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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Weinstöcke gemustert und mit einem der Arbeiter gesprochen. Du kanntest immer ihre Namen.«
    »Ein guter General kennt seine Truppen.«
    »Nein, Mama, die meisten kennen sie nicht. Sie sind gesichtslos, namenlose Figuren. Das muss für den General so sein, damit er die Männer skrupellos in die Schlacht schicken kann. Du aber kanntest immer ihre Namen, weil sie dir stets etwas bedeutet haben. Sophia kennt sie auch. Das war dein Geschenk an sie.«
    »Liebes, du tröstest mich.«
    »Das will ich hoffen. Du warst nie unfair, weder zu Donato noch zu irgendjemand anderem. Und du bist nicht verantwortlich für die Habgier, Grausamkeit und Oberflächlichkeit derjenigen, für die die anderen nur namenlose Figuren sind.«
    »Pilar ...« Teresa lehnte die Stirn gegen die Scheibe, ein so seltenes Eingeständnis der Erschöpfung, dass Pilar rasch aufstand und zu ihr eilte. »Signore Battista – er verfolgt mich.«
    »Er würde dir nie einen Vorwurf machen. Er würde nie La Signora einen Vorwurf machen. Und ich glaube, er wäre enttäuscht von dir, wenn du dir selbst Vorwürfe machst.«
    »Ich hoffe, du hast Recht. Vielleicht trinke ich jetzt doch einen Schluck Tee.« Teresa drehte sich um und legte ihre Hand an Pilars Wange. »Du hast ein gutes, starkes Herz. Das wusste ich schon immer. Aber du hast auch eine klarere Sicht der Dinge, als ich dir früher zugeschrieben habe.«
    »Eine umfassendere, denke ich. Ich habe lange gebraucht, bis ich den Mut fand, die Scheuklappen abzulegen. Es hat mein Leben verändert.«
    »Zum Guten. Ich werde immer an das denken, was du mir gesagt hast.«
    Teresa wollte sich gerade wieder hinsetzen, als sie den funkelnden Ring an Pilars Finger bemerkte. Blitzschnell ergriff sie die Hand ihrer Tochter.
    »Was ist das denn?«
    »Es ist ein Ring.«
    »Das sehe ich«, erwiderte Teresa trocken. »Aber vermutlich keiner, den du dir selbst gekauft hast, um deinen alten Schmuck zu ersetzen.«
    »Nein, ich habe ihn nicht gekauft. Und er ist auch kein Ersatz. Dein Tee wird kalt.«
    »Du hast diesen Ring noch nicht getragen, als du losfuhrst, um David abzuholen.«
    »Offensichtlich ist mit deinen Augen noch alles in Ordnung. Na gut. Ich wollte es eigentlich zuerst Sophia erzählen, aber ... Mama, David hat mich gebeten, ihn zu heiraten. Ich habe ja gesagt.«
    »Ich verstehe.«
    »Ist das alles? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
    »Ich bin ja noch nicht fertig.« Teresa hielt Pilars Hand unter die Schreibtischlampe und betrachtete den Ring prüfend. Auch sie erkannte die Symbolik, und sie schätzte so etwas.
    »Er hat dir eine Familie geschenkt.«
    »Ja. Seine und meine. Unsere .«
    »Es ist schwierig für eine emotionale Frau wie dich, eine solche Geste abzulehnen.« Teresas Finger schlossen sich fest um Pilars Hand. »Du hast mir etwas über die Dinge in meinem Herzen gesagt, und jetzt sage ich dir etwas: Schon einmal hat ein Mann dich gebeten, ihn zu heiraten. Du hast ja gesagt. Halt!« Bevor Pilar antworten konnte, hob sie den Finger. »Damals warst du noch ein Mädchen. Heute bist du eine Frau, und du hast dir einen besseren Mann gewählt. Cara .« Teresa umfasste Pilars Gesicht und küsste sie auf beide Wangen. »Ich bin so glücklich für dich! Und jetzt habe ich eine Frage.«
    »Ja?«
    »Warum hast du ihn nach Hause geschickt? Warum hast du ihn nicht mitgebracht, damit er mich und Eli um unseren Segen bittet und mit uns Champagner trinkt, wie es sich gehört? Ach was« – sie machte eine ungeduldige Handbewegung, »ruf ihn jetzt an. Sag ihnen allen, sie sollen kommen.«
    »Mama, er ist müde, es geht ihm nicht gut.«
    »Offensichtlich ist er nicht so müde und krank, dass er dir nicht die Haare durcheinanderbringen und dir den Lippenstift von den Lippen küssen konnte. Ruf ihn an«, befahl Teresa in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Das muss ordentlich gemacht werden, mit allen Familienmitgliedern. Wir gehen hinunter und machen eine Flasche von unserem besten Jahrgang auf. Und ruf Sophia im Castello an. Ich mag seine Kinder«, fügte sie hinzu, wandte sich zum Schreibtisch und schloss das Rechnungsbuch wieder weg. »Das Mädchen bekommt die Zuchtperlen meiner Mutter, und der Junge die silbernen Manschettenknöpfe meines Vaters.«
    »Danke, Mama.«
    »Du hast mir – nein, uns allen – einen Grund zum Feiern gegeben. Sag ihnen, sie sollen sich beeilen«, rief Teresa noch und eilte, schlank und aufrecht, hinaus, um Maria Bescheid zu sagen.

TEIL VIER
Die Frucht
    Wer kauft Minutenlust

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