Im Sturm des Lebens
um Wochenpein?
Wer gibt den Weinstock um die Traube hin?
Ein Tand für ewige Schmach hat keinen Sinn.
WILLIAM SHAKESPEARE
25
T yler war schmutzig, der Rücken tat ihm weh und über den Knöcheln seiner linken Hand hatte er eine hässliche, schlecht versorgte Schramme.
Er war im Himmel.
Die Berge hier unterschieden sich nicht so sehr von denen in Kalifornien. Während der Boden dort kiesig war, war er hier felsig, doch er hatte auch einen genügend hohen pH-Wert, um einen vollmundigen Wein hervorzubringen.
Tyler konnte gut verstehen, warum die Wurzeln für Cesare Giambellis Traum gerade hier lagen. Diese Hügel besaßen eine raue Schönheit, die einem gewissen Typ von Mann zusagte und ihn herausforderte. Es ging nicht darum, sie zu zähmen, sondern darum, sie so anzunehmen, wie sie war.
Die Sehnsucht nach seinen eigenen Weinbergen wurde in dieser Umgebung sehr gemildert. Das Wetter war optimal, die Tage lang und mild, und der Leiter des Castello freute sich, die Zeit und die Kenntnisse eines weiteren Winzers in Anspruch nehmen zu können.
Und meine Arbeitskraft, dachte Tyler, während er durch die Reihen auf das Haus zuging. Er hatte die meiste Zeit dabei geholfen, neue Bewässerungsrohre für die jungen Pflanzen zu verlegen. Es war ein gutes System, gut durchdacht, und die Stunden, die er mit den Arbeitern verbracht hatte, gaben ihm die Möglichkeit,
auch diesen Bereich des Unternehmens genauer kennen zu lernen.
Und die Männer beiläufig über Donato auszufragen.
Die Sprachbarriere stellte nicht so ein großes Problem dar, wie er gefürchtet hatte. Selbst die, die nicht Englisch sprachen, redeten bereitwillig. Mit Händen und Füßen und der großzügigen Hilfe verschiedener Dolmetscher bekam Tyler bald ein klares Bild vermittelt: Keiner der Feldarbeiter nahm Donato Giambelli ernst.
Als sich jetzt langsam die Schatten des Abends über die Weinberge senkten, dachte Tyler über diese Einstellung nach. Er trat in den Garten, wo die Hortensien blühten und ganze Ströme von blassrosa Impatiens sich an den Wegen zu einer Grotte entlang ergossen, in der ein Brunnen sprudelte, bewacht von Poseidon.
Ein prächtiger kleiner Palast, dachte Tyler mit Blick auf das Haus. Typisch für einen ehrgeizigen Mann mit einer fordernden Frau.
Er selbst fand es zwar für einen Besuch ganz nett, aber er konnte sich nicht vorstellen, wirklich hier zu leben, mit all diesen Dienstboten und den vielen Zimmern ... Allein zur Pflege des Grundstücks – der Park, die Rasenflächen, die Bäume, die Pools und die Statuen – brauchte man eine kleine Armee von Helfern.
Aber manche Männer liebten es ja, eine kleine Armee zur Verfügung zu haben.
Über einen mit Mosaikmauern begrenzten Weg gelangte er zu einem weiteren Swimmingpool. Von hier aus konnte er die Weinberge wieder sehen, das Herz des Königreichs. Allerdings vermochten diejenigen, die in den Weinbergen arbeiteten, nicht zu erkennen, wer sich hier aufhielt. Offenbar hatte auch
Cesare wenigstens an einigen Stellen seines Reichs eine gewisse Privatheit gesucht.
Als Tyler jetzt auf den Pool blickte, entstieg gerade – wie Venus – Sophia dem Wasser.
Sie trug einen einfachen schwarzen Badeanzug, der sich eng an ihren Körper schmiegte. Die Haare hatte sie zurückgekämmt, und an ihren Ohrläppchen glitzerte etwas, wahrscheinlich Diamanten. Wer außer Sophia würde schon mit Diamantohrringen schwimmen gehen?
Während Tyler sie beobachtete, empfand er eine unbehagliche Mischung aus Lust und Sehnsucht.
Sie war vollkommen – elegant, sinnlich und klug zugleich. Etwas in seinem Magen zog sich zusammen, und er fragte sich, ob es wohl für einen Mann noch etwas Verwirrenderes geben konnte als Vollkommenheit bei einer Frau.
Ja, stellte er fest, während er auf Sophia zutrat. Diese Frau bis zum Wahnsinn zu lieben.
»Das Wasser muss doch kalt sein.«
Sie stand ganz still und verbarg ihr Gesicht einen Moment lang im Handtuch. »Ja. Ich mag es gern kalt.« Sie legte das Handtuch beiseite und schlüpfte in einen Frotteebademantel.
Sie wusste, dass Tyler sie auf seine intensive, geduldige Art musterte, und sie wollte es. Immer, wenn sie heute an einem Fenster vorbeigekommen war, hatte sie in den Weinbergen nach ihm Ausschau gehalten, hatte ihn ebenfalls beobachtet.
»Du bist ganz schmutzig.«
»Ja.«
»Und es gefällt dir«, stellte sie fest. Schmutzig, dachte sie, und verschwitzt. Und er sah großartig aus. »Was hast du mit deiner Hand gemacht?«
»Nur ein paar
Weitere Kostenlose Bücher