Im Sturm des Lebens
jammerte über sein Schicksal und verfluchte alle Frauen.
Er hatte kein Geld, um sich einen Anwalt zu nehmen, brauchte aber dringend welches, um die Abschiebung so lange wie möglich hinauszuzögern. So lange jedenfalls, bis er wieder klar denken konnte.
Er würde La Signora um Gnade bitten. Oder nach Bulgarien fliehen. Oder die Behörden davon überzeugen, dass er nur mit seiner Geliebten weggelaufen war.
Er würde für den Rest seines Lebens im Gefängnis verrotten.
Seine Gedanken drehten sich ständig im Kreis, immer und immer wieder, und als er aufblickte, stand eine Wache vor der Zelle. Man teilte ihm mit, er habe Besuch. Donato erhob sich mühsam. Die Schweizer waren zumindest so anständig gewesen, ihm seinen Anzug zu lassen. Die Krawatte, den Gürtel und die Schnürsenkel seiner Gucci-Schuhe hatten sie ihm allerdings weggenommen.
Während er zum Besucherraum gebracht wurde, fuhr er sich mit den Händen durch die Haare. Es war ihm gleichgültig, wer gekommen war, solange er ihm nur zuhörte.
Als er Sophia auf der anderen Seite der Glasscheibe entdeckte, hellte sich seine Stimmung auf. Ein Familienmitglied, dachte er. Sie würde ihm zuhören.
»Sophia! Grazie a Dio !«
Er sank auf seinen Stuhl und fummelte am Telefon herum.
Sie ließ ihn reden, registrierte die Panik, die flehenden Bitten, das Leugnen, die Verzweiflung. Und je länger er redete, desto mehr verhärtete sich ihr Herz.
»Stai zitto .«
Auf ihren ruhigen Befehl hin schwieg er tatsächlich. Er hatte gemerkt, dass sie hier ihre Großmutter vertrat, und dass ihr Gesichtsausdruck kalt und gnadenlos war.
»Ich bin nicht an Entschuldigungen interessiert, Donato. Ich bin nicht hier, um mir deine jämmerlichen Erklärungen anzuhören, dass alles nur ein schrecklicher Irrtum war. Du brauchst mich nicht um Hilfe zu bitten. Ich werde Fragen stellen, und du gibst mir die Antworten. Und dann entscheide ich, was getan wird. Klar?«
»Sophia, du musst mir zuhören ...«
»Nein, ich muss überhaupt nichts. Ich kann auch aufstehen und weggehen. Im Gegensatz zu dir. Hast du meinen Vater getötet?«
»Nein. In nome di Dio ! Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben!«
»Unter den gegebenen Umständen kann ich das sehr leicht glauben. Du hast meine Familie bestohlen.«
Er erhob sich, um es abzustreiten, und als sie die Absicht in seinen Augen las, legte Sophia das Telefon beiseite und stand auf. In panischem Entsetzen schlug Donato mit der Hand gegen die Scheibe und
schrie etwas. Die Wachen traten vor, aber Sophia hielt sie mit einer kühlen Geste zurück und ergriff wieder das Telefon.
»Was wolltest du sagen?«
»Ja. Ja, ich habe Geld beiseite geschafft. Es war falsch, ich war dumm. Gina ... sie macht mich verrückt. Ständig will sie noch mehr. Mehr Kinder, mehr Geld, mehr Sachen ... Ich habe Geld gestohlen. Ich habe gedacht, was spielt das schon für eine Rolle? Bitte, Sophia, cara , du wirst doch nicht zulassen, dass sie mich wegen dem Geld einsperren!«
»Doch, das würde ich tun. Meine Großmutter vielleicht nicht. Aber es geht nicht nur um das Geld. Du hast auch den Wein gepanscht. Du hast einen alten, unschuldigen Mann umgebracht. Wegen Geld, Don? Wie viel war er dir wert?«
»Es war ein Versehen, ein Unfall. Es sollte ihm nur ein bisschen schlecht gehen. Er wusste ... er sah ... Ich habe einen Fehler gemacht.« Seine Hand, mit der er sich übers Gesicht rieb, zitterte.
»Was wusste er, Donato? Was hat er gesehen?«
»Im Weinberg ... Meine Geliebte ... Er missbilligte es, und er hätte vielleicht mit Zia Teresa gesprochen!«
»Wenn du mich weiter zum Narren hältst, gehe ich und lasse dich hier verrotten. Glaub mir. Ich will die Wahrheit hören, Don. Die ganze Wahrheit.«
»Es war ein Versehen, ich schwöre es. Ich war schlecht beraten, ich habe mich verführen lassen.« Verzweifelt zerrte er an seinem Kragen. Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Ich sollte dafür bezahlt werden, verstehst du, und ich brauchte Geld. Wenn das Unternehmen Probleme bekam, wenn es eine schlechte Presse und Gerichtsverfahren gab, sollte ich noch
mehr bekommen. Baptista, er sah ... die Leute, mit denen ich redete. Sophia, bitte! Ich war wütend, sehr wütend. Mein ganzes Leben lang habe ich hart gearbeitet. La Signora hat mich nie geschätzt. Aber ein Mann hat seinen Stolz. Ich wollte, dass sie mich schätzt.«
»Und deswegen hast du einen alten Mann umgebracht und ihren Ruf in den Schmutz gezogen?«
»Das Erste, das war ein Unfall. Und es war der
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