Im Sturm des Lebens
Wimpern und lief hinaus.
»Ich arbeite gern hier, und ich arbeite gern mit dir . Es wäre mir schwer gefallen, wenn sich die Lage anders entwickelt hätte.« Pfeifend verließ auch Trace das Büro.
»Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte Tyler.
»Beträchtlich. Ich bin allerdings ein bisschen ärgerlich auf mich, weil ich es so weit habe kommen lassen.«
»Na ja. Dann kümmerst du dich jetzt am besten um die Mitarbeiterversammlung, und ich versuche, Margaret zu erwischen. Hast du Lust, mit zum Abendessen zu kommen, wenn sie Zeit hat?«
»Klar, aber ich glaube, ihr würde das nicht gefallen. Sie hat es auf dich abgesehen.«
»Ach, komm.«
»Lass es dir gesagt sein«, beharrte Sophia und ging hinaus, um mit ihrer Assistentin über die Mitarbeiterversammlung zu sprechen.
Frauen, dachte Tyler, während er in Sophias Rolodex nach Margarets Privatnummer suchte und sie dann wählte. Und da behaupteten sie immer, Männer hätten nur Sex im Kopf. Dass Margaret und er gut miteinander auskamen und ein- oder zweimal miteinander ausgegangen waren, bedeutete noch lange nicht ...
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ein Mann nach dem dritten Läuten abnahm. »Ich möchte gern Margaret Bowers sprechen.«
»Wer spricht da?«
»Tyler MacMillan.«
»Tyler MacMillan ...« Am anderen Ende der Leitung entstand eine kleine Pause. »Hier ist Detective Claremont.«
»Claremont? Tut mir Leid, ich muss mich verwählt haben.«
»Nein, haben sie nicht. Ich befinde mich in der Wohnung von Ms. Bowers. Sie ist tot.«
TEIL DREI
Die Blüte
Blumen sind lieblich: Liebe ist wie eine Blume
Freundschaft ist ein schützender Baum.
SAMUEL TAYLOR COLERIDGE
16
I m März blies ein rauer Wind über das Tal. Er machte den Boden hart und raschelte durch die nackten Äste der Weinstöcke. Der Nebel im Morgengrauen ließ einen frösteln. Noch hatte der Frühling nicht begonnen, und noch drohten Schaden und Verluste.
Es gab viele Dinge, über die man sich Gedanken machen musste.
Sophia brachte den Wagen an den Weinbergen zum Stehen und war enttäuscht, dass Tyler nicht durch die Reihen stapfte, um zu prüfen, ob die Rebstöcke nicht zu früh ausschlugen. Wenn das Wetter es zuließ, musste bald mit dem Eggen begonnen werden. Die Erde musste gelüftet und aufgebrochen und die Senfpflanzen mussten untergepflügt werden.
Aber noch hatte der Winter das Tal fest im Griff. Und die, die dort lebten, hatten zu viel Zeit zum Nachdenken.
Tyler grübelte bestimmt in seinem Büro, dachte sie, als sie zum Haus weiterfuhr. Grübelte über seinen Statistiken und Berichten.
Sie würde für eine Unterbrechung sorgen.
Zuerst wollte sie anklopfen, aber sie befürchtete, dass er sie möglicherweise wegschicken würde. Also öffnete sie einfach die Tür und zog sich die Jacke aus, noch während sie eintrat.
»Ty?« Sie warf die Jacke über die Garderobe und eilte zu seinem Büro.
»Ich habe zu tun.« Er blickte noch nicht einmal auf.
Noch kurz zuvor hatte er am Fenster gestanden und gesehen, wie sie von den Feldern zum Haus herübergekommen war. Er hatte sogar kurz überlegt, ob er die Tür abschließen sollte. Aber das war ihm dann doch zu schäbig und sinnlos vorgekommen.
Sie würde sich von einer verschlossenen Tür nicht abhalten lassen.
Sophia setzte sich vor seinen Schreibtisch, lehnte sich zurück und wartete darauf, dass ihm das Schweigen unangenehm wurde. »Was gibt’s?«
»Du siehst schrecklich aus.«
»Danke.«
»Hast du schon was von der Polizei gehört?«
»Du würdest Neuigkeiten wahrscheinlich genauso erfahren wie ich.«
Das stimmt, dachte sie. Und das Warten machte sie nervös. Es war jetzt fast eine Woche her, seit Margarets Leiche gefunden wurde. Sie hatte auf dem Boden vor einem Tisch gelegen, der für zwei gedeckt gewesen war – ein unberührtes Steak auf einem Teller, heruntergebrannte Kerzen und eine leere Flasche Merlot.
Genau das ging Tyler nicht aus dem Kopf, das wusste Sophia. Das zweite Gedeck war für ihn bestimmt gewesen.
»Ich habe heute mit ihren Eltern gesprochen. Sie lassen sie nach Columbus überführen. Es ist schwer für sie. Aber für dich auch.«
»Wenn ich nicht abgesagt hätte ...«
»Du weißt doch gar nicht, ob das etwas geändert hätte.« Sie trat zu ihm und begann, ihm die Schultern zu massieren. »Wenn sie eine Herzschwäche gehabt
hat, von der niemand etwas wusste, hätte sie jederzeit krank werden können.«
»Wenn ich da gewesen wäre ...«
»Wenn. Vielleicht.« Mitfühlend drückte
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