Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
vor Lachen. Die Töne stiegen in ihrer Brust auf, waren um nichts in der Welt zurückzuhalten, brachen aus ihr heraus wie ein Sommergewitter. Sie lachte und lachte, und gleichzeitig stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie kicherte und weinte gleichzeitig, den Blick noch immer auf den roten, länglichen Wurm gerichtet, der unter ihren Blicken immer kleiner und kläglicher wurde, bis er schließlich ganz zusammen fiel und sich eng an die feisten Schenkel schmiegte.
»Halt den Mund, Weib!«, schrie Dom Pedro und auch seine Stimme erreichte gefährliche Höhen. Doch Charlotta konnte nicht aufhören. Es war, als bräche die gesamte Anspannung der letzten Wochen, alle Zweifel und Ängste auf einmal aus ihr heraus. Sie ließ sich auf das Bett fallen, krümmte sich, heulte, lachte, japste nach Luft und war durch nichts zu beruhigen. Dom Pedro stand vor ihr, die Hände schützend auf den armen Wurm gelegt, das Gesicht zornrot verfärbt.
»Halt den Mund, sage ich!«, schrie er wieder. Ohnmächtige Wut raste wie ein Orkan durch seine Adern und ließ ihn erzittern. »Sei endlich still, Weib!«
»Ich ... ich kann nicht«, japste Charlotta, wurde gleichzeitig von quälenden Schluchzern geschüttelt und wand sich auf dem Bett. »Ihr habt mir einen Mann versprochen, doch stattdessen sehe ich nun einen riesigen Kürbis, aus dem eine kleine Made kriecht!«
Ein neuer Anfall zwischen Lachen und Weinen erstickte ihre letzten Worte und sie wies mit dem Finger auf den armen Wurm, der jetzt tatsächlich blutleer und verschrumpelt zwischen Corvilhas Beinen hing wie ein Anhängsel ohne Bedeutung.
Corvilhas öffnete den Mund, schnappte nach Luft, suchte nach Worten, doch vergeblich. Die Wut hatte alle Worte verschluckt, die Demütigung seine Zunge gelähmt. Mit einem Zischen nur bückte er sich nach seinen Kleidern, presste diese vor seinen Unterleib und floh aus dem Zimmer, als wäre er von allen Höllenhunden gehetzt.
Kaum war Dom Pedro weg, da beruhigte sich Charlotta augenblicklich. Das Lachen erstarb und ging in ein Schluchzen über. Sie weinte, weinte, weinte, bis sie schließlich erschöpft einschlief.
Teil 2
Kapitel 10
D rei Monate waren seit Charlottas Hochzeit vergangen, doch noch immer hatte sie die Ehe mit Dom Pedro nicht vollzogen.
Die Geschehnisse in der Hochzeitsnacht hatten dem 37-jährigen Grafen einen solchen Schrecken versetzt, dass sich sein Gemächt davon noch nicht erholt hatte. Die Demütigung saß so tief, dass Dom Pedro befürchtete, seine Männlichkeit, mit der er auch schon früher von Zeit zu Zeit Schwierigkeiten gehabt hatte, sei nun endgültig dahin. Und Schuld daran trug einzig und allein Charlotta!
Bei dem Gedanken an seine junge Ehefrau knirschte Dom Pedro unbeherrscht mit den Zähnen. Sie hatte ihn ruiniert, hatte ihn um ein großes Vermögen und um seine Potenz gebracht. Und was hatte er dafür bekommen? Nichts, rein gar nichts außer Spott und Hohn. Wie lange würde es noch dauern, bis die Fragen der Klatschbasen anfingen? Er konnte sie direkt hören: »Na, liebste Doña Corvilhas, befindet Ihr Euch wohl? Ja? Kein morgendliches Erbrechen? Oh! Vielleicht solltet Ihr einmal zu einer Kräuterkundigen gehen. Oder liegt es an Dom Pedro? Nun, ein paar frische Austern in einem kräftigen Sud aus gekochtem Sellerie kann da Abhilfe schaffen.«
Und wie lange würde es noch dauern, bis sich Charlotta an den Bischof wandte, um die Ehe auflösen zu lassen? Dom Pedro kannte die Gesetze. Verfügte eine junge Ehefrau noch ein Jahr nach der Trauung über ihre Jungfräulichkeit, galt die Ehe als ungültig.
Unruhig schritt Dom Pedro in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er hatte sich verschätzt. Statt Ruhm, Erfolg und eine reiche Mitgift einzustreichen, hatte er verloren. Charlottas Mitgift, riesige Ländereien im Inneren des Landes, würden an Dom Ernesto zurück fallen. Das beurkundete Versprechen über die Heirat wäre hinfällig, so dass Dom Pedro keinerlei Handhabe gegen den Admiral mehr hatte. Nicht einmal seinen Schmetterlingstrumpf konnte er noch ausspielen. Was bewies die Kenntnis des Muttermals seiner Frau schon? Seine Unfähigkeit als Mann dagegen würde durch das Ausbleiben einer Schwangerschaft für alle sichtbar sein. Er konnte sich gut vorstellen, dass der alte Alvarez alles daran setzen würde, die Ehe als ungültig erklären zu lassen. Während der Reichtum der Alvarez’ Dank da Gamas erfolgreicher Expedition stetig wuchs, schwanden die Mittel Dom Pedros so schnell, dass er fast dabei zusehen
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