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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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kühlte.
    »Wasser«, krächzte er. »Ich habe Durst.«
    »Warte einen Augenblick.«
    Wieder riss Suleika einen Streifen Stoff von ihrem Kleid und wischte damit über die nasse Mauerwand. Dann beugte sie sich über ihn, wrang den Stofffetzen aus, so dass zwei Tropfen auf Vascos Lippen fielen, die er gierig mit der Zunge ableckte. Mit einem Stöhnen schloss er die Augen und krümmte sich schmerzvoll zusammen.
    Suleika strich behutsam über seine stoppelige Wange, fühlte das Fieber, das seinen Körper erhitzte und ihn gleichzeitig im Schüttelfrost erzittern ließ, und seufzte. »Wenn nicht bald etwas geschieht, wird Vasco sterben«, sagte sie. Sie wandte sich nicht um, doch ihre Worte waren an ihren Diener Arabinda gerichtet.
    Erst als sie keine Antwort bekam, drehte sie sich zu ihm um und seufzte. Arabinda saß seit der Verhaftung im Schneidersitz auf dem kalten Boden. Seine Arme hatte er locker auf die gebeugten Knie gelegt und mit den Daumen und Zeigefingern seiner Hände einen Kreis geformt. Er hielt die Augen geschlossen und schwieg hartnäckig. Nur hin und wieder bewegte sich sein Körper im wiegenden Rhythmus vor und zurück und aus seinem Mund kam ein einziger summender Ton.
    Arabinda war tief im indischen Hinterland aufgewachsen. Er war weder Muslim noch Christ, sondern gehörte einer Religion an, die einen Buddha als Gott anbetete. Das Sitzen, Wiegen und Summen gehörte zu den Ritualen dieses Buddhismus, war mystische Selbstversenkung, um sich der inneren Kräfte bewusst zu werden.
    Suleika fand, Arabinda hätte in den vergangenen sieben Tagen genug innere Kraft gesammelt, um allmählich in den Alltag des Kerkers zurückzukehren und hoffentlich eine Lösung zu finden. Sie ging zu ihm und rüttelte ihn leicht an der Schulter. »Arabinda! Hörst du mich?«
    Ihr Schütteln wurde heftiger. Arabinda öffnete die Augen und sah sich um, als sähe er diesen Ort zum ersten Mal. Doch er brauchte nur wenige Momente, um sich der Wirklichkeit wieder bewusst zu werden. Liebevoll und mitleidig sah er Suleika an und zupfte einige Strohhalme weg, die an ihrem Gewand hafteten.
    »Wir müssen etwas unternehmen. Vasco da Gama geht es schlecht. Er hat Fieber, manchmal schwindet ihm sogar das Bewusstsein«, klagte Suleika.
    Arabindas Gesicht verfinsterte sich. Seine Stirn zog sich in Falten. »Er ist Schuld an unserer Lage. Er hat uns mit falschen Versprechungen aus dem Land unserer Väter gelockt und in das Reich der Barbaren gebracht. Menschen, welche der Natur mit solcher Missachtung begegnen, die Stille scheuen und einander Feind sind, haben nichts anderes als den Tod verdient. Die Gerechtigkeit der Götter wäre es, stürbe er um unserer Freiheit willen«, erwiderte er.
    »Ich verbiete dir, so zu sprechen«, erklärte Suleika mit herrischer Stimme und stampfte mit dem Fuß auf. »Vasco da Gama hat uns mit Ehre und Achtung behandelt. Er ist ein Freund unseres Volkes und kann nichts für die Schlechtigkeit der Menschen in seiner Heimat. Ein Komplott ist gegen ihn im Gang.«
    Arabinda zuckte mit den Achseln. »Was wissen wir schon über den Kapitän?«, fragte er. »Was wissen wir über die Sitten und Gebräuche hier? Ich weiß nur das Eine: Wir sitzen im Kerker, sind dem Tode nah und schuld daran ist da Gama.«
    Er griff nach Suleikas Hand: »Verzeiht, Herrin, dass ich zulassen musste, wie Euch ein Leid geschieht. Ich werde mich vor Eurem Vater verantworten und jede Strafe annehmen, die er über mich verhängen wird. Den Tod verdient ein jeder, der Euch auch nur ein Haar krümmt. Ihr seid die Herrlichste der Frauen, auserkoren von den Göttern, geliebt und verehrt zu werden. Da Gama wird sterben, sollten die Götter Gerechtigkeit walten lassen. Er, nur er allein ist Schuld an unserer Lage.«
    »Rede keine Unsinn, Arabinda. Ich weiß, dass in deinen Händen Zauberkräfte stecken, mit denen du zu heilen vermagst. Ich gebiete dir also: Geh zu seinem Lager und mache da Gama wieder gesund.«
    Trotzig schüttelte Arabinda den Kopf. »Ihr seid verblendet, Herrin. Mit lockenden Worten hat er Euer Herz gestohlen. Meint Ihr, ich habe nicht bemerkt, wie Ihr ihn anseht? Ihr sucht seine Nähe und lauscht seinen Worten als wären sie Gebote des Himmels. Er hat einen Keil zwischen Euch, Herrin, und mich, Euren Diener, getrieben. Einen Keil, der entfernt werden muss, sobald die rechte Stunde geschlagen hat.«
    Daraufhin schloss er die Augen und versetzte seinen Körper erneut in wiegendes Schaukeln.
    Suleika seufzte. Sie kannte Arabindas

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