Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
konnte.
Es musste etwas geschehen. Irgendetwas musste ihm einfallen, um seine Geldladen aufzufüllen und obendrein der Schande der Impotenz zu entgehen.
Als Dom Pedro gemerkt hatte, dass ihm allein keine passende Lösung einfallen wollte, hatte er nach Alonso Madrigal schicken lassen. Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine düsteren Gedanken und kündigte ihn schon an.
»Komm rein, setzt dich, nimm dir Wein und Gebäck«, forderte Corvilhas seinen Berater auf.
Madrigal zog verwundert die Augenbrauen in die Höhe. Er war diese Freundlichkeit seines Herrn nicht gewohnt und schloss daraus, dass es sich diesmal um eine sehr heikle Angelegenheit handeln musste, bei der Dom Pedro die Hilfe seines Beraters brauchte. Madrigal bediente sich großzügig vom Wein, nahm gleich mehrere Gebäckstücke, ließ einige davon in der Tasche seines Wamses verschwinden und knabberte an einem anderen.
Dom Pedro stand am Fenster. Er hatte die Arme über der Brust verschränkt und starrte auf seinen Berater, der sichtlich guter Stimmung war.
»Was gibt es Neues in der Stadt und bei Hofe?«, fragte Dom Pedro, um etwas Zeit zu schinden und nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen.
»Gerüchte, nichts als Gerüchte«, erwiderte Madrigal und nahm sich ein Törtchen mit Karamellüberzug.
»Was für Gerüchte?«
»Der übliche Hofklatsch. Doña Carmelita hat sich ein Kleid machen lassen, das dem der Königin aufs Haar gleicht, Dom Luis soll Haus und Hof beim Würfelspiel verschuldet haben, die Frau des spanischen Gesandten am Hof hat ein Kind mit blonden Haaren zur Welt gebracht, welches dem deutschen Gesandten verblüffend ähnelt und Doña Charlotta ist noch immer nicht schwanger.«
Beim letzten Satz ließ Madrigal den süßen Ton fahren und sah seinen Herrn von unten an. Er sah, wie sich dessen Gesicht verfinsterte und die Finger unruhig auf der Fensterbank trommelten.
»Hmm!«, knurrte Corvilhas. »Man sollte den Hofschranzen die Zunge herausreißen oder ihnen wenigstens einen Maulkorb anlegen.«
Madrigal betrachtete ausgiebig seine sorgfältig polierten Nägel und sagte gleichgültig: »Die Welt ist voller Lügen, nicht wahr, Herr?«
»Was? Wie?«
Dom Pedro hatte nicht zugehört. Seine Aufmerksamkeit galt Charlotta, die eben durch das Eingangsportal schritt und leichtfüßig im Garten verschwand, begleitet nur von Juana, die einen Korb über dem Arm trug, und einem Knecht, den er strengstens angewiesen hatte, jeden Schritt und jedes Wort seiner Ehefrau zu beobachten und ihm davon zu berichten.
»Die Welt ist voller Lügen, sagte ich. Oder stimmt es etwa, was am Hof geredet wird? Ist Doña Charlotta noch immer nicht in gesegneten Umständen?«
Madrigals Stimme triefte vor geheucheltem Mitgefühl.
»Sie ist eine junge Frau«, erklärte Dom Pedro Madrigal. »Ihr Schoß muss sich erst daran gewöhnen, dass ihr ein Mann regelmäßig beiwohnt.«
»Ach?«
Madrigal liebte es, seinem Herrn gegenüber den Einfältigen zu spielen und ihm auf diese Weise seine Geheimnisse zu entlocken. »Ach«, wiederholte er. »Seht Ihr, so verschieden sind die Weibsleute. So manch eine braucht ein Mannsbild nur von weitem zu sehen und schon ist sie schwanger, andere gewöhnen sich langsam und noch andere nie. Es muss nicht unbedingt nur Eure Schuld sein, wenn die Ehe nach einem Jahr für ungültig erklärt wird, Herr.«
Madrigal genoss es, Salz in die Wunden seines Herrn zu streuen. Dom Pedro fixierte seinen Berater aus schmalen Augen. Am liebsten wäre er ihm an die Gurgel gegangen. Doch er beherrscht sich mühsam.
»Was rätst du mir, Madrigal?«, fragte er stattdessen.
»Das kommt auf die genauen Umstände an, Herr.«
»Was heißt das? Welche Umstände meinst du?«
»Nun, nachts sind alle Katzen grau. Die Kater übrigens auch. Brennt kein Licht, so kann man den einen nicht vom anderen unterscheiden.«
Er kicherte und nahm sich einen neuen Keks. »Ich bin Euch und Eurer schönen Frau Gemahlin stets zu Diensten, Dom Pedro.«
»Untersteh dich, du Hurensohn«, tobte Corvilhas und machte Anstalten, Alonso Madrigal am Kragen zu packen.
Doch der Berater war schneller. Flink wie eine Eidechse huschte er aus dem Sessel. »Meint Ihr, es löst Euer Problem, wenn Ihr mich züchtigt?«, fragte er zuckersüß. Dom Pedro ließ die Hand sinken.
»In meinem Haus dulde ich keine anderen Kater. Tags nicht und schon gar nicht in der Nacht«, sagte er und unterstrich seine Worte mit einer Handbewegung. »Im Übrigen wird sich dieses Problem in den
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