Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Euch zu stärken. In der anderen Kanne ist Milch mit Honig. Sie wird Euch wieder zu Kräften bringen.«
Überrascht von der Freundlichkeit des Reiters, fragte die Prinzessin von Kalikut: »Guter Mann, sagt uns, was geschehen ist. Bringt man uns wirklich auf das Gut von da Gama? Oder diente die Behauptung nur als Vorwand, um uns zur Richtstätte zu bringen, auf der wir alle unser Leben lassen müssen?«
Der Reiter, ein blutjunger Mann, von dem ein leichter Fischgeruch ausging, schüttelte den Kopf. »Ihr werdet nicht hingerichtet. Ich werde Euch begleiten und dafür sorgen, dass Ihr sicher ankommt.«
»Wie das? Was ist geschehen? Aus welchem Grund hat der König seine Meinung geändert?«
Der Junge hob bedauernd die Schultern. »Ich darf Euch nichts sagen. Nur eines: Eine Frau war es, die dieses Wunder bewirkt hat.«
Zähneknirschend hatte Dom Pedro die Befreiung da Gamas auf Charlottas Betreiben veranlasst. Wie ein Hofhund hatte er vor dem König gestanden und sein Anliegen vorgebracht. Und wie ein Fuchs hatte der König ihn beäugt, sein Misstrauen konnte er dabei nur schlecht verbergen. Dom Pedro wusste, dass Manuel I. sich seinem Wunsch nur gebeugt hatte, weil er tief in seinem Herzen noch immer von da Gamas Unschuld überzeugt war. Trotzdem musste Corvilhas erst noch eine ungeheure Menge an Geld für die königlich-portugiesische Flotte zusichern, ehe sich die Kerkertüren für da Gama öffneten.
So viel Geld wie für Charlotta hatte Dom Pedro noch nie für eine Frau ausgegeben. Doch er hatte auch noch nie eine Frau so begehrt wie Charlotta. Und er war sicher, dass sich seine Investitionen lohnen würden: Ihr kurviger Körper war ein einziges Versprechen, ihre vollen roten Lippen eine himmlische Versuchung, der er nicht länger widerstehen wollte. Heute würde er sie endlich vor den Altar bringen. Heute war der Tag seines Triumphes.
Mit einem Lächeln wandte er sich ihr zu: »Nun, meine liebe Charlotta. Jorges, Euer Bote, hat bestätigt, dass da Gama und die Fremden wohlbehalten dort angelangt sind, wo sie hoffentlich für immer bleiben werden. Einer Trauung steht nun nichts mehr im Weg.
Charlotta lächelte sanft. »Freut Euch nicht zu früh, Dom Pedro. Eine Ehe kann die Hölle auf Erden sein.«
Sie nahm ihren Fächer, klappte ihn auf und wedelte sich ein wenig Kühlung zu. Erhobenen Hauptes stand sie in der Halle, angetan mit einem Hochzeitskleid aus Brüsseler Spitze, das Haar mit kostbaren Perlen verziert.
Trotz der Hitze trug der Graf von Corvilhas ein goldenes Wams aus Brokatstoff. Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Mund war trocken. Wie immer, wenn er in Charlottas Nähe war.
Ein leichter Windzug kam durch das geöffnete Fenster und spielte mit Charlottas Röcken, hob sie leicht an, so dass er ihren zarten Knöchel sehen konnte. Er leckte sich gierig über die Lippen. Sein Verlangen nach ihr war in unerträglichem Maße gewachsen. War es ihr steter Widerstand, der ihn jede Summe für sie bezahlen ließ? War es ihr Trotz, der ihn reizte und sein Verlangen bis zur Weißglut steigerte? Es hatte bisher nichts in Dom Pedros Leben gegeben, das er mehr gewünscht hatte. Und nichts, was sich ihm so hartnäckig verweigerte.
»Ich bin sicher, unsere Ehe, liebe Charlotta, wird der Himmel auf Erden sein«, antwortete er. Seine Stimme klang hart und Charlotta hatte die Drohung gut verstanden. Sie zuckte mit den Achseln. »Seid Ihr so kurz vor der Trauung noch einmal gekommen, um mir das zu versichern?«, frage sie spöttisch.
»Ich bin gekommen, um sicher zu gehen, dass Ihr Euch an unsere Abmachung haltet und nicht mit unliebsamen Überraschungen aufwartet.«
»Liebt Ihr etwa keine Überraschungen?«, fragte Charlotta.
»Ich erwarte Euch vor dem Altar.«
Dom Pedro wandte sich um und verließ die Halle, ohne die Frage seiner zukünftigen Gemahlin zu beantworten. Draußen bestieg er sein Pferd und ritt zur Kirche Santo Domenico. Im selben Augenblick begannen die Glocken zu läuten und gaben auch Charlotta das Zeichen zum Aufbruch.
Wenig später stand sie vor dem Altar. Ohne, dass man ihr eine innere Regung vom Gesicht ablesen konnte, ließ sie die Trauungszeremonie über sich ergehen. Sie ließ sich den Ring anstecken, den Schleier zurückschlagen, spürte Dom Pedros feuchte Lippen auf ihren, unterdrückte ein Schaudern, erlebte das Fest als Gnadenfrist, auf der ein einziger Gedanke sie beherrschte: Die Ehe muss vollzogen werden. Erst dann ist sie gültig.
Viel zu schnell kam die Nacht. Die Gäste
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