Im Sturm: Thriller (German Edition)
dreißig Panzer und zwanzig Infanterietransporter. Ein Schwarm Raketen stieg auf, und die einmotorigen Jäger wandten sich dicht überm Boden nach Westen, versuchten auszuweichen. Drei wurden abgeschossen und stürzten auf die Nato-Truppen ab. Der Kommandeur der britischen Panzer erkannte, daß er nicht genug Feuerkraft hatte, um den sowjetischen Angriff zu stoppen, und beschloß, sich zurückzuziehen, solange sein Bataillon noch kampffähig war. Er bereitete seine Kompanie darauf vor und versuchte auch, die benachbarten Einheiten zu verständigen, doch die Truppen vor Alfeld kamen von vier verschiedenen Armeen, sprachen verschiedene Sprachen und sendeten auf verschiedenen Frequenzen. Es war so wenig Zeit gewesen, daß noch nicht einmal feststand, wer überhaupt den Oberbefehl führte. Die Deutschen wollten bleiben, bis ihre Landsleute aus Alfeld sicher am anderen Ufer der Leine waren. Die Amerikaner und Belgier traten auf Befehl des britischen Colonel den Rückzug an, die Deutschen aber rührten sich nicht von der Stelle. Das Resultat war ein Chaos.
»Vorgeschobene Beobachter melden feindliche Kräfte auf dem Rückzug. Feindliche Verbände scheinen sich nördlich der Stadt abzusetzen.«
»Verlegen Sie das zweite Regiment nach Norden, lassen Sie es einen Bogen schlagen und so schnell wie möglich auf die Brücken zuhalten, ohne Rücksicht auf Verluste! Weiterhin Druck auf alle feindlichen Einheiten. Ich will sie nach Möglichkeit diesseits des Flusses einschließen und aufreiben«, befahl Alexejew. »Sergetow, kommen Sie mit zur Front.«
Der Angriff hatte seinem ersten Regiment das Herz herausgerissen, doch der Erfolg war den Preis wert. Die Einheiten der Nato mußten durch die zerschlagene Stadt, um die Brücke zu erreichen, und daß sie im Norden mit der Ablösung begonnen hatten, war ein Geschenk des Himmels. Nun war Alexejew in der Lage, sie mit einem frischen Regiment zu überrennen und, wenn er viel Glück hatte, die Brücken intakt zu erobern. Diese Operation wollte er persönlich überwachen. Zusammen mit Sergetow bestieg er ein Kettenfahrzeug, das nach Süden fuhr, um das schon im Vormarsch befindliche Regiment abzufangen. Hinter ihnen begannen die Stabsoffiziere, über den Funkkreis der Division neue Befehle zu geben.
Fünf Kilometer entfernt und jenseits des Flusses hatte eine deutsche Batterie von 155-mm-Geschützen nur auf diese Gelegenheit gewartet. Funker hörten die Mitteilung ab und ermittelten den genauen Standort des Divisonshauptquartiers. Geschützbedienungen gaben die Zieldaten in die Feuerleitrechner ein und luden. Jedes Geschütz der Batterie richtete sich auf denselben Azimut. Als sie in rascher Folge zu feuern begannen, bebte der Boden.
In weniger als zwei Minuten gingen über hundert Granaten auf das Hauptquartier und seine Umgebung nieder. Die Hälfte des Stabes kam auf der Stelle ums Leben, der Rest wurde verwundet.
Alexejew starrte seinen Kopfhörer an. Zum dritten Mal war er dem Tod nur knapp entkommen. Meine Schuld, dachte er, ich hätte mich um den Standort des Senders kümmern sollen. Diesen Fehler durfte er nicht noch einmal machen.
Zivilfahrzeuge verstopften Alfelds Straßen. Die amerikanischen Bradley-Schützenpanzer mieden die Stadt ganz, eilten am rechten Ufer der Leine entlang und überquerten sie geordnet. Drüben nahmen sie auf Hügeln Aufstellung und gaben den anderen alliierten Truppen beim Übergang Deckung. Nun waren die Belgier an der Reihe. Das verbliebene Drittel ihrer Panzer deckte die Südflanke am anderen Ufer des Flusses und versuchte, die Russen aufzuhalten, ehe es sich über die Brücken zurückzog. Deutsche Polizei hatte den Zivilverkehr zurückgehalten und die gepanzerten Fahrzeuge vorbeigelassen, doch als die ersten russischen Granaten in Ufernähe in der Luft zu zerplatzen begannen, entstand Chaos. Zivilisten, die dem Befehl zur Räumung ihrer Häuser nur mit Verspätung Folge geleistet hatten, mußten nun für ihr Versäumnis büßen. Die Artilleriegeschosse konnten den Kampffahrzeugen kaum etwas anhaben, zerstörten zivile Pkw und Laster aber gründlich. Binnen Minuten verstopften liegengebliebene und brennende Fahrzeuge die Straßen von Alfeld. Die überlebenden Insassen sprangen heraus und flohen durchs Feuer zu den Brücken, versperrten Panzern, die zum Fluß durchzukommen versuchten, den Weg. Deren Fahrer weigerten sich selbst unter Befehlsdruck, unschuldige Zivilisten plattzuwalzen. Richtschützen drehten die Türme nach hinten und
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