Im Sturm des Lebens
was ich seit Tagen gehört habe.« Er küsste sie auf den Scheitel. »Lass uns fahren.«
»Glaubst du ihm?«
Tyler hatte gewartet, bis Sophia den Hörer aufgelegt hatte und alles gesagt war. Sie lief jetzt in der Kabine auf und ab und trank ihre dritte Tasse Kaffee seit dem Start.
»Ich glaube, er ist ein dummer Mann mit einem schwachen, egoistischen Charakter. Ich glaube, er hat sich eingeredet, die Ermordung von Signore Baptista und Margaret sei ein unglücklicher Unfall gewesen. Er lässt sich wegen Geld und aus Geltungssucht von jemandem missbrauchen, der viel cleverer ist als er. Und jetzt tut es ihm Leid – aber nur, weil sie ihn gefasst haben. Was ich allerdings absolut glaube, ist, dass er Angst vor Jerry hat. Ich glaube nicht, dass Don meinen Vater umgebracht hat, und er hat wohl auch nicht versucht, David zu töten.«
»Du denkst an DeMorney?«
»An wen sonst? Es wird nicht so leicht sein, ihm das nachzuweisen. Es wird gar nicht leicht sein, Jerry damit überhaupt in Verbindung zu bringen.«
Tyler stand auf und nahm ihr die Kaffeetasse aus der Hand. »Du machst dich selbst ganz nervös. Schalt mal für eine Weile ab.«
»Ich kann nicht. Wer soll es sonst gewesen sein, Ty? Schon während ich telefonierte, habe ich gemerkt,
dass du nicht mit mir übereinstimmst. Und ich sehe es dir auch an.«
»Ich weiß noch nicht, was ich denken soll. Ich brauche länger als du, um diese Dinge zu verarbeiten. Aber ich kann mir nicht vorstellen, warum sich dein Vater in deiner Wohnung mit Jerry treffen sollte, oder warum Jerry ihn nach dieser ganzen Planung umbringen sollte. Warum sollte er das riskieren? Das ergibt für mich keinen Sinn. Aber ich bin kein Polizist, und du auch nicht.«
»Sie müssen ihn verhören. Selbst wenn ihn nur jemand wie Donato beschuldigt, müssen sie ihn verhören. Er wird versuchen, sich herauszuwinden, aber ...« Sophia blieb stehen und holte tief Luft. »Wir machen eine Zwischenlandung in New York, um zu tanken.«
»Drei Länder an einem Tag.«
»Willkommen in meiner Welt.«
»Du wirst nichts aus ihm herausbekommen, Sophie.«
»Ich will einfach nur die Gelegenheit haben, ihm ins Gesicht zu spucken.«
»Ja, das habe ich mir gedacht.« Und er musste dabei auf sie aufpassen. »Weißt du denn überhaupt, wo du ihn suchen musst? New York ist eine große Stadt.«
Sie setzte sich und zog ihren Filofax heraus. »Verbindungen herzustellen ist eins meiner größten Talente. Danke für deine großartige Unterstützung.«
»Hey, ich bin nur dein Begleiter.«
»Sollte mir heute irgendetwas entgangen sein?«
»Sophie, dir entgeht doch nie etwas.«
»Genau. Ich habe mich durch dieses ganze Chaos gepflügt, Anrufe getätigt, Vereinbarungen getroffen,
alle Knöpfe gedrückt, aber du hast mich nie unterbrochen, mir nie Fragen gestellt, mir nie den Kopf getätschelt und mir gesagt, ich solle aufhören, damit du das Problem in die Hand nehmen kannst.«
»Ich spreche nicht drei Sprachen.«
»Darum geht es gar nicht. Es ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, einmal deine Muskeln spielen zu lassen und die Sache zu übernehmen, um mir zu zeigen, dass du alles für mich regeln kannst. Genauso wenig wie es dein Ego beeinträchtigt hat, dass ich ganz genau wusste, was ich zu tun hatte und wie. Du brauchst deine Muskeln gar nicht spielen zu lassen, weil du weißt, dass du welche hast.«
»Vielleicht gefällt es mir ja auch einfach nur, dir bei der ganzen Geschichte zuzusehen.«
Sie rollte sich auf seinem Schoß zusammen. »Mein ganzes Leben lang habe ich immer wieder dafür gesorgt, dass ich von schwachen Männern umgeben war.« Sie lehnte den Kopf an Tylers Schulter und kam endlich zur Ruhe. »Und jetzt sieh dir an, was ich diesmal getan habe.«
Auch Jerry telefonierte einige Male, aus öffentlichen Telefonzellen. Donato war für ihn kein besonders großes Problem, eher eine lästige Angelegenheit. Aber auch die würde er binnen kurzem los sein. Er hatte das erreicht, was er erreichen wollte.
Giambelli steckte schon wieder in einer Krise, die Familie war in Aufruhr, das Vertrauen der Verbraucher auf dem Tiefpunkt. Und er kassierte die Belohnung – persönlich, beruflich, finanziell.
Nichts, was er getan hatte – jedenfalls nichts, was bewiesen werden konnte –, war illegal gewesen. Er hatte einfach nur seinen Job gemacht, wie es jeder
aggressive Geschäftsmann tun würde, und hatte die Gelegenheiten ergriffen, die sich ihm anboten.
Deshalb war er auch eher amüsiert als
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