Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
musst auch du essen und trinken. Deine Vornehmheit wird binnen dreier Tage verschwunden sein und du wirst dich genau wie die Männer um den Suppentrog drängen.«
Er lachte schallend und erwartete, dass die Männer einstimmten. Doch es waren zwar raue Kerle, dennoch hatten sie Achtung vor der Frau des Kapitäns und ein untrügliches Gespür für die Niedertracht und Ungerechtigkeit Dom Pedros. Sie schwiegen und löffelten ihre Suppe aus, und als der Trog leer war, rief einer durch den gesamten Raum: »Hey, Smutje, schaff frische Suppe herbei und vergiss das Brot dazu nicht.«
Eine Frau war es, die den schweren, dampfenden Kessel, der vor wenigen Augenblicken noch an Ketten über einer Feuerstelle gehangen hatte, unter Aufbietung aller Kräfte herbeischleppte. Die heiße Suppe schwappte im Kessel hin und her, floss über den Rand und befleckte den Boden. Die Hände der Frau zitterten, waren rot verbrüht, an einigen Stellen hatten sich Brandblasen gebildet. Das einstmals strahlend weiße Gewand war von Flecken übersät, ihr schwarzes Haar klebte verschwitzt an ihrem Kopf. Sie hatte den Mund vor Anstrengung verzogen, an ihrem schlanken Hals sah man deutlich die Adern hervortreten.
Charlotta erstarrte. So zwiespältig sie der Prinzessin von Kalikut auch gegenüber stand, eine solche Behandlung hatte sie nicht verdient!
»Hierher! Komm hierher!«, schrien die Männer und schlugen sich beim Anblick der schwitzenden, sich abrackernden Frau vor Freude auf die Schenkel. Doch Suleika begegnete jedem Ruf, jeder Anzüglichkeit mit geradem Blick und voller Stolz.
»Was soll das?«, fragte Charlotta den Kapitän, der ganz in den Anblick seiner Suppe vertieft schien.
»Was meinst du, meine Liebe?«, säuselte er und grinste sie unverschämt an.
»Die Prinzessin von Kalikut ist Gast auf der Sao Manuel und ihr gebührt eine dementsprechende Behandlung. Ich werde nicht zulassen, dass Ihr die Ehre und den Stolz dieser Frau in den Dreck zieht!«
»Arbeit schändet nicht. Und wozu taugt eine Frau sonst als zur Arbeit in der Küche?«, fragte der Kapitän.
Charlotta richtete sich auf, bog die Schultern nach hinten und reckte das Kinn kampflustig nach vorn. Aus ihren grünen Augen schossen Blitze.
»Arbeit schändet nicht, da habt Ihr Recht, Kapitän, wenn ich auch nicht glaube, dass Ihr aus persönlicher Erfahrung sprecht. Es ist auch nicht die Arbeit an sich, die die Würde besudelt, sondern die Art, wie Ihr Suleika behandelt.«
»Ich behandle weder dich noch die Prinzessin anders als jeden anderen auf diesem Schiff.«
»Nun, dann solltet Ihr vielleicht einmal darüber nachdenken, ob an dieser Behandlung insgesamt etwas falsch ist.«
Dom Pedro wischte ihre Bemerkung mit der Hand bei Seite. »Sie soll sich gleich jetzt daran gewöhnen, dass die Tage des Nichtstun vorbei sind. Wenn ich sie als Sklavin verkauft haben werde, muss sie noch ganz andere Sachen erdulden. Spätestens dann wird sie meine harte Schule hier zu schätzen wissen. Niemand wird dann mehr da sein, der ihr das Essen serviert.«
»Ihr wollt sie als Sklavin verkaufen? Sagtet Ihr nicht, Ihr wolltet sie zurück in die Heimat und zu ihrem Vater bringen?« »Ich habe es mir anders überlegt. Madrigal sucht schon lange nach einer Frau. Die da«, er wies mit dem Finger ungehobelt auf die unter der Last des schweren Kessels ächzende Suleika, »wäre genau die Richtige für ihn. Sie ist ihm einiges wert, die Prinzessin von Kalikut.«
Dom Pedro rieb den Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gegeneinander und symbolisierte so das Geldzählen.
»Ihr wollt sie tatsächlich verkaufen? Verkaufen wie eine Sklavin?«
»Verkäufe dieser Art werden ihr nicht fremd sein. Im Orient und wohl auch in Indien ist es üblich, auf diese Weise für Unterhaltung im Bett zu sorgen. Doch für einen portugiesischen Bürger ist sie zu stolz. Sie muss lernen, sich unterzuordnen. Und ich«, er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Brust, »werde es ihr beibringen.«
Er sah zu Charlotta, die vor Empörung beinahe platzte und fügte hinzu: »Dir übrigens auch, meine Liebe.«
»Wenn hier einer noch sehr, sehr viel lernen muss, dann seid Ihr es, Pedro de Corvilhas. Euer Benehmen ist nicht nur eine Schande für Eure Familie, sondern für das ganze Königreich Portugal.«
Sie sah, dass in Dom Pedro bei diesen Worten, die laut und deutlich ausgesprochen wurden, erneut Ärger aufstieg. Er schlug mit seiner Faust so heftig auf den Tisch, dass die leeren Schüsseln darauf tanzten.
»Ich
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