Im Sturm erobert
dann, daß Ihr hier auf dem Boden liegt, Sir?«
Er blinzelte noch ein paarmal. »Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich, daß ich von einem Türsteher eine Eintrittskarte gekauft habe, ein recht unangenehmer Kerl. Er warnte mich, daß er heute früher schließen wollte, und er hat mir auch eine Tasse recht schlechten Tee verkauft. Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, wie ich mich über eine Vitrine mit zamarischen Kunstgegenständen beugte, die ich für Fälschungen hielt.«
Beatrice schniefte diskret. »Mr. Saltmarsh, was diesen Tee betrifft -«
Er berührte vorsichtig seinen Magen und schnitt eine Grimasse. »Ich würde es vorziehen, nicht darüber zu sprechen. Ich fürchte, er ist mir nicht gut bekommen.«
»Ich fürchte, Ihr wurdet betäubt, Sir.«
Er starrte sie an. »Betäubt? Warum sollte jemand so etwas tun?«
Beatrice erhob sich. »Darüber machen wir uns später Sorgen. Das vordringlichste ist, Euch hier rauszubringen.«
»Ja, natürlich. Es muß schon ziemlich spät sein.« Saltmarsh richtete sich unbeholfen auf. Er tastete nach der Kante eines nahestehenden Schrankes, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. »Gebt mir einen Moment Zeit, dann werde ich diese Treppe hochsteigen können.«
»Es ist sinnlos, sie hochzusteigen. Der Ausgang ist durch eine extrem schwere Vitrine versiegelt. Falls es einen Hebel gibt, mit dem man ihn von dieser Seite öffnen kann, ist er sehr gut versteckt. Ich konnte ihn nicht finden.«
»Was sollen wir nur machen?«
»Wir müssen nach einem anderen Ausgang aus diesem Raum suchen, oder wir sitzen hier bis zum Morgen fest.«
Saltmarsh erschrak sichtlich. »Gütiger Gott. Mir kam gerade der Gedanke, daß es ernste Konsequenzen haben wird, wenn man uns morgen hier zusammen findet.«
»Einer der Vorteile, Witwe zu sein, Mr. Saltmarsh, ist, daß ich mir keine Sorgen um meinen Ruf machen muß.«
»Das mag für Euch gelten, Mrs. Poole«, erwiderte er ganz ruhig. »Aber Mrs. York ist vielleicht nicht so sicher.«
Beatrice erstarrte. Er hatte recht. »Glücklicherweise kann ich auf Eure Diskretion zählen.«
»Mrs. Poole, ich versichere Euch, ich würde eher sterben, als Euer Geheimnis zu verraten, aber wir können nicht annehmen, daß kein anderer es kennt. Ich erwähne nur ungern das Offensichtliche, aber ich muß.«
»Was wollt Ihr damit sagen, Sir?«
Sein Mund wurde schmal. »Wenn es mir gelungen ist, herauszufinden, daß Ihr die Autorin Mrs. Amelia York seid, dann könnte das auch jemand anderes geschafft haben.« Beatrice stöhnte. »Mein Ruf ist nicht der einzige Grund, warum wir einen Weg aus diesem Raum finden müssen, Sir.« »Welcher andere Grund könnte so wichtig sein?«
»Die Möglichkeit, daß derjenige, der uns hier eingesperrt hat, nicht die Absicht hat, uns in nächster Zeit hier herauszulassen, falls überhaupt.« Saltmarsh wurde blaß.
Leo beäugte Mrs. Cheslyn mit wachsender Ungeduld. »Was soll das heißen, Mrs. Poole ist nicht zu Hause? Wo zum Teufel ist sie?«
»Tut mir leid, Sir, ich weiß es nicht. Zumindest nicht genau. Sie hat nicht die Angewohnheit, mir detaillierte Angaben über ihre Pläne zu geben. Und das, Mylord, ist der Kern des Problems hier. Wenn man mir einen zuverlässigen Zeitplan geben würde, einen, auf den man sich verlassen kann -«
»Wie lange ist es her, seit sie gegangen ist? Wohin ist sie gegangen? Wann erwarten Sie sie zurück? Ist sie zu Fuß gegangen, oder hat sie eine Droschke gerufen?«
Mrs. Cheslyn wich vor dieser Inquisition zurück. »Mrs. Poole ist häufig sehr vage in diesen Dingen.«
Leo verfolgte sie über die Schwelle. »War jemand anders bei ihr ? Hat sie irgend jemanden besucht ? Ist sie in einer Kutsche weggefahren?«
»Nein, Sir.« Mrs. Cheslyn wich weiter in die Eingangshalle zurück. »Sie ist allein gegangen. Sagte, sie hätte eine Verabredung.«
Ein Gedanke kam ihm. »Ging sie verschleiert?«
Mrs. Cheslyn bekam ganz große Augen. »Ja, Sir, woher wißt Ihr das?«
Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Beatrice führte wieder etwas im Schilde. »Wo ist Lady Ruston?«
»Sie und Miss Arabella sind mit Mr. Burnby und Lady Hazelthorpe in den Park gefahren.« Mrs. Cheslyn warf einen verzweifelten Blick auf die Uhr. »Sie sind kurz vor fünf aufgebrochen. Sie werden erst in etwa einer Stunde zurückkommen.«
Leo ging um sie herum. »Ich werde in Mrs. Pooles Arbeitszimmer warten.«
»Aber im Salon wäre es doch viel bequemer. Ich bringe Euch Tee.«
»Vergeßt den Tee, ich
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