Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
nächsten Tagen von selbst lösen.«
»Wie Ihr meint«, antwortete Madrigal und seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht an eine schnelle Auferstehung von Corvilhas Männlichkeit glaubte.
»Es gibt noch etwas anderes, das ich mit dir besprechen wollte.«
Dom Pedro räusperte sich und goss sich ein Glas Wein ein, bevor er weitersprach: »Meine Geschäfte verlangen es, dass ich neue, Gewinn bringende Investitionen tätige. Du hast deine Ohren überall, Madrigal. Kannst du mir eine gute Geldanlage empfehlen?«
Madrigal zog die Stirn in Falten, als dächte er angestrengt nach. Er ist also nicht nur impotent, sondern obendrein am Rande des finanziellen Abgrunds, überlegte er. Ob Dom Ernesto de Alvarez mich wohl in seine Dienste übernehmen würde, wenn ich dafür sorge, dass Corvilhas für eine Weile, wenn nicht sogar für immer, von hier verschwindet?
Langsam und beim Sprechen noch einmal jedes Wort überdenkend, sagte er: »Erinnert Ihr Euch an die Karte, die Vasco da Gama mit Hilfe der Prinzessin von Kalikut auf der Rückfahrt von Indien gezeichnet hat?«
Dom Pedro winkte ab. »Ammenmärchen. Ich glaube nicht, dass es diese Karte jemals gegeben hat.«
»Ihr täuscht Euch. Der Seemann, der zu Ungunsten da Gamas vor dem König ausgesagt hat, hat sie mir verkauft.«
»Das sagst du erst jetzt? Wo ist die Karte? Bring sie mir, Herrgott!«
»Sie ist an einem sicheren Ort, Dom Pedro. Ein so wertvolles Stück lässt man nicht in irgendeiner Truhe liegen.«
Dom Pedro kniff die Augen zusammen. »Wie viel?«, fragte er.
Madrigal schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Ihr sie bezahlen könnt. Sie ist ein Schatz, eine wahre Goldgrube. Jedem Kapitän, der es versteht, eine solche Karte zu lesen, sind Tür und Tor für weitere, noch viel versprechendere Entdeckungen in Indien geöffnet.«
In Corvilhas Augen flammte Gier auf. Er musste diese Karte haben!
»Wie viel?«, fragte er noch einmal.
Madrigal schwieg.
»Ich biete Euch 100 Golddukaten«, bot Dom Pedro an.
Madrigal lachte auf. »Allein die Truhe, in der ich sie sicher verwahre, ist mehr wert.«
»Also wie viel?«
Madrigal schwieg noch immer. Er war entschlossen, den höchstmöglichen Preis herauszuschlagen. Kam die Karte in die richtigen Hände, so war sie tatsächlich mehr als Gold wert. Doch verkaufen konnte er sie nicht. Jeder würde fragen, wie er in ihren Besitz gekommen war. Was sollte er darauf antworten? Nein, diese Karte war nur dem von Nutzen, der sich selbst auf Entdeckungsfahrt machte, getrieben von Habgier und Ruhmsucht, und nicht lange fragte, woher die Karte stammte. Madrigal selbst war kein Seemann. Ihm wurde schon schlecht, wenn er ein Schiff betreten sollte, das fest verankert im Hafen von Rastello lag. Dom Pedro war im Grunde der Mann, den er brauchte. Ihm stand das Wasser bis zum Hals. Wenn er ihn überreden konnte, da Gama nachzueifern, so wäre das die beste Lösung. Eitel war Dom Pedro, eitel und – Gott sei es geklagt – dumm wie die Nacht. Noch nie hatte Alonso Madrigal so etwas Wertvolles wie diese Karte besessen. Doch wirklich wertvoll war sie nur für den, der auch an sie glaubte. Nun, vielleicht stand dieser Mann vor ihm? Madrigal war jedenfalls fest entschlossen, mit der Karte genügend zu verdienen, um damit für den Rest seiner Tage auszukommen. Nein, mehr als das. Ein angenehmes Leben sollte sie ihm bescheren.
»Ich verkaufe die Karte nur an einen Mann, der sie zu nutzen weiß«, sagte er schließlich. »Sie ist nicht nur der Garant für die Schätze Asiens und des Orients, sondern verspricht obendrein Ruhm und die stete Dankbarkeit des Königs. Für einen tüchtigen Seemann wäre es damit ein Leichtes, Vasco da Gamas Erfolg zu übertrumpfen. Ich habe bereits daran gedacht, mich mit dem Kapitän in Verbindung zu setzen. Die Karte könnte ihm eine willkommene Wiedergutmachung sein.«
»Untersteh dich, du Bastard. Die Karte gehört mir. Wie viel willst du dafür haben? Glaube ja nicht, da Gama wäre bereit, dafür nur einen einzigen Silberling zu bezahlen. Anzeigen würde er dich, den Schergen der Krone ausliefern. Hängen würdest du, elender Hurensohn.«
»Ja, Herr. Die Welt ist schlecht und voller Ungerechtigkeit. Ihr könntet Recht haben. Da Gama wird sie nicht mehr brauchen. Sicherlich hat er in der Zeit seit der Rückkehr auf sein Gut Gelegenheit genug gehabt, um mit Suleikas Hilfe eine neue Karte anzufertigen. Ob Dom Ernesto de Alvarez vielleicht Interesse hätte?«
Er hatte leise gesprochen,
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