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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wieder auf französisch, prise de mousse nennen. Die Blasen entstehen, indem der Zucker sich in Alkohol verwandelt. Da die Flasche verschlossen ist, können sie nicht entweichen. Diese Flaschen werden dann zwei bis vier Jahre lang gelagert.«
    »Da ist so ein klebriges Zeug drin«, äußerte jemand.
    »An der Musterflasche sieht man die Ablagerung und die Schwebeteilchen. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang bei der zweiten Reifung und Gärung. Die Flaschen hängen mit dem Hals nach unten in diesen Gestellen und werden monatelang jeden Tag herausgenommen und geschüttelt.«
    Pilar lächelte einer Frau zu, die mit gerunzelter Stirn die Flaschen betrachtete. »Wie Sie bei dieser Führung gesehen haben, glaubt Giambelli daran, dass jede für den Verbraucher bestimmte Flasche Wein die Kunst, die Wissenschaft und die Mühe verdient, die notwendig sind, um einen guten Wein zu machen. Dieses Schütteln heißt auf Französisch remuage . Es beschleunigt die Trennung der Schwebeteilchen, sodass der Wein nach ein paar Monaten klar ist. Dann werden die Flaschen mit dem Hals nach unten gelagert, damit die Schwebeteilchen im Flaschenhals bleiben.«
    »Wenn sie das Zeug trinken, ist es kein Wunder, dass sie davon sterben.«
    Die Bemerkung wurde nur geflüstert, aber sie war trotzdem zu hören. Pilar erstarrte und spürte, wie sie aus dem Konzept geriet. Trotzdem fuhr sie fort: »Es ist die Aufgabe des Winzers zu entscheiden, wann
der Wein lange genug gelagert hat. Dann wird der Flaschenhals in einer Salzlösung eingefroren. So kann der Verschluss entfernt werden, ohne dass Wein verloren geht, und die gefrorene Ablagerung gleitet hinaus. Das nennt man Degorgement . Die Flasche wird mit etwas Wein oder dosage  – Brandy oder Zucker – aufgefüllt ...«
    »Oder mit ein bisschen Digitalis.«
    Wieder kam Pilar aus dem Takt, und ein paar Leute wurden unruhig. Doch sie schüttelte abwehrend den Kopf, als David vortreten wollte. »Während des gesamten Vorgangs gibt es, wie im Übrigen bei jedem unserer Weine, Sicherheitskontrollen. Wenn der Champagner für fertig erklärt wird, wird er verkorkt und auf den Markt gebracht, sodass Sie ihn bei Ihren Festen anbieten können. Es gibt billigere und weniger aufwändige Verfahren, um Champagner herzustellen, aber Giambelli-MacMillan glaubt daran, dass Tradition, Qualität und Detailgenauigkeit unsere Weine zu besonders guten Produkten werden lassen.«
    Pilar lächelte, als sie die Musterflasche wieder entgegennahm. »Am Ende der Führung können Sie sich in unserer Probierstube selbst davon überzeugen.«
     
    In der Probierstube ließ Pilar die Gäste in Ruhe die Muster testen und beantwortete einzelne Fragen. Sie kam sich vor wie eine Alleinunterhalterin, doch dafür schien sie ein Talent zu haben.
    »Gute Arbeit.«
    David trat neben sie.
    »Danke.«
    »Trotz des Zwischenrufs.«
    »Das war nicht das erste Mal. Ich glaube, ich bewältige das inzwischen ganz gut. Zumindest bekomme ich keine feuchten Hände mehr. Aber ich bin immer noch in der Lernphase. Manchmal komme ich mir vor wie ...«
    Sie brach ab, als ein Mann am Ende der Bar zu röcheln begann. Er griff sich an die Kehle und taumelte zurück. Als Pilar auf ihn zustürzte, brach er in dröhnendes Gelächter aus.
    Derselbe Witzbold, stellte David fest, der die sarkastischen Bemerkungen im Weinkeller gemacht hatte. Bevor er eingreifen konnte, hatte Pilar die Situation schon im Griff.
    »Entschuldigung.« Ihre Stimme klang sanft und besorgt. »War der Wein nicht nach Ihrem Geschmack?«
    Der Mann brüllte vor Lachen, obwohl seine Frau ihn heftig mit dem Ellbogen in die Seite stieß. »Hör auf, Barry.«
    »Och, komm. Das ist doch lustig.«
    »Humor ist oft eine subjektive Angelegenheit«, sagte Pilar freundlich. »Wir bei Giambelli-MacMillan haben natürlich wenig Anlass, über den tragischen Tod von zweien unserer Leute zu lachen, aber wir sind Ihnen dankbar, dass Sie versuchen, uns ein wenig aufzumuntern. Vielleicht sollten Sie es noch einmal mit unserem Merlot versuchen.« Sie gab dem Barkeeper ein Zeichen.
    »Nein, danke.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Ich bin eher Biertrinker.«
    »Ach ja? Das hätte ich nie vermutet.«
    »Du bist wirklich blöde, Barry.« Seine Frau ergriff ihre Tasche, die auf der Bar lag, und rauschte aus der Tür.
    »Es war doch nur ein Witz ! Du meine Güte.« Der Mann zog seinen Gürtel hoch und rannte ihr nach. »Kann denn niemand einen Witz verstehen?«
    »Nun ...« Pilar wandte sich wieder zu ihrer

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