Im Sturm: Thriller (German Edition)
über seinen Werdegang ergaben ein psychologisches Profil: kein Krieger. Frage: Wie lange konnte der Junge durchhalten?
Keflavik, Island
Eine MiG war in der Luft. Die anderen standen in den von den Amerikanern erst kürzlich fertiggestellten Bunkern am Ende der Startbahn II. Der Jäger hatte zwei Aufträge. Zum einen sollte er patrouillieren und im Falle einer feindlichen Attacke eingreifen, zum anderen wurde er sorgfältig von den Radarcontrollern am Boden verfolgt: Die Geräte mußten justiert werden. So zog das Kampfflugzeug über dem Stützpunkt Kreise, während die RadarOperatoren festzustellen versuchten, ob ihre Instrumente korrekte Werte anzeigten.
Die Jäger waren bewaffnet und betankt, in ihrer Nähe ruhten sich die Piloten auf Feldbetten aus. Im Augenblick füllten Tanklaster die Badger-Bomber, die die Jäger navigatorisch und elektronisch unterstützt hatten, auf. Bald sollten sie abfliegen und neun weitere MiG-29 nach Island begleiten.
Inzwischen waren alle Startbahnen bis auf eine geräumt. Die Trümmer der amerikanischen Flugzeuge hatten Bulldozer vom Asphalt geschoben. Die Reparatur der Pipeline sollte in einer Stunde abgeschlossen sein.
»Ein ereignisreicher Tag«, sagte der Major zum Oberst.
»Er ist aber noch nicht zu Ende. Aufatmen kann ich erst, wenn der Rest des Regiments hier ist«, erwiderte der Oberst leise. »Die Amerikaner hätten schon längst angreifen müssen.«
»Wie denn?«
Der Oberst zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Wenn sie den Stützpunkt wirklich ausschalten wollen, belegen sie ihn mit einem Kernsprengkopf.«
Der feindliche Verband war noch eine Stunde Flugzeit entfernt. Vor zehn Stunden hatten achtzehn Bomber des Typs B-52H Louisiana verlassen und waren zum Auftanken auf dem Air-Force-Stützpunkt Sondrestrom in Grönland zwischengelandet. Fünfzig Meilen voraus flogen ihnen ein Radarstörflugzeug Ravcn EF-III und vier F-4 »Wild Weasel«.
Die Radargeräte waren halbwegs justiert, und nun machte man sich daran, die Radar-»Schatten« am Zentralgebirge, die von angreifenden Flugzeugen ausgenutzt werden konnten, kartographisch zu erfassen. Zu diesem Zweck rollte nun eine zweite Fulcrum an den Start.
Ein Operator stieß einen Warnruf aus. Starke elektronische Störgeräte hatten gerade das klare Bild auf seinem Sichtgerät in eine trübe Soße verwandelt. Das konnte nur eines bedeuten.
In den unterirdischen Hangars am Ende der Startbahn II heulten die Sirenen los. Piloten, die gedöst oder Domino gespielt hatten, sprangen auf und eilten an ihre Maschinen.
Der Offizier im Tower ging ans Telefon, um die Piloten zu informieren, und rief dann den Kommandeur der Raketenbatterien an. »Luftangriff!«
Überall auf dem Stützpunkt begann nun hektische Aktivität. Das Bodenpersonal startete die Triebwerke, Piloten kletterten in die Cockpits. Such- und Feuerleitradargeräte der SAM-Batterien wurden eingeschaltet.
Knapp hinterm Radarhorizont hatten achtzehn B- 52 gerade ihre EMC-Störsysteme in Betrieb genommen. Sie flogen in sechs Gruppen zu je drei Maschinen an. Die erste fegte im Tiefflug über den Gipfel des Snaefells hundert Kilometer nördlich von Keflavik, der Rest kam von Westen heran und hielt hinter einem Wall elektronischen Rauschens auf das Ziel zu.
Der gerade gestartete russische Jäger gewann an Höhe, ließ sein Radargerät außer Betrieb und suchte den Himmel visuell ab, wartete auf Abfangkoordinaten vom Bodenradar. Seine Kameraden rollten nun zur Startbahn und stiegen auf. Eine Maschine, die gerade gelandet war, stand neben einem Tanklaster. Der Pilot gestikulierte und verfluchte das Bodenpersonal, das verzweifelt bemüht war, seinen Jäger aufzutanken und dabei Kerosin auf die Tragfläche verspritzte. Erstaunlicherweise entzündete sich der Treibstoff nicht. Ein Dutzend Männer kam mit CO 2 -Löschern angerannt, um eine Explosion zu verhindern.
Höhe 152, Island
Edwards riß bei dem unverkennbaren Donnern der Düsenjäger den Kopf hoch, sah von Osten her eine schwarze Rauchfahne herannahen. Die Silhouetten jagten eine Meile entfernt an ihnen vorbei, schwer mit Waffen beladen, und die hochgezogenen Tragflächen machten die Identifizierung leicht.
»F-4!« schrie er. »Unsere Jungs!«
Es waren Phantoms der Nationalgarde New York, als »Wild Weasel« zur Ausschaltung von SAM-Batterien angeordnet. Während sich die Russen auf die Bomber konzentrierten, jagten die Phantoms im Tiefflug über Höhen hinweg und durch Täler, nutzten das zerklüftete
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