Im Sturm der Sinne
völlig ruhig, ein sicheres Zeichen für seine maßlose Wut.
Gilead erkannte es und nahm einen tiefen Atemzug. »Wer sonst könnte Mutter …«
»Hör mir jetzt gut zu«, sagte Angus, sich seinem Sohn nähernd, dass sich ihre Gesichter fast berührten. »Es ist wahr, dass Mori und ich uns immer geliebt haben und heiraten wollten. Aber das Schicksal hat es nicht gut mit uns gemeint. Mori fügte sich. Und ich hätte deine Mutter nicht heiraten müssen. Ich hätte sie wegen ihres Betrugs mit beschmutzter Ehre sitzenlassen können. Das habe ich nicht getan. Aber das hier ist wichtig, und ich sage es nur ein einziges Mal. Als Mori und ich den Schwur ablegten, haben wir noch einen weiteren Pakt geschlossen. Wenn uns die Götter gnädig wären und wir zusammen sein durften, würde keiner von uns versuchen, die Ehe des anderen zu zerstören. Und daran haben wir uns beide immer gehalten.«
»Darf ich einen Vorschlag machen?«, frage Deidre.
Angus wandte seine Augen von seinem Sohn ab und sah sie an. »Was?«
»Könnten wir uns den Kräuterschrank ansehen, solange Una Brenas Gemach durchsucht? Vielleicht finden wir das Gift.«
Ohne zu antworten, machte Angus auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. Deidre und Gilead folgten ihm stehenden Fußes. Der Wandschrank war verschlossen. Angus machte sich nicht die Mühe, nach Una und einem zweiten Schlüssel zu schicken. Er trat zurück, rammte seine Schulter hart gegen die Tür und der Rahmen zerbarst.
Penetrante Gerüche stiegen ihnen in die Nase: der modrige Geruch von Kräutern, die zum Trocknen an der Decke aufgehängt waren, die scharfe Brise von Eukalyptus aus einer Ecke der winzigen Kammer, der moschusartige Geruch von Sandelholz, das auf einer Arbeitsplatte lag. Deidre kramte durch kleine Päckchen mit Kräutern, roch an jedem einzelnen, fand aber nur gewöhnliche Gartenkräuter wie Rosmarin, Basilikum, Lorbeer und Fenchel. Von einem Regal nahm sie verschiedene Töpfe und öffnete die Deckel. Nichts Ungewöhnliches. Sogar der Löwenschwanz, den Brena für den Schlaftrank benutzte, und das Wanzenkraut gegen Magenbeschwerden waren sauber beschriftet. Deidre seufzte enttäuscht auf.
»Ich finde nichts, was einen so schnellen und schmerzhaften Tod verursachen könnte.«
Gileads Blick fiel auf ein Regal nahe der Decke, und er fragte sich, warum ein Regal so weit oben angebracht worden war, für das eine Frau, so klein wie Brena, einen Hocker brauchen würde. Zudem sah das Holz des Regals etwas neuer als, als das der anderen. Er streckte die Hand aus und fuhr darüber, stieß aber auf nichts als Staub, bis er das Ende erreichte. Er berührte etwas Glattes und Kaltes und förderte ein kleines Fläschchen zutage.
Er zog den Pfropfen heraus, und der Geruch von Harz erfüllte den Raum.
Deidres Augen wurden größer, als sie das Fläschchen in die Hände nahm. »Schierling!« Sie wandte sich an Angus. »Ich habe nicht sehr viel Erfahrung mit Kräutern, deshalb kam mir Schierling auch nicht gleich in den Sinn, aber ich weiß, dass es innerhalb einer Stunde einen qualvollen Tod verursachen kann. Man kann es auch«, sie runzelte die Stirn, als sie daran dachte, wie die Heilerin ihrer Mutter die jungen Priesterinnen unterrichtet hatte, »hin und wieder in kleinen Mengen verabreichen, um jemanden zu schwächen, so dass es wirkt, als würde die Person langsam verkümmern.«
»Genau, wie es Mutter ergangen ist!«, rief Gilead aus. »Und es begann, kurz nachdem Brena zu uns kam.«
Angus starrte beide an und rannte dann zur Tür hinaus, nach Adair und Calum rufend, als er in den Burghof einbog.
»Folgt Turius«, befahl er dem Anführer seiner Wache. »Finde heraus, ob sie mit ihnen entkommen ist.« Er wandte sich an Calum. »Reite zu Gabran. Berichte ihm von unserer Vermutung und dass Brena vielleicht versucht, über sein Land zu ihrem eigenen Klan zu fliehen. Sag ihm, er soll sie gefangennehmen, falls er sie findet.«
Als seine Männer davonstürmten, um seinen Befehlen zu folgen, legte Angus seine Hand auf Gileads Schulter. »Ich schwöre dir, mein Sohn, ich werde deine Mutter rächen. Das schulde ich ihr.« Er wandte sich an Deidre. »Du warst ihre liebste Zofe. Würdest du ihr die Ehre erweisen, bei ihr zu sein, wenn sie bereitgemacht wird?«
Deidre warf Gilead einen misstrauischen Blick zu, und er nickte leicht. »Mutter würde sich das wünschen«, sagte er.
Noch immer unter Schock, ging Gilead langsam zurück in den Saal. Comgall, Dallis und Drustan saßen an einem Tisch in
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