versperren.«
»Dann sagt mir, wie ich es anstellen muss«, bat Charlotta.
»Das Gemächt ist ein empfindliches Ding. Obwohl es unter Umständen recht groß und prall sein kann, so hat es doch ein zartes Innenleben. Geht man zu derb mit ihm um oder lacht sogar darüber, so fällt es trotz aller Lust in sich zusammen und ist nicht mehr fähig zur Vereinigung. Es ist sehr schmerzempfindlich, wisst Ihr. So manche Frau hat sich schon mit einem gezielten Tritt oder einem Lachen zur rechten Zeit die Schande erspart. Doch unterschätzt nicht die Kraft der Männer. Sie wissen um ihre Verletzlichkeit und hüten den Schatz, den sie zwischen den Beinen zu haben glauben. Wiegt ihn erst in Sicherheit, lasst ihn Vertrauen zu Euch fassen. Heuchelt Leidenschaft und Begehren. Wenn es sein muss, Doña Charlotta, so müsst Ihr Euch überwinden und Dom Pedro nette Worte sagen. Auch ein Streicheln könnte von Nutzen sein, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Ansonsten tut schüchtern, schamhaft und unwissend. Hat er Euch erst einmal die Beine gespreizt und sich dazwischen gedrängt, ist es zu spät. Also lasst Vorsicht walten und verpasst den rechten Augenblick nicht.«
Charlotta nickte. Sie hatte verstanden. So lange es ihr gelang, sich Dom Pedro vom Leibe zu halten und ihre Tugend zu retten, war sie nicht richtig mit ihm verheiratet.
»Ich danke Euch für Eure Offenheit, Mama Immaculada«, sagte Charlotta aufrichtig.
Die Wahrsagerin winkte ab. »Es ist nicht gut, wenn ein Mädchen in die Ehe geht, ohne zu wissen, was in der Hochzeitsnacht geschieht. Ich bin sicher, Eure Mutter hätte Euch aufgeklärt. Eines aber muss ich Euch noch sagen: Die fleischliche Vereinigung kann das Glück auf Erden sein, wenn sich Mann und Frau lieben. Ist aber keine Liebe im Spiel, sondern regiert einzig die Wollust das Tun, dann ist es eine Hurerei. Zwingt der Mann aber eine Frau, sich gegen ihren Willen mit ihm zu vereinigen, so ist es Schändung, die nicht nur dem Leib, sondern vor allem der Seele großen Schaden zufügt. Geht also vorsichtig um mit Eurer Tugend. Verschenkt sie nur an den, den Ihr aufrichtig liebt.«
Mit großen Augen sah Charlotta die Wahrsagerin an, dann antwortete sie: »Mein Begehren ist nur auf einen einzigen Mann gerichtet. Auf den Mann, dem ich die ewige Liebe und Treue geschworen habe. Und ich bin fest entschlossen, diesen Schwur zu halten. Ich liebe Vasco da Gama. Einzig und allein ihm gehören mein Körper, mein Geist und meine Seele.« Sie klang entschlossen, doch plötzlich brach ihre Stimme, wurde klein und blass. »Auch, wenn er denkt, ich hätte ihn verraten und er mich mit Verachtung straft.«
»Eines Tages wird er wissen, dass Ihr sein Vertrauen niemals missbraucht habt«, erwiderte Mama Immaculada und strich Charlotta sanft über die wilden Locken.
Zur selben Stunde hatten sich der Rat des Königs und sämtliche Admirale der königlich-portugiesischen Flotte im Palast von König Manuel I. versammelt. Die hochrangigen Herren saßen auf gepolsterten Bänken entlang der mit feinen Stoffen bespannten Wände.
An der Stirnseite des Ratssaals saß der König in einem dick gepolsterten, ausladenden Lehnstuhl, der große Ähnlichkeit mit dem Thronsessel im Prunksaal aufwies. Neben ihm stand ein Schreiber an seinem Pult. Vor ihm lagen mehrere gespitzte Federn, ein Behältnis mit Tinte, eine Rolle Pergament und feiner Sand zum Ablöschen der Tinte.
Eine merkwürdige Stimmung herrschte im Raum. Anders als sonst schwiegen die Herren, warfen sich nur hin und wieder wissende Blicke zu. Nur ab und zu
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