Im Sturm des Lebens
und die bissigfreundliche Stimme, noch bevor sie aufblickte. »Hallo, Susan.« Sie setzte ihr Gesellschaftslächeln auf. »Du siehst ja großartig aus! Susan Manley, David Cutter.«
»Nein, bleiben Sie sitzen, bleiben Sie sitzen!« Susan, strahlend blond und gerade ihrem jüngsten Facelifting entronnen, machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich habe mir gerade die Nase gepudert und wollte wieder zu meinem Tisch gehen, als ich euch hier sah. Charlie und ich sind mit zweien seiner auswärtigen Kunden hier. Todlangweilig«,
sagte sie augenzwinkernd. »Ich habe erst kürzlich zu Laura gesagt, wir müssten uns unbedingt mal wieder treffen. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen! Ich freue mich, dass du so gut aussiehst, Liebes. Das muss ja eine entsetzliche Zeit für dich gewesen sein. Es war für uns alle ein solcher Schock!«
»Ja.« Pilar spürte, wie die Freude an dem Abend in sich zusammenfiel. »Danke für deinen Brief.«
»Ich wünschte nur, ich hätte mehr tun können. Nun, wir wollen nicht über so traurige Dinge sprechen.« Sie drückte Pilars Arm und musterte David. »Ich hoffe, deiner Mutter geht es gut?«
»Sehr gut, danke.«
»Ich muss weiter. Ich kann den armen Charlie nicht so lange mit den beiden allein lassen. Schön, Sie kennen gelernt zu haben, Mr. Cutter. Ich rufe dich nächste Woche an. Wir müssen unbedingt mal zusammen zu Mittag essen.«
»Ja, unbedingt«, erwiderte Pilar und griff nach ihrem Weinglas, während Susan davonrauschte. »Es tut mir Leid. In gewisser Weise ist das Tal ein Dorf. Es ist schwierig, irgendwohin zu gehen, ohne irgendjemandem zu begegnen, den man kennt.«
»Warum entschuldigst du dich dann dafür?«
»Es ist mir peinlich.« Sie stellte ihr Weinglas wieder ab und befingerte den Stiel. »Und die Leute werden reden, wie meine Mutter schon vorausgesagt hat.«
»Tatsächlich?« David zog ihre Hand vom Glas weg. »Dann wollen wir ihnen doch mal was zum Reden geben.« Er hob ihre Hand an die Lippen und knabberte leicht an den Knöcheln. »Ich mag Susan«, sagte David, als Pilar ihn anstarrte. »Sie hat mir eine gute Überleitung geliefert. Was wird sie wohl morgen Laura erzählen, wenn sie sie anruft?«
»Das kann ich mir nur zu gut vorstellen, David.« Ein Schauer lief ihren Arm hinauf. Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich bin nicht auf der ... Suche.«
»Das ist komisch. Das war ich auch nicht, bis ich dich kennen lernte.« Er beugte sich vor. »Lass uns etwas Sündiges tun.«
Das Blut stieg ihr ins Gesicht. »Was denn?«
»Lass uns ...« seine Stimme wurde zu einem verschwörerischen Flüstern, »ein Dessert bestellen.«
Sie musste unwillkürlich lachen. »Großartig.«
Und es war großartig. Die Heimfahrt durch die kalte Nacht unter einem sternenklaren Himmel und einem kühlen, weißen Mond. Leise Musik aus dem Radio, während sie hitzig über ein Buch debattierten, das sie beide kürzlich gelesen hatten.
Pilar hätte beinahe aufgeseufzt, als sie die Lichter der Villa sah. Vorbei, dachte sie. Zu Beginn des Abends war sie furchtbar nervös gewesen, und jetzt bedauerte sie, dass er beinahe vorüber war.
»Die Kinder sind noch auf«, sagte David, als er feststellte, dass das Gästehaus so hell erleuchtet war wie ein Kasino in Las Vegas. »Ich werde sie umbringen müssen.«
»Ja, ich habe schon gemerkt, was für ein grausamer und brutaler Vater du bist. Und wie deine Kinder dich fürchten.«
Er warf ihr einen Blick von der Seite zu. »Ich hätte nichts dagegen, wenn sie ab und zu mal vor mir zittern würden.«
»Dafür ist es jetzt wohl zu spät. Du hast zwei glückliche, gut gelungene Kinder großgezogen.«
»Ich arbeite noch daran.« Er trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Theo ist in New York in Schwierigkeiten geraten. Ladendiebstahl, hat sich
heimlich aus der Wohnung geschlichen und so. Seine Noten, die noch nie besonders gut waren, sind in den Keller gesunken.«
»Das tut mir Leid, David. Die Pubertät ist für jeden eine harte Zeit und noch härter, wenn man alleinerziehend ist. Ich könnte dir ein paar haarsträubende Geschichten von Sophia in diesem Alter erzählen. Dein Sohn ist ein netter junger Mann. Dieses Benehmen gehört einfach zur Entwicklung dazu.«
»Mir hat es auf jeden Fall den Anstoß gegeben, den ich brauchte. Ich habe ihn ein bisschen zu sehr an der langen Leine gelassen, weil es einfacher für mich war. Am Ende eines langen Tages hatte ich keine Energie mehr. Als ihre Mutter ging, war es für Maddy schwerer als für Theo,
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