Im Sturm des Lebens
»Oh, Mama, es tut mir so Leid, aber du bist die schlechteste Assistentin, die ich jemals gehabt habe. Ich könnte dich in einer Million Jahren noch nicht in die Stadt schicken, damit du dort mit meinem Team arbeitest. Du hast gute Ideen«, fügte sie besorgt hinzu, weil ihre Mutter nichts erwiderte, »so wie heute mit dem Jugendschutz. Aber du erwähnst sie erst, wenn man dich darum bittet, und selbst dann weißt du nicht, wie man sie umsetzen könnte. Und außerdem hasst du jede einzelne Minute, die du in meinem Büro sitzt.«
»Ich tue mein Bestes. Und offensichtlich versage ich«, sagte Pilar und stand auf.
»Mama ...«
»Nein, ist schon gut. Mir ist es lieber, wenn du aufrichtig bist, statt mich zu belehren. Ich werde die Sache für alle Beteiligten so einfach wie möglich machen. Ich kündige. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt ... Ich suche mir etwas, worin ich gut bin. Zum Beispiel, irgendwo elegant und charmant herumzusitzen.« Fluchtartig, aber mit erhobenem Kopf verließ Pilar den Raum.
»Ich rede mit ihr«, erbot sich Sophia.
»Das tust du nicht.« Teresa hob die Hand. »Sie ist eine erwachsene Frau, kein Kind, das man besänftigen muss. Wir bringen erst diese Sitzung hinter uns.«
Es ist ermutigend zu sehen, dachte Teresa, während sie ihre Kaffeetasse hob, dass meine Tochter Temperament und Rückgrat zeigt.
Endlich.
Er hatte eigentlich keine Zeit für beruhigende Gespräche, aber da David fand, dass er durchaus mitschuldig an der Situation war, ging er zu Pilar. In den letzten Wochen war Maria eine seiner Quellen für Neuigkeiten bei den Giambellis geworden. Mit ihrer Hilfe fand er Pilar im Gewächshaus.
Sie trug Gartenhandschuhe und eine Schürze und topfte gerade Schösslinge um, die sie selbst gezogen hatte.
»Haben Sie eine Minute Zeit?«
»Ich habe alle Zeit der Welt«, erwiderte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. »Ich tue ja nichts Wichtiges.«
»Sie arbeiten nicht in einem Büro. Und dort gibt es auch nichts, das Sie befriedigt oder einem Ziel dient. Das ist ein Unterschied. Es tut mir Leid, dass meine Bewertung Ihre Gefühle verletzt hat, aber ...«
»Aber es geht ums Geschäft.« Sie blickte ihn jetzt direkt an.
»Ja. Es geht ums Geschäft. Wollen Sie wirklich tippen und die Ablage machen, Pilar? In Konferenzen über Werbekampagnen und Marketingstrategien herumsitzen?«
»Ich möchte mich nützlich fühlen.« Sie stieß ihre kleine Schaufel in die Erde. Dachten sie, sie sei wie eine der Blumen, die sie hier pflegte? Etwas, das ein
kontrolliertes Klima brauchte und gut behandelt werden musste, um in einer hübschen Umgebung attraktiv auszusehen?
»Ich bin es leid. Ich bin es leid, dass man mir das Gefühl gibt, ich sei zu nichts nutze. Keine Fähigkeiten, keine Talente, kein Hirn.«
»Dann haben Sie nicht richtig zugehört.«
»Oh, ich habe Ihnen sehr wohl zugehört.« Pilar zerrte ihre Handschuhe von den Händen und ließ sie zu Boden fallen. »Ich soll charmant und elegant sein. Wie eine hübsch angezogene Puppe, die man zur rechten Zeit an den rechten Ort setzt, und die übrige Zeit im Schrank verstaut. Danke, nein. Ich war lange genug im Schrank verstaut.«
Sie wollte sich an David vorbeidrängen, aber er packte sie einfach am Arm. Entsetzt starrte sie ihn an, als er auch noch den anderen Arm ergriff und sie festhielt.
»Bleiben Sie hier.«
»Lassen Sie mich los.«
»In einer Minute. Erstens: Charme ist ein Talent. Eleganz ist eine Fähigkeit. Und man braucht Hirn, um zur richtigen Zeit die richtigen Worte zu sagen und anderen Menschen das Gefühl zu geben, sich wohlzufühlen. Sie sind gut in diesen Dingen, warum wollen Sie sie dann nicht nutzen? Zweitens: Wenn Sie glauben, es sei keine richtige Arbeit, Touristen und Kunden bei Weinproben und Führungen zu betreuen, dann werden Sie schon noch bemerken, dass es verdammt anstrengend sein kann.«
»Sie brauchen mir nicht zu sagen ...«
»Offensichtlich doch.«
Pilar starrte ihn mit offenem Mund an, weil er sie so abrupt unterbrochen hatte. Das geschah selten.
Und sie dachte daran, wie er mit Tony bei der Party umgegangen war. Jetzt fertigte er sie genauso kalt und schneidend ab.
»Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich nicht für Sie arbeite.«
»Ich möchte Sie daran erinnern«, konterte er, »dass Sie das im Wesentlichen sehr wohl tun. Solange Sie nicht wie ein verwöhntes Kind von hier verschwinden, arbeiten Sie für mich.«
»Va’ al diavolo .«
»Ich habe im Moment keine Zeit, um zur
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