Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
entschlüsseln und ihr einen Weg zeigen, wie sie Vasco zurückgewinnen konnte.
»Der Rat des Königs wird heute tagen«, berichtete Juana. »Euer Vater hat sich bereits auf den Weg in den Palazzo gemacht. Auch Dom Pedro wird dort sein. Er hat für heute Abend seinen Besuch angekündigt.«
Charlotta krauste missmutig die Stirn. »Was will er denn? Reicht es nicht, dass ich ihn gestern begleitet habe?«
Juana seufzte. »Ein Bote kam heute früh und kündigte sein Kommen an. Er will mit Euch und Dom Ernesto sprechen. Die Sache dulde keinen Aufschub, ließ er bestellen.«
»Er will über die Hochzeit sprechen«, vermutete Charlotta und Juana bestätigte ihre Befürchtungen.
»Einen Goldschmied hat er bestellt, der ebenfalls am Abend eintreffen wird, dazu den königlichen Gewandschneider.«
Charlotta lachte bitter auf. »Da kann er lange warten. Ich habe ihm schon mehrfach gesagt, dass ich ihn nicht vor dem Herbst heiraten werde.«
Juana wiegte bedächtig den Kopf hin und her. »Die Umstände haben sich geändert. Bisher musste Dom Pedro gezwungenermaßen auf Eure Trauerzeit um Vasco da Gama Rücksicht nehmen – doch nun ist Vascos zurückgekehrt. Dom Pedro hat das Recht auf seiner Seite. Ihr werdet ihn heiraten müssen. Er wird darauf bestehen, Euch so schnell wie möglich zu seiner Frau zu machen.«
Charlotta nickte unwillig. Sie hatte den Gedanken an eine Hochzeit mit Dom Pedro erfolgreich verdrängt und immer auf ein Wunder gewartet, dass die Verbindung mit dem Grafen Corvilhas einfach wegwischte und den Weg in eine Zukunft mit Vasco da Gama wies. Aber das Wunder ließ auf sich warten. Und wie lange sie noch darauf warten musste, das sollte ihr Mama Immaculada sagen. Denn so, wie es aussah, würde sie schon in Kürze mit Dom Pedro vor den Altar treten. Und dann half selbst ein Wunder nicht mehr.
Aber es gab da noch etwas, das Charlotta unbedingt in Erfahrung bringen musste. Etwas, das mit ihrem Begehren, mit ihren Träumen, Wünschen und Sehnsüchten zu tun hatte. Fragen, die sie nur einer Frau zu stellen wagte. Charlotta sah prüfend zu Juana, doch dann schüttelte sie unmerklich den Kopf. Nein, Juana war für ein solches Gespräch nicht geeignet. Sie war zwar eine Frau, doch war sie nie verheiratet gewesen, und Charlotta hatte sie Zeit ihres Lebens noch nie in Begleitung eines Mannes gesehen. Juana gehörte sozusagen zum Inventar des Palazzo der Alvarez’. Dass die Bedienstete daneben noch ein eigenes Leben haben könnte, kam Charlotta nicht in den Sinn. Nur Eines gab es noch, dass sie unbedingt wissen musste: »Juana, Dom Pedro weiß von meinem Muttermal. Er hat es Vasco gegenüber erwähnt, so dass dieser glaubt, ich hätte mich Corvilhas hingegeben. Hast du eine Ahnung, woher er das wissen könnte? Nie, nie, nie habe ich mich ihm je unbekleidet gezeigt und ich habe auch nicht vor, es jemals zu tun. Gleichgültig, ob er mit mir verheiratet ist oder nicht.«
Juana schüttelte den Kopf. »Kein Mensch außer Eurem Vater und mir kennt dieses Mal, das Ihr seit Eurer Geburt an dieser Stelle tragt. Ich kann mir nicht vorstellen, woher Dom Pedro davon erfahren haben soll.«
Charlotta sah der alten Frau streng in die Augen. »Hast du jemals in der Gesindestube darüber berichtet?«
Wieder schüttelte Juana den Kopf. »Niemals, Herrin. Nicht einmal der Kräuterkundigen habe ich davon erzählt, sondern sie in dem Glauben gelassen, ich hätte das Muttermal an meinem Körper.«
Charlotta ließ es gut sein. Sie vertraute Juana, doch noch immer war ihr Dom Pedros Wissen ein Rätsel.
»Die Linien in Eurer Hand werden sich nicht verändern, Doña Charlotta«, teilte Mama Immaculada ihr mit und hob leicht die Schultern. »Noch immer verläuft eine deutliche Nebenlinie neben der Linie der Liebe. Sie berührt Eure Lebenslinie, doch sie kreuzt sie nicht. Euer Schicksal hat sich nicht gewandelt.«
»Heißt das, ich werde Dom Pedro nicht heiraten?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte die alte Wahrsagerin. »Ich kann Euch nicht mehr sagen, als Eure Hand mir zeigt. Wenn Dom Pedro mit der Nebenlinie gemeint sein sollte, nun, so wird er Euer Leben nur streifen und Euch ansonsten keinen Schaden bringen. Für eine kurze Zeit noch ist er mit Eurem Leben verwoben.«
»Wie lange?«
Mama Immaculada lächelte und schüttelte den Kopf. »So wie die Hand keine Namen preisgibt, so verrät sie auch nichts über die Dauer bestimmter Ereignisse. Ihr müsst Euch gedulden und abwarten, was weiter geschehen wird.«
Charlotta überlegte
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