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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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nicht zu laufen. Das war wohl die schlechteste Nachricht, seit sie Niall versprochen worden war. Nur noch ein paar Schritte durch den Saal. Um die Ecke. Bald war sie in ihrem Zimmer. Sie würde es schaffen.
    Auf der Treppe hörte sie Gileads gleichmäßige Schritte. Sie konnte ihm jetzt unmöglich gegenübertreten. Sie rannte die letzten Stufen, schlüpfte durch ihre Tür und schloss sie leise, gerade als Gileads Schritte um die Ecke bogen. Er hatte sie nicht gesehen, der Göttin sei Dank.
    Dann warf sie sich auf das Bett und heulte ihre Wut leise in das Kissen, bis die Federn flachgedrückt und feucht waren. Ihre Fäuste trommelten auf die weiche Matratze, und sie wünschte von ganzem Herzen, dass es Angus’ Körper wäre, den sie schlug.
     
    Ihre Augen brannten, ihre Tränen waren versiegt, aber noch immer bebte ihr Körper in lautlosem Schluchzen. Die Sonne war hoch in den Himmel gestiegen, und sie saß zusammengekauert am Fenster, die Arme um die Knie geschlungen, und blickte wie gelähmt auf den Burghof, ohne etwas zu erkennen.
    Sicher würde Gilead diesem absurden Antrag nicht zustimmen. Nicht nach ihrer gemeinsamen Nacht. Sie kaute auf ihrer Lippe, als sie daran dachte, wie düster er am nächsten Tag ausgesehen hatte, als würde er es bereuen, dass er sie je angefasst hatte.
    Wie konnte Angus nur so grausam sein? Konnte er Gilead wirklich zu dieser Ehe zwingen? Sie seufzte. Ja, das konnte er. Er zwang sie Niall zu heiraten, obwohl er wusste, was für ein betrunkener Wüstling dieser Mann war. Diese Heirat jedenfalls würde
nicht
stattfinden. Komme was wolle.
    Ihre Tür wurde aufgerissen, und sie blickte hoch und direkt auf eine völlig aufgelöste Una. Ihre stets makellose, weiße Schürze hatte braune Flecken, und ihr stahlgraues Haar, das sie immer zu einem strengen Knoten gebunden trug, hatte sich gelöst, und einzelne Strähnen standen ihr vom Kopf ab.
    »Was ist?«, fragte Deidre beunruhigt.
    »Lady Elen«, antwortete Una mit gebrochener Stimme. »Jemand hat schon wieder versucht, sie zu vergiften.«
    Deidre stürzte von der Bank und rannte an der Haushälterin vorbei. Das war ihre Schuld! Sie hätte bei Lady Elen bleiben sollen. Sheila hatte sich heute Morgen krank gemeldet und Janet war ausgeschickt worden, um Kräuter zu sammeln. Man hätte Elen niemals allein lassen dürfen. Hatte sie Gilead nicht versprochen, seine Mutter zu beschützen?
    Brena war bereits im Gemach und hielt die Schüssel neben die würgende Elen. Sie lag, die Hände gegen den Bauch gedrückt, eingerollt auf der Seite, ihr Kopf hing über die eine Seite des Bettes.
    »Was ist geschehen, Mylady?«, fragte Deidre, als sie ein Tuch auswrang und es auf Elens Stirn presste.
    Elen sank zurück auf ihr Kissen und schloss einen Moment lang die Augen. »Mir … ging es gut. Janet kam zurück und zeigte mir den Korb mit den Kräutern, die sie gesammelt hatte.« Sie deutete auf das verängstigte Mädchen, das in der Ecke kauerte. »Ich habe etwas Wanzenkraut in meinen Wein gegeben, um meinen Magen zu beruhigen.« Elen blickte zu Deidre auf und lächelte schwach. »Ich fürchte, ich habe heute Morgen zu viele dieser köstlichen Feigen gegessen. Angus hätte sie mir gar nicht erst bringen dürfen.«
    Angus. War es denn tatsächlich möglich, dass er versuchte, seine eigene Frau zu vergiften, damit er ungestört mit seiner Geliebten zusammen sein konnte? Jetzt, wo sie wusste, wie kalt und grausam er Gileads Leben ruinieren wollte, fing Deidre langsam an, das zu glauben. Aber sie hatte heute Morgen selbst einige Feigen gegessen, obwohl Meara sie wahrscheinlich verprügelt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass einige dieser teuren und weitgereisten Köstlichkeiten in den Mund einer Zofe gewandert waren. Elen hatte darauf bestanden, sie mit ihr zu teilen, und Deidre kostete ihr Essen ohnehin vor. Das Einzige, was sie nicht gekostet hatte, weil sie zu aufgebracht war, um daran zu denken, war der Wein, den Angus gebracht hatte.
    Ihre Augen verengten sich. Wo war er überhaupt? Immer wenn Elen etwas passierte, war er praktischerweise gerade nicht in der Nähe. Sie wandte sich an Janet, die noch immer in der Ecke kauerte, als ob es irgendwie ihre Schuld wäre.
    »Geh und such den Laird. Sieh, wenn es sein muss, in allen Zimmern nach und bring ihn her.« Zu ihrer Überraschung protestierte Janet noch nicht einmal. Deidre sah ihr hinterher, als sie davoneilte, und fragte sich, ob sie ihn mit Formorian ertappen würde. Auch sie hatte niemand gesehen.

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