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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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ausgelaufen. Zu schwer war das Fass für ihn. Lasst ihn, er ist doch noch ein Kind.«
    »Maul halten!«, schrie Dom Pedro, riss mit einem heftigen Ruck an der Peitsche, so dass Charlotta sie losließ und einen Schritt nach hinten taumelte.
    »Maul halten! Alle hier! Ich bin der Kapitän und sage, wann es genug ist. Der Tölpel hätte um ein Haar kostbares Öl vergossen. Öl, für das ich teures Geld bezahlt habe. Ich dulde keine Schlampereien auf diesem Schiff.«
    Wieder schwang er drohend die Peitsche, doch die Mannschaft war ohne ein Wort zusammengerückt und hatte sich schützend vor den Jungen gestellt. An die zwanzig Männer mit nackten Oberkörpern und muskelbepackten Oberarmen standen da und sahen Dom Pedro wortlos an.
    Charlotta wusste, dass sie etwas tun musste. Ganz schnell musste sie handeln, damit Dom Pedro vor der Mannschaft sein Gesicht nicht verlor und die ersten Anfänge einer Meuterei im Kern erstickt wurden. Es wäre fatal und brächte niemandem einen Nutzen, wenn es bereits am ersten Tag auf See zu Unstimmigkeiten käme. Sie verspürte zwar nicht die geringste Lust, den Kapitän zu schützen, doch noch war die rechte Zeit nicht gekommen. Jedes Schiff war nur so gut wie seine Mannschaft. Jedes Kind, das am Meer aufgewachsen war, wusste das.
    Sie griff sich mit einer Hand an die Stirn, stieß einen lauten Seufzer aus und sank genau vor Dom Pedros Stiefeln zu Boden.
    Im Kapitän tobte noch immer der Jähzorn, doch auch er wusste, dass ihm mit einer Meuterei nicht gedient war. Er ließ die Peitsche fallen, beugte sich über Charlotta und schlug ihr heftiger als notwendig auf beide Wangen. Schließlich schlug sie die Augen auf, blickte scheinbar verwirrt um sich und bat dann mit zitternder Stimme, dass Dom Pedro sie in die Kabine begleitete.
    Murrend half er seiner Frau auf die Beine und die Menge der Seeleute zerstreute sich. Schon wenige Augenblick später hörte sie die Geräusche der täglichen Verrichtungen. Einer schrubbte das Deck, ein anderer machte sich an den Segeln zu schaffen, ein dritter kontrollierte die Taue. Nur der alte Mann kniete neben dem Jungen und tupfte behutsam mit einem Tuch das Blut von den Wunden.
    Schweigend brachte Dom Pedro Charlotta in ihre Kabine. Doch kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, stieß er sie grob auf ihre Bettstatt und herrschte sie an: »Falle mir niemals wieder ins Wort! Wage es niemals wieder, mich bei meiner Arbeit zu stören. Tust du es doch, so sorge ich dafür, dass du diese Kabine erst in Indien wieder verlassen darfst.«
    Gehorsam nickte Charlotta. Sie wusste, es hatte wenig Sinn, mit Dom Pedro zu streiten. Viele Wochen lang war sie mit ihm auf engstem Raum zusammen. Es hatte keinen Sinn, seinen Zorn herauszufordern.
    Dom Pedro sah sich in der Kabine um. Ein kleiner Tisch, ebenfalls fest auf dem Boden verankert, stand unter einer winzigen Öffnung, die nur wenig Licht herein ließ. Man konnte den Tisch nur benutzen, wenn man auf der Bettstatt saß. Daneben, dem Bett gegenüber, befand sich eine Kleidertruhe. Auf ihr lagen einige Kissen, so dass Charlotta eine Sitzgelegenheit für etwaige Besucher hatte. Doch wer sollte sie hier schon besuchen?
    Ansonsten war der Raum karg wie eine Mönchszelle. Die Wände waren aus rohen Holzplanken, der Fußboden bestand ebenfalls aus Holz. Ein einfacher Messingleuchter sorgte für Licht. Auf einem Ständer neben der Tür befand sich ein schlichtes Waschgeschirr.
    Dom Pedro betrachtete jedes Teil aufmerksam, als suche er nach etwas, für das er Charlotta schelten könnte. Doch offensichtlich fand er nichts. Sie hatte die Kabine in keiner Weise verändert.
    »Es gibt bald Abendbrot«, teilte er ihr schließlich mit einem Knurren mit. »Ich hoffe, du hast etwas Anständiges zum Anziehen dabei. Meine Mannschaft soll nicht glauben, ich halte dich wie eine Magd.«
    »Ihr selbst, Dom Pedro, habt mir meine Reisekleidung zusammengestellt«, erwiderte Charlotta und dachte mit leiser Genugtuung an die einfachen Kittel und Überkleider, die er bestellt hatte. Kleider in grauen, schwarzen und braunen Farbtönen aus grobem, festem Stoff und so weit geschnitten, dass ihre Figur darunter vollständig verborgen blieb. Dazu Hauben ohne Bänder und Spitzen, ein einfaches Wolltuch gegen die Kälte, ein paar kleine Holzkämme für das Haar.
    »Bist du nicht die Tochter des höchsten Flottenadmirals?«, polterte er nun, ging zu der Truhe und wischte mit einer wilden Handbewegung die Kissen zur Seite. Er öffnete den

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