Im Sturm des Lebens
»Du hast doch sonst über alles und jedes auf der Welt eine Meinung.«
»Ich finde sie clever. Was willst du sonst noch hören?«, erwiderte er.
»Das reicht.« Erschöpft ließ Sophia sich auf die Schreibtischkante sinken. »Kris hat mich verunsichert, und das macht mich ganz fertig.« Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich muss das jetzt noch mit den beiden regeln, und dann haben wir eine Sitzung mit Margaret.«
Schuldbewusst rutschte er in seinem Sessel hin und her. »Ich war gestern Abend bei ihr eingeladen und habe abgesagt. Heute habe ich sie noch nicht erreicht.«
»Sie sollte um sechs hier sein.«
»Oh, gut. Kann ich mal dein Telefon benutzen?«
Sophia nickte und ging in ihr Vorzimmer, um Kaffee zu bestellen.
»Sie ist nicht da«, sagte Ty, als Sophia zurückkam. »Sie hat heute früh zwei Sitzungen verpasst.«
»Das sieht Margaret gar nicht ähnlich. Wir rufen sie am besten mal zu Hause an«, begann sie, brach aber ab, weil P.J. und Trace das Zimmer betraten.
»Kommt herein. Setzt euch.« Schweigend schloss sie die Tür. »Ich wollte euch mitteilen«, sagte sie, während sie wieder an ihren Schreibtisch zurückging, »dass ich mich von Kris trennen musste.«
P.J. und Trace wechselten einen raschen Blick.
»Was euch beide nicht überrascht, wie ich sehe.« Als keine Antwort kam, beschloss Sophia, die Karten auf den Tisch zu legen. »Ich möchte euch sagen, dass ihr hoffentlich beide wisst, wie sehr ich euch schätze, und wie wichtig ihr für diese Abteilung, für das Unternehmen und für mich persönlich seid. Möglicherweise sind manche immer noch unzufrieden mit den Veränderungen, die Ende letzten Jahres stattgefunden haben, und wenn einer von euch dazu etwas zu sagen hat, so bin ich offen für ein Gespräch.«
»Kann ich eine Frage stellen?«, sagte Trace.
»Nur zu.«
»Wer übernimmt Kris’ Position?«
»Niemand.«
»Du willst nicht jemand Neues für sie einstellen?«
»Mir wäre es lieber, wenn ihr beide euch ihre Arbeit, ihren Titel und ihre Kompetenzen teilt.«
»Ich möchte ihr Büro«, verkündete P.J. rasch.
»Verdammt«, zischte Trace.
»Okay, lasst uns zusammenfassen.« Sophia trat zur Tür, weil ihre Assistentin angeklopft hatte, um den Kaffee hereinzubringen. »Ihr seid nicht nur wenig überrascht von der jüngsten Entwicklung, sondern wenn ich mich nicht irre, seid ihr auch nicht besonders aufgebracht oder enttäuscht.«
»Man soll über die Toten ja nichts Schlechtes sagen.« P.J. blickte nachdenklich in ihren Kaffee. »Aber ... du bist ja nicht jeden Tag im Büro. Bist viel auf Reisen, in Meetings ... Und seit Dezember arbeitest du drei Tage in der Woche zu Hause in deinem Büro.«
»Und?«
»Was P.J. sagen möchte, ohne in der Schlampenhölle zu landen, ist, dass es schwer ist, mit Kris zusammenzuarbeiten. Und noch schwerer ist es, für sie zu arbeiten«, fügte Trace hinzu. »Und genau das wollte sie, wenn du nicht da warst. Sie meinte, sie hätte die Verantwortung, und wir und die anderen in der Abteilung seien ihre Untergebenen. Ich war es ziemlich leid, ein Untergebener zu sein, und ich habe mich schon nach einem anderen Job umgeschaut.«
»Du hättest mit mir reden können. Verdammt noch mal, Trace!«
»Das hätte ich auch getan, auf jeden Fall, bevor ich eine Entscheidung getroffen hätte. Nun gut, das
Problem ist jetzt gelöst. Außer, dass P.J. und ich um Kris’ Büro würfeln sollten.«
»Ich habe es als Erste gesagt. Da hast du Pech gehabt. Sophia, sie hat versucht, die Leute hier gegen dich aufzuhetzen. Ein paar Anhänger hatte sie sicher, und möglicherweise verlierst du ein paar gute Leute, wenn sie geht.«
»In Ordnung. Ich berufe für heute Nachmittag eine Mitarbeiterversammlung ein, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Es tut mir Leid, dass ich das alles nicht mitbekommen habe. Übrigens, ich möchte gern ein paar Empfehlungen von euch haben. Tipps, wer befördert werden könnte. Von jetzt ab seid ihr Co-Manager, und ich werde das im Haus bekannt geben.«
»Toll!« P.J. sprang auf. »Ich mache mir sofort eine Skizze, wie ich mein neues Büro einrichte.« Sie wandte sich an Ty. »Ich wollte Ihnen nur noch sagen, dass Sie noch lange nicht schwanzgesteuert sind, nur weil Sie sich stark und schweigsam geben. Im Gegenteil, es macht Sie interessant. Kris war nur wütend, weil Sie nicht versagt haben.«
»Hör auf, dich einzuschleimen«, knurrte Trace.
»Ich brauche mich nicht einzuschleimen, ich habe das große Büro bekommen.« P.J. klimperte mit ihren
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