Im Sturm der Sinne
Interessant.
Gilead sah seinen Vater ungläubig an. »Du hast was getan?«
Angus wandte sich vom Sonnenfenster ab. »Du hast mich sehr wohl verstanden. Ich habe arrangiert, dass du Dallis heiraten wirst.«
Gilead ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. »Denkst du nicht, dass ich mir selbst eine Frau auswählen kann?«
»Hmmm. Und wer soll das sein? Deidre?«
»Vielleicht.«
Angus schnaubte verächtlich. »Sie wird Niall heiraten. Merk dir das ein für alle Mal. Diese Verlobung wird nicht gelöst.« Er hob eine Hand, als Gilead protestierte. »Auch wenn es nicht so wäre, wäre sie deiner nicht würdig.«
Ein Muskel in Gileads Kinn begann zu zucken. »Ich glaube, das kann ich selbst entscheiden.«
Die Wut in der Stimme seines Vaters stieg vernehmlich. »Sie ist keine Schottin. Wir wissen noch nicht einmal, woher sie wirklich kommt und wer sie ist.«
Wenn sein Vater wüsste. Deidre war wie für ihn geschaffen. Aber er hatte versprochen, ihr Geheimnis zu wahren. »Ich schere mich nicht um ihre Vergangenheit. Ich habe ihr ihre Jungfräulichkeit genommen. Niall wird sie deswegen verprügeln. Ich will tun, was sich gehört.«
Gereizt knallte Angus den Weinbecher auf den Tisch, den er in der Hand hielt, so dass der verwässerte Inhalt auf den polierten Eichentisch spritzte. »Du hast sie bestiegen, Sohn. Das ist alles. Männer besteigen jeden Tag irgendwelche Frauen. Hat sie sich gewehrt? Wohl kaum. Hat es ihr gefallen? Da bin ich mir fast sicher. War sie gut? Ja … sonst wärst du nicht so von ihr besessen.« Er drehte sich um und begann auf und ab zu gehen. »Wenn sie nicht an Niall versprochen wäre … wenn ich ihn nicht als Verbündeten bräuchte, würde ich sagen, nimm dir so viel von ihr, bis du genug hast. Reite sie, bis du wund bist. Dann würdest du sie dir schon aus dem Kopf schlagen.«
»Dir hat das Besteigen Formorian doch auch nicht aus dem Kopf getrieben, oder, Vater?«
Angus drehte sich mit wildem Blick um. »Ich habe dir gesagt, dass wir darüber nicht sprechen. Mori und ich haben einen Schwur …« Plötzlich griff er nach dem Wein und nahm einen großen Schluck.
Gilead riss die Augen auf. »Ihr habt den Schwur geleistet? Der, der euch ewig aneinander bindet?«
Zerrissenheit spiegelte sich auf Angus’ Gesicht, und er setzte den Kelch ab. »Ja«, sagte er etwas ruhiger. »Jetzt weißt du es. Wir werden nie mehr darüber sprechen.«
»Aber …«
»Nie mehr«, Angus’ Stimme war unheilvoll tief und flach geworden.
Gilead schluckte eine scharfe Antwort. Er wusste, was mit Männern geschah, die diesen Ton missachteten. Also hatte seine arme Mutter niemals eine Chance gehabt, genau wie Turius. In uralter Vorzeit, lange bevor die Christen das Land eroberten, hatten Priesterinnen die Mysterien bewahrt, wie auch das Geheimnis um den Stein, den der Zauberer Deidres Volk geraubt hatte. Seine eigene Großmutter hatte das Wissen um den Liebesschwur weitergegeben, gewebt aus dem alten Zauber von Brocéliande. Aber er wirkte nur, wenn zwei Menschen wirklich und wahrhaftig füreinander bestimmt waren. Er seufzte, denn er wusste, dass er das nicht ändern konnte.
»Ich kann Dallis nicht heiraten.«
»Sicher kannst du das«, sagte Angus. »Das Mädchen ist recht ansehnlich und Comgall sehr erfreut. Ich muss dir wohl nicht sagen, was für eine schwere Beleidigung es wäre, eine gute Partie abzulehnen. Und muss ich dich daran erinnern, dass Comgalls Land an das von Fergus’ grenzt? Wenn er sich gegen uns wendet, würde sich Niall ihm höchstwahrscheinlich anschließen, hinterhältig wie er ist. Cenel Oengus würde eingenommen. Noch nicht einmal Turius’ Legionen mit ihrer römischen Disziplin können drei mächtige Cenels
und
die Sachsen abwehren.« Er hielt inne und betrachtete Gileads Gesicht. »Manchmal muss ein Mann – oder eine Frau – die eigenen Wünsche beiseiteschieben und das tun, was unumgänglich ist.«
Gilead wusste, dass sein Vater an das Opfer dachte, das Formorian und er gebracht hatten, und das Risiko, das sie noch immer auf sich nahmen, aber das verschaffte ihm keine Linderung. Ganz im Gegenteil. Sollte Turius jemals dem Aufmerksamkeit schenken, was seine sirenengleiche Frau hinter seinem Rücken trieb, würde er selbst ihnen den Krieg erklären. Und dann mussten die Schotten zusammenhalten, um überhaupt eine Chance zum Überleben zu haben. Gilead wusste, dass er eines Tages das Oberhaupt das Klans sein würde und dass er heiraten und Erben zeugen musste. Die
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