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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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der gegenüberliegenden Ecke, und er gesellte sich zu ihnen.
    Comgall klopfte ihm auf die Schulter. »Unser Beileid«, sagte er unbeholfen.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Dallis mit ihrer süßen Stimme und legte sanft eine Hand auf seinen Arm. »Drustan und ich haben versucht, einen Trauergesang für Lady Elen zu dichten.«
    »Den wir zusammen singen könnten«, fügte Drustan hinzu. »Dallis hat eine schöne Stimme, und es wäre angemessen, wenn sie ihrer Schwiegermutter so die letzte Ehre erweisen könnte.«
    Gilead nickte traurig und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Niall eingetreten war und auf sie zukam. Er wandte ihm den Rücken zu, in der Hoffnung, dieser Wüstling würde den Hinweis verstehen und wieder verschwinden.
    »Wegen der Hochzeit …«, setzte er an. »Ich weiß nicht, wie ich jetzt heiraten könnte.«
    »Sicherlich nicht«, stimmte Dallis fast zu schnell zu. »Du bist aufgebracht und brauchst Zeit, um dich zu erholen. Ich verstehe das sehr gut.«
    Gilead sah sie dankbar an. Eine Ironie des Schicksals, dass er auf diese Weise seine Freiheit bekommen hatte. Der Tod seiner Mutter war ein grauenhafter Preis dafür, aber durch ihr Ableben hatte sie dazu beigetragen, einen Krieg zu verhindern.
Mutter, die Friedensstifterin, selbst noch im Tod.
    »Was soll das heißen?«, fragte Niall, als er sich unaufgefordert zu ihnen setzte. »Ich hoffe, ihr erwartet nicht, dass auch ich meine Hochzeit verschiebe.«
    Gilead ballte unter dem Tisch die Fäuste, während Dallis hörbar den Atem einzog und Comgall und Drustan Niall bestürzt ansahen. Die Kaltschnäuzigkeit dieses Mannes kannte offenbar keine Grenzen. »Hier wird in nächster Zeit keine Hochzeitsfeier stattfinden«, sagte Gilead mit der gleichen ruhigen Stimme, die bei seinem Vater Gefahr erkennen ließ.
    »Es ist wohl mir überlassen, wann ich heirate!«, fuhr ihn Niall unwirsch an. »Ich kann Deidre auf meinem eigenen Land heiraten. Sie soll morgen zur Abfahrt bereit sein.«
    »Das ist kaum möglich, Sir«, antwortete Dallis sanft. »Sie wird sicher an der Trauerfeier teilnehmen wollen.«
    »Ja«, fügte Comgall hinzu. »Und wenn Gilead bereit ist, seine Hochzeit zu verschieben, dann solltet auch Ihr das tun.« Er sah Gilead an. »Lugnasad ist schon morgen. Wie wäre es mit Mabon, wenn die Äpfel reif für den Cider sind? Dallis liebt diesen Trank, und es würde Euch Zeit für Eure Trauer lassen.« Als Gilead zögerte, verengte er seine Augen. »Außer Ihr wollt meine Tochter gar nicht heiraten?«
    »Sicherlich will er!«, sagte Angus hinter Gilead.
    Gilead schrak auf und fluchte leise vor sich hin. Er hatte seinen Vater nicht kommen hören; Angus beherrschte diese Kunst hervorragend, wenn er wollte. Das wäre die Gelegenheit gewesen, Comgall zu sagen, dass er noch nicht bereit war. Und dennoch, Niall hatte ein Funkeln in den Augen, das Gilead sagte, dass Niall, wenn er nicht zustimmte, die gemeinsamen Hochzeiten zu verschieben, seine Drohung wahr machen und Deidre einfach mitnehmen würde. Er seufzte. Er würde den richtigen Augenblick abwarten, und später mit Comgall sprechen.
    »Ich überlege es mir mit Mabon.«
    Zumindest hatte er Deidre etwas Zeit verschafft.
     
    Laut fluchend sattelte Niall später am selben Tag sein Pferd, um Cenel Oengus zu verlassen. Elen hätte vor Turius’ Aufbruch tot aufgefunden werden sollen. Er hatte darauf gesetzt, dass Formorian zurückbleiben würde und den Befehl über die halbe Zenturie von Soldaten hätte, die Turius zurückließ. Irgendetwas war hier schiefgelaufen. Trotzdem, wenn ihm dieses sture Weib Deidre gehorcht und nach Elen gesehen hätte, hätte er Formorian überreden können, hierzubleiben und sich um die Organisation des Haushaltes zu kümmern. Das war schließlich die Aufgabe einer Frau. Er zerrte besonders stark am Sattelgurt, und das Pferd legte seine Ohren flach an, aber das kümmerte ihn nicht. Diese kleine Hure würde bezahlen – schwer dafür bezahlen –, wenn sie erst einmal verheiratet waren.
    Auf dieses Vergnügen warten zu müssen, machte ihn rasend. Weitere zwei Monate! Aber außer sie zu entführen – dieses verdammte Weib war immer umgeben von Menschen – blieb ihm kaum etwas zu tun. Er zog den Stöpsel aus dem Weinschlauch an seinem Sattel, nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich mit dem Ärmel über den tropfenden Mund.
    Ein Gedanke drängte sich immer deutlicher in sein Bewusstsein, als er noch einen Schluck nahm. Turius hatte viereinhalb Zenturien abgezogen, also

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