Im Sturm des Lebens
interpretiert.«
»Ich habe es nicht so interpretiert.«
»An dem Abend, als sie starb, waren sie mit ihr zum Abendessen verabredet.«
»Ja.«
Claremonts Stimme war ausdruckslos und vorurteilsfrei gewesen, aber es tat trotzdem weh. »Wie ich Ihnen bereits sagte, wurde ich hier aufgehalten und rief sie gegen sechs Uhr an. Ich erreichte nur ihren Anrufbeantworter und hinterließ eine Nachricht, dass ich es nicht schaffen würde.«
»Sie haben nichts weiter erklärt«, warf Maguire ein.
»Nein.«
»Was hat sie aufgehalten?«
»Arbeit.«
»In der Villa?«
»Das habe ich Ihnen schon beim letzten Mal gesagt. Daran hat sich nichts geändert. Ich hatte die Zeit vergessen, und erst wieder an das Abendessen gedacht, als ich nach Hause kam.«
»Sie haben sie um sechs angerufen, also hatten sie da noch eine Stunde Zeit. Sie hätten es schaffen können.« Maguire legte den Kopf schräg. »Oder Sie hätten sie anrufen und ihr sagen können, dass Sie ein bisschen später kommen.«
»Das hätte ich allerdings tun können. Aber mir war nicht danach, in die Stadt zu fahren. Ist das ein Problem?«
»Als Ms. Bowers gestorben ist, war der Tisch noch für zwei gedeckt. Das ist ein Problem.«
»Detective Claremont?«, unterbrach Sophia freundlich. »Ty äußert sich nicht so deutlich, weil er wahrscheinlich das Gefühl hat, er könne mich dadurch in Verlegenheit bringen. Wir hatten an diesem Abend in der Villa einen etwas ... nun, sagen wir schwierigen Moment.«
»Sophia!«
»Ty«, erwiderte sie gelassen, »ich glaube, die Detectives verstehen, dass du nicht in der Stimmung warst, nach San Francisco zu fahren und mit einer Frau zu Abend zu essen, wenn du dich kurz vorher noch mit einer anderen Frau im Büro auf dem Fußboden gewälzt hast. Es war ungeplant und spontan und wahrscheinlich äußerst unpassend«, fuhr sie fort. »Wir wurden unterbrochen, weil Tylers Großvater das Zimmer betrat.«
Um ihre Aussage zu unterstreichen, fuhr sie Tyler durch die Haare. »Mr. MacMillan senior kann das bestätigen, wenn Sie es für nötig halten, ihn zu fragen. Unter diesen Umständen halte ich es jedenfalls für verständlich, dass Ty nicht in der Stimmung war, sich mit Margaret zu einem Geschäftessen in der Stadt zu treffen. Wesentlich daran ist doch, wenn ich mich nicht ganz irre, dass er nicht da gewesen ist und deshalb nichts mit dem, was ihr passiert ist, zu tun haben kann.«
Claremont hörte geduldig zu, nickte und blickte dann zu Tyler. Sein Eindruck von den beiden wurde immer klarer, zumal MacMillan verlegen aussah und die Giambelli amüsiert.
»Waren Sie früher schon einmal zum Abendessen in Ms. Bowers Wohnung eingeladen?«
»Nein. Ich bin nur einmal in ihrer Wohnung gewesen, um sie zu einem geschäftlichen Treffen im Four Seasons abzuholen. Das war vor ungefähr einem Jahr.«
»Warum fragen Sie nicht, ob er jemals mit ihr geschlafen hat?«, warf Sophia ein. »Ty, hast du jemals mit Margaret ...«
»Nein.« Irritiert und verlegen warf er ihr einen wütenden Blick zu. »Du meine Güte, Sophie ...«
Besänftigend tätschelte sie ihm die Schulter und fuhr fort: »Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, und er hat es nicht gemerkt. Männer sind oft so, und Ty ist da noch ein wenig blauäugiger als die meisten anderen Männer. Ich versuche schon seit Wochen, ihn ins Bett zu ...«
»Hörst du jetzt endlich auf?« Am liebsten wäre er in ein Mauseloch verschwunden. »Hören Sie, es tut mir Leid, was mit Margaret passiert ist. Sie war eine nette Frau. Ich mochte sie. Und wenn ich nicht abgesagt hätte, hätte ich vielleicht den Notarzt rufen können, als sie den Herzanfall hatte. Aber ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was Sie mit Ihren Fragen bezwecken.«
»Haben Sie Ms. Bowers jemals eine Flasche Wein geschenkt?«
Tyler fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich. Ich gebe vielen Leuten, auch Kollegen, Weinflaschen mit. Das hat was mit unserer Branche zu tun.«
»Wein mit dem italienischen Giambelli-Label?«
»Nein, ich nehme mein eigenes. Warum?«
»Ms. Bowers hat an dem Abend, als Sie bei ihr zum Essen eingeladen waren, fast eine ganze Flasche Castello di Giambelli Merlot getrunken. Die Flasche enthielt Digitalis.«
»Ich fasse es nicht!« Ruckartig richtete sich Tyler auf. Sophia krallte ihre Hand in seine Schulter.
»Sie wurde ermordet?«, fragte Sophia. »Vergiftet? Margaret war ... wenn du dort gewesen wärst ... Wenn du den Wein ...«
»Möglicherweise wäre die Dosis nicht
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