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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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alles.«
    »Das ist doch albern.«
    »Nein, es ist eine Tatsache. Ich habe nie wirklich in einem Büro gearbeitet, und die kurze Zeit, die ich dort verbracht habe, liegt fünfundzwanzig Jahre zurück. Alles hat sich verändert. Ich bringe den verdammten Computer nicht zum Laufen, und die meiste Zeit weiß ich nicht einmal, worum es geht. Und statt mir meine Fehler vor Augen zu halten, tätschelt sie mir den Kopf, weil sie mich nicht aufregen will. Sie ist diejenige, die sich aufregt, und ich kann ihr nicht helfen.«
    Pilar legte die Fingerspitzen zusammen. »Also bin ich davongelaufen. Ich bin so verdammt gut darin, immer wegzulaufen! Und jetzt stehe ich hier draußen, damit ich ihr nicht gegenübertreten muss. Sie macht sich krank wegen Tony und versucht, René davon abzuhalten, Anspruch auf seine Leiche zu erheben. Sie kann nicht trauern, das lässt sie nicht zu. Aber sie braucht dieses Ritual, und René lässt es ihr nicht.«
    »Sie muss auf ihre Art damit fertig werden. Das wissen Sie doch. Genauso, wie Sie auf Ihre Art damit umgehen müssen.«
    »Ich weiß nicht, was meine Art ist. Ich sollte hineingehen.«
    David wollte sie nicht allein lassen und ging neben ihr her aufs Haus zu. »Pilar, glauben Sie, Sophia weiß nicht, was sie Ihnen bedeutet?«
    »Sie weiß es. Genauso wie sie weiß, dass sie ihrem Vater nichts bedeutet hat. Es ist schwer für ein Kind, damit zu leben.«
    »Das weiß ich. Aber sie leben beide damit.«
    An der Seitenterrasse blieb Pilar stehen und wandte sich zu David um. »Haben Sie manchmal Angst, Ihren Kindern nicht der richtige Vater zu sein?«
    »Jeden Tag.«
    Sie lachte leise auf. »Es ist schrecklich, aber es ist eine Erleichterung, dass Sie das sagen.« Als sie die Verandatür aufstieß, sah sie Sophia auf dem Sofa liegen, das Gesicht kalkweiß. Neben ihr saß Linc Moore und hielt ihre Hand.
    »Was ist los?« Pilar stürzte auf ihre Tochter zu. »O Baby, was ist los?«
    »Wir sind zu spät gekommen. Linc hat alles versucht. Er hat sogar eine einstweilige Verfügung erreicht, aber es war zu spät. Sie hat ihn einäschern lassen, Mama! Sie hatte schon alles vorher arrangiert.«
    »Es tut mir Leid.« Linc, der immer noch Sophias Hand hielt, streckte seine andere Hand nach Pilar aus. »Sie hat ihn direkt ins Krematorium bringen lassen. Es hatte schon begonnen, bevor ich die einstweilige Verfügung bekam.«
    »Er ist fort, Mama.«

11
    D en langen Winter über schliefen die Weinstöcke. Die Weinberge nahmen den Regen auf, erstarrten unter dem Frost und wurden an den seltenen, warmen Tagen wieder weich.
    Für den Bauern, für die Pflanze wiederholte sich der Kreislauf immer wieder, mit allen Variationen und Überraschungen, Freuden und Tragödien, die dazu gehörten.
    Das Leben drehte sich beständig im Kreis.
    Ende Januar verzögerte schwerer Regen das Beschneiden, aber bei aller Frustration versprach das nasse Winterwetter auch eine gute Ernte.
    Den ganzen Februar über konnte man nur warten. Manchen kam es so vor, als hätten sie schon immer nur gewartet.
    Im zweiten Stock der Villa Giambelli lag Teresas Büro. Es gefiel ihr, dass es so weit fort vom geschäftigen Treiben im Haus war. Und sie liebte den weiten Blick über ihren Besitz.
    Jeden Tag stieg sie die Treppe hinauf, ein gutes Training für den Körper, und arbeitete dort drei Stunden. Niemals weniger, aber, vor allem in diesen Tagen, auch selten mehr. Das Zimmer war behaglich. Sie glaubte daran, dass eine komfortable Umgebung die Produktivität steigerte. Sie glaubte auch daran, sich selbst etwas Gutes tun zu müssen.
    Der Schreibtisch hatte schon ihrem Vater gehört.
Er war alt, aus dunkler Eiche mit tiefen Schubladen. Das bedeutete Tradition. Darauf standen ein Telefon mit zwei Leitungen und ein Computer. Das bedeutete Fortschritt.
    Unter dem Schreibtisch schnarchte Sally friedlich vor sich hin. Das bedeutete Zuhause.
    An diese drei Dinge glaubte sie.
    Und weil sie das tat, saßen jetzt ihr Mann und sein Enkel, ihre Tochter und ihre Enkelin, David Cutter und Paulo Borelli bei ihr im Zimmer.
    Das Alte und das Neue, dachte sie.
    Sie wartete, bis der Kaffee serviert war. Der Regen rann in Bächen vom Dach und an den Fenstern hinunter.
    »Danke, Maria.« Teresa faltete die Hände, während die Haushälterin hinausging und die Tür hinter sich schloss.
    »Es tut mir Leid«, begann sie, »dass wir uns nicht früher alle zusammensetzen konnten. Durch den Verlust von Sophias Vater und die Umstände seines Todes mussten wir bestimmte

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