Im Sturm des Lebens
hinweisen.«
»Okay, du bist alt. Ich habe es begriffen.«
»Na ja, so viel älter als du ...« Sie brach ab und schnaubte, als er lachte. »Ach, ich kann nicht klar denken.«
»Gut, Pilar, dann lass es mich einmal so sagen. Was auch immer in deiner Geburtsurkunde steht, was auch immer du getan oder nicht getan hast – ich liebe dich. Ich möchte den Rest meines Lebens mit
dir verbringen, und ich möchte, dass wir eine Familie werden. Also hilf mir jetzt, diese verdammte Schachtel zu öffnen.«
»Ja, ich mache es ja schon.« Sie hatte gedacht, ihre Hände würden zittern, aber das war nicht so. Der Druck auf ihrer Brust war verschwunden, und sie fühlte sich leicht und unbeschwert. »Er ist wunderschön.« Pilar zählte die Steine und verstand, was sie bedeuten sollten. »Er ist großartig.«
David nahm ihn aus der Schachtel und steckte ihn ihr an den Finger. »Genau das habe ich auch gedacht.«
Als Pilar ins Haus trat, kochte Eli sich gerade in der Küche Tee. »Wie geht es David?«
»Gut, jedenfalls besser, als ich gedacht hätte.« Sie fuhr mit dem Daumen über den Ring. Er fühlte sich so neu, so richtig an ihrem Finger an! »Er braucht nur noch etwas Ruhe.«
»Na ja, das geht uns wohl allen so.« Er seufzte. »Deine Mutter ist in ihr Büro gegangen. Ich mache mir Sorgen um sie, Pilar. Sie hat heute kaum etwas gegessen.«
»Ich gehe hinauf und bringe ihr einen Tee.« Sie strich ihm über den Rücken. »Wir schaffen das schon, Eli.«
»Ich weiß. Ich glaube auch daran, aber ich frage mich langsam, um welchen Preis. Teresa ist eine stolze Frau, und das Ganze trifft sie in ihrem Inneren.«
Elis Sorge übertrug sich auf Pilar. Während sie das Tablett ins Büro ihrer Mutter trug, kam ihr der Gedanke, dass sie schon zum zweiten Mal an diesem Abend jemandem Tee brachte, der ihn vermutlich gar nicht wollte.
Und trotzdem sollte es eine beruhigende Geste sein. Sie würde ihr Bestes tun.
Die Tür stand offen, und Teresa saß an ihrem Schreibtisch. Vor ihr lag ein Rechnungsbuch.
»Hallo Mama.« Pilar trat ein. »Ich wünschte, du würdest nicht so hart arbeiten. Du beschämst uns alle.«
»Ich bin nicht in der Stimmung um Tee zu trinken, Pilar, und ich möchte auch keine Gesellschaft haben.«
»Nun, ich aber.« Pilar stellte das Tablett auf den Tisch und begann, Tee auszuschenken. »David sieht bemerkenswert gut aus. Du kannst dich ja morgen selbst davon überzeugen.«
»Ich schäme mich, weil jemand aus meiner Familie so etwas getan hat.«
»Und natürlich bist du dafür verantwortlich. Wie immer.«
»Wer sonst?«
»Der Mann, der auf ihn geschossen hat. Ich habe früher auch immer geglaubt, ich sei für die Dinge, die Tony tat, verantwortlich.«
»Ihr wart nicht blutsverwandt.«
»Nein, aber ich habe ihn mir ausgesucht, und das ist viel schlimmer. Aber ich war nicht verantwortlich für das, was er getan hat. Wenn überhaupt, dann war ich nur verantwortlich dafür, dass ich all das zugelassen habe, was er mir und Sophia angetan hat.« Pilar trug die Teetasse zum Schreibtisch und stellte sie dort ab. »Giambelli ist mehr als ein Weinlieferant.«
»Ha! Glaubst du, das muss man mir erst sagen?«
»Ich glaube, man muss es dir jetzt sagen. Ich glaube, du musst an all das Gute erinnert werden, was im Namen des Unternehmens getan worden ist. An
die Millionen von Dollar für wohltätige Zwecke, die die Familie in all den Jahren gespendet hat. Die zahllosen Familien, die vom Unternehmen leben. Alle Angestellten. Jeder von ihnen hängt von uns ab und von dem, was wir tun, Mama.«
Pilar setzte sich neben den Schreibtisch und stellte mit Befriedigung fest, dass ihre Mutter ihr aufmerksam zuhörte. »Wir arbeiten, sorgen und mühen uns. Wir tun unser Bestes und halten allen die Treue. Das hat sich nicht geändert, und das wird sich auch nie ändern.«
»War ich Donato gegenüber unfair, Pilar?«
»Du stellst dich selbst in Frage? Jetzt verstehe ich, warum Eli sich Sorgen macht. Wenn ich dir die Wahrheit sage, wirst du mir dann glauben?«
Müde stand Teresa vom Schreibtisch auf und trat ans Fenster. Wegen der Dunkelheit konnte sie die Weinberge nicht sehen, aber sie lagen ihr trotzdem vor Augen. »Warum sollte ich dir nicht glauben?«
»Du kannst sehr hart sein. Manchmal macht einem das Angst. Als ich klein war, habe ich dich durch die Reihen marschieren sehen und gedacht, du bist wie ein General aus einem meiner Geschichtsbücher. Aufrecht und streng. Ab und zu bist du stehen geblieben, hast die
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