Im Sturm erobert
nächstes würde er zum Haus der Peitsche gehen. Es war Zeit, der Person, die Beatrice den Brief geschickt hatte, einen Besuch abzustatten.
Er schickte sich an, die Straße zu überqueren. Er würde zu Fuß schneller zu Madame Tugends Etablissement gelangen als mit einer Droschke, die durch den Nebel aufgehalten würde.
Er ging schneller. Gestern nacht hatte Ginwilly Jack ihm klargemacht, daß er kein Interesse an Beatrice hatte. Wer immer ihn für die Entführung bezahlt hatte, hatte kein Interesse an Beatrice gezeigt. Leo hatte angenommen, sie wäre relativ sicher. Aber diese Geschichte mit den Ringen wurde mit jedem Tag verwickelter. Nichts war mehr selbstverständlich, schon gar nicht Beatrice’ Sicherheit.
Zur Hölle damit. Er hatte genug von ihrem hartnäckigen Bestehen auf Gleichberechtigung und Unabhängigkeit. In jeder Partnerschaft mußte es einen Seniorpartner geben.
Die erste Gestalt tauchte keine drei Schritt vor ihm aus den Nebelschwaden auf. Leo schob instinktiv die Hand in seine
Manteltasche, und seine Finger umschlossen die Pistole. Dann sah er die zweite Gestalt. Es war eine Frau mit Schleier. »Beatrice?«
»Leo, ich meine, Mylord. Was, in aller Welt, macht Ihr denn hier?«
»Verfluchte Hölle.« Er warf einen Blick auf ihren Begleiter. »Saltmarsh?«
»Monkcrest.« Saltmarsh klopfte auf den Ärmel seiner elegant geschnittenen Jacke und mußte prompt niesen. »Verzeiht. Der Staub.«
Leo ignorierte ihn und packte Beatrice’ Arm mit eiserner Faust. »Was, in Gottes Namen, geht hier vor?«
»Das ist eine sehr lange Geschichte, Leo. Laßt uns alle zu mir nach Hause gehen, dann erzähl ich sie. Mr. Saltmarsh und ich brauchen dringend eine Tasse Tee.« Sie hielt inne. »Vielleicht mit einem Hauch Brandy.«
Saltmarsh klopfte den Staub aus seinem anderen Ärmel. »Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich gerne in meine eigene Wohnung gehen. Ich brauche sofort ein Bad.«
»Ihr geht nirgendwo hin, Saltmarsh«, sagte Leo ruhig, »bis ich nicht ein paar Antworten habe.«
»Knurrt nicht so, Monkcrest«, sagte Beatrice. »Mr. Saltmarsh und ich haben wirklich genug mitgemacht. Gentlemen, laßt uns gehen. Ich für meinen Teil habe keine Lust, in diesem Nebel herumzustehen.«
»Ich bin mir sicher, Ihr werdet mich nicht brauchen, um unser kleines Abenteuer zu erklären, Mrs. Poole.« Saltmarsh warf Leo einen mißtrauischen Blick zu.
»Vielleicht nicht.« Beatrice sah ihn nachdenklich an. »Aber es gibt noch ein paar Erklärungen, die ich gerne von Euch hätte, Sir, und die werde ich kriegen.«
Er zuckte heftig zusammen, blinzelte und sah sie dann ratlos durch seine Brille an. »Wie bitte?«
»Ich fürchte, es muß sein.« Beatrice’ Stimme wurde sanfter, aber ihr Ton blieb streng. »Wir waren beide so damit beschäftigt, aus diesem gräßlichen Lagerraum rauszukommen, daß wir keine Zeit hatten, darüber zu sprechen. Aber jetzt glaube ich, müssen wir darüber reden.«
Leo beobachtete den anderen Mann. »Was genau möchtet Ihr mit ihm besprechen, Beatrice?«
»Ich möchte natürlich herausfinden, wieviel er über die Verbotenen Ringe weiß.« Sie sah Saltmarsh direkt in die Augen. »Ihr erwartet doch wohl nicht von mir, daß ich glaube, Eure Anwesenheit in Trulls Museum heute nachmittag wäre rein zufällig gewesen, Mr. Saltmarsh.«
Er seufzte. »Das kann ich von einer Frau von Eurer Intelligenz und Eurem Weitblick nicht verlangen, Mrs. Poole. Ihr habt ganz recht, ich schulde vor allem Euch eine Erklärung.«
Kapitel 13
»Welches dunkle Schicksal hat dich an diesen verwünschten Ort gebracht?« Kapitel dreizehn, Die Ruine von Mrs. Amelia York
D ie Gerüchte trafen hier in London bei dem kleinen Zirkel ernsthafter Sammler vor ein paar Monaten ein.« Saltmarsh kauerte über dem Glas Brandy, das Beatrice ihm gegeben hatte. »Die meisten lehnten sie von vornherein ab, aber ich muß zugeben, ich war interessiert. Ich hab mich aufgemacht, um zu sehen, was ich über die Verbotenen Ringe herausfinden könnte.«
»Und Eure Nachforschungen haben Euch zu Lord Glassonby geführt?« Leo, der am Kaminsims lehnte, trank einen Schluck aus seinem Glas.
Die Angst und der Zorn, die ihm unter die Haut gekrochen waren, hatte er unter Kontrolle. Aber die dunklen Vorahnungen, die ihn in der letzten Stunde gepackt hatten, waren nicht verschwunden. Er war sich immer mehr bewußt, daß nicht alle diese dunklen Visionen von der potentiellen Gefahr wegen der Verbotenen Ringe ausgingen. Einige von ihnen hatten einen
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