Im Sturm des Lebens
den Rhythmus der amerikanischen Sprache zu lieben. Es war nicht ihr Zuhause, nicht so wie das Castello , aber sie hatte hier ihren Platz gefunden und war zufrieden damit.
Sie hatte einen Mann geheiratet, der die Billigung ihrer Familie fand, und sie hatte auch gelernt, ihn zu lieben. Mit ihm hatte sie eine Tochter –, und zu ihrer immerwährenden Trauer – zwei tot geborene Söhne.
Sie hatte ihren Mann begraben, als sie erst dreißig war, und sie hatte nie seinen Namen angenommen oder ihn ihrem einzigen Kind gegeben. Sie war eine Giambelli, und dieses Erbe, diese Verantwortung war wichtiger und heiliger als die Ehe.
Teresa besaß einen Bruder, den sie sehr liebte. Er war Priester und hütete seine Schäfchen in Venedig. Sie hatte auch noch einen anderen Bruder gehabt, der als Soldat gefallen war, noch bevor er richtig gelebt hatte. Sie erinnerte sich nur noch schwach an ihn, jedoch voller Verehrung.
Und sie hatte eine Schwester, die sie für dumm hielt und die einen noch dümmeren Sohn in die Welt gesetzt hatte.
Teresa war diejenige gewesen, die die Familie und Tradition und das Erbe der Familie fortführen musste. Und das hatte sie auch getan.
Ihre Heirat mit Eli MacMillan hatte sie sorgfältig und bis ins kleinste Detail geplant. Sie sah sie in erster Linie als Fusion, weil seine Weinfelder hervorragend
waren und im Tal unter ihren lagen. Er war ein guter Mann und, was für ihre Überlegungen noch wichtiger war, ein guter Winzer.
Er hatte sie umworben, aber das taten andere Männer auch. Sie war gern mit ihm zusammen, aber sie war auch gern mit anderen zusammen gewesen. Letztendlich sah sie in ihm den Merlot, den weicheren, milderen Rebsaft, der sich mit ihrem stärkeren und deutlich raueren Cabernet Sauvignon verband.
Im richtigen Mischungsverhältnis ergab das hervorragende Ergebnisse.
Nachdem sie Elis Heiratsantrag angenommen hatte, waren komplexe und detaillierte Geschäftsvereinbarungen getroffen worden. Die Vereinbarungen hatten beiden Unternehmen Nutzen gebracht und sie zufrieden gestellt.
Es war eine Überraschung für Teresa gewesen, als sie feststellte, dass sie schließlich sogar Trost, Freude und Befriedigung in einer Ehe fand, die jetzt in ihr zwanzigstes Jahr ging.
Eli war immer noch ein gut aussehender Mann und obwohl er zehn Jahre älter war als seine Frau, ging er noch nicht vom Alter gebeugt. Immer noch stand er jeden Morgen in der Dämmerung auf, und jeden Morgen ging er mit ihr spazieren, ganz gleich, bei welchem Wetter.
Teresa vertraute ihm wie keinem Mann außer ihrem Großvater, und liebte ihn mehr als jeden anderen Mann, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Er kannte all ihre Pläne und die meisten ihrer Geheimnisse.
»Sophia ist gestern Abend spät angekommen.«
»Ah.« Eli legte ihr die Hand auf die Schulter, während sie zwischen den Reihen der Weinstöcke entlanggingen.
Es hatte einige Zeit gedauert, bis Teresa sich an diese beiläufige Berührung eines Mannes, ihres Mannes, gewöhnt hatte. Und noch länger hatte es gedauert, bis sie sie nicht mehr missen mochte. »Hast du geglaubt, sie würde nicht kommen?«
»Ich wusste, dass sie kommen würde.« Teresa war zu sehr daran gewöhnt, dass man ihr gehorchte, als dass sie es bezweifelt hätte. »Aber wenn sie direkt aus New York gekommen wäre, hätte sie früher hier sein können.«
»Sie hatte bestimmt eine Verabredung. Oder war einkaufen.«
Teresa kniff die Augen zusammen. Sie waren fast schwarz und immer noch scharf. Auch ihre Stimme klang scharf, als sie erwiderte: »Oder sie hat ihren Vater besucht.«
»Oder das«, stimmte Eli auf seine bedächtige Art zu. »Loyalität ist ein Charakterzug, den du immer bewundert hast, Teresa.«
»Wenn jemand sie verdient.« So sehr sie Eli liebte, manchmal machte seine unendliche Toleranz sie wütend. »Anthony Avano dagegen verdient nur Abscheu.«
»Ein bemitleidenswerter Mann, ein schlechter Ehemann und ein mittelmäßiger Vater.« Fast wie mein eigener Sohn, dachte Eli. »Und doch arbeitet er noch für dich.«
»Ich habe ihm anfangs zu tiefe Einblicke in das Unternehmen gewährt.« Teresa hatte ihm vertraut und ihn für fähig gehalten. Er jedoch hatte sie enttäuscht und das würde sie ihm nie verzeihen. »Aber er kann gut verkaufen. Solange die Werkzeuge funktionieren, benutze ich sie. Hätte ich ihn damals gefeuert, wäre das eine persönliche Befriedigung gewesen,
in geschäftlicher Hinsicht jedoch unklug. Für Giambelli ist eben nur das Beste gut genug. Aber ich mag
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