Im Sturm: Thriller (German Edition)
etwas Wichtiges zu melden haben, fassen Sie sich bitte kurz!«
»Wenn wir Alfeld eingenommen haben –«
»Falls wir Alfeld einnehmen sollten, bekommen Sie den Schlüssel zur Stadt. Und bis dahin muß ich Sie bitten, mich meine Arbeit tun zu lassen. Abtreten!« Alexejew, der vermutete, daß der Mann nur um Erlaubnis zum Erschießen angeblicher Faschisten hatte bitten wollen, konnte Politoffiziere zwar nicht ganz ignorieren, aber um solche unter dem Rang eines Generals brauchte er sich nicht zu kümmern. Er ging hinüber an den Kartentisch. Auf einer Seite trugen Leutnants das Vordringen seiner Einheiten ein. Auf der anderen versuchten Nachrichtendienstoffiziere mit Hilfe der vorliegenden Daten die Feindlage darzustellen. Alexejew packte seinen Stabsoffizier an den Schultern. »Das erste Regiment muß den Mot-Schützen direkt folgen. Wenn es Unterstützung braucht, soll es sie bekommen. Ich will noch heute den Durchbruch schaffen. Was steht an Artillerie zur Verfügung?«
»Zwei Bataillone mit schweren Geschützen stehen bereit.«
»Wenn die Infanterie Ziele für sie hat, sollen sie sofort das Feuer eröffnen. Jetzt ist nicht die Zeit für Finessen. Der Gegner weiß, wo wir stehen, und die Zeit arbeitet gegen uns.«
»Feindlicher Luftangriff«, sagte ein Leutnant am Kartentisch.
»Feindliche Panzer tauchen östlich von Sack in Bataillonstärke aus dem Wald auf. Starke Artillerieunterstützung.«
Die Deutschen hätten abwarten, die Panzerspitzen durchlassen und dann die Versorgungskolonne der Division angreifen sollen, dachte Alexejew, der zum ersten Mal erlebte, daß ein deutscher Offizier einen taktischen Fehler machte. Alexejew profitierte davon. Seine beiden führenden Panzerregimenter erlitten zwar Verluste, zerschmetterten den deutschen Gegenangriff aber in einem zehnminütigen wütenden Gefecht.
»Die Spitzen sind nur noch zwei Kilometer von Sack entfernt. Nur Artilleriewiderstand. Infanterie in Sack meldet nur schwache Gegenwehr. Der Ort ist praktisch in unserer Hand. Laut Meldung von Spähern ist die Straße nach Alfeld frei!«
»Umgehen Sie Sack!« befahl Alexejew. »Angriffsziel ist Alfeld an der Leine.«
Alfeld, BRD
Es war ein zusammengewürfeltes Team. Amerikanische motorisierte Infanterie und die Panzerspitze einer anrückenden britischen Brigade verstärkten die Überreste der deutschen und belgischen Einheiten, die an diesem Tag von fünf sowjetischen Divisionen zerschlagen worden waren. Es war nur wenig Zeit. Kampfpioniere gruben mit gepanzerten Räumschaufeln rasch Stellungen für die Panzer, Infanteristen hoben Löcher für ihre Panzerabwehrwaffen aus. Eine Staubwolke am Horizont; mehr Warnung brauchten sie nicht. Dem Vernehmen nach rollte eine Panzerdivision auf sie zu. Die Stadt hinter ihnen war noch nicht ganz evakuiert. Zwanzig Meilen hinter ihnen kreiste eine Staffel Erdkampfflugzeuge, bereit, auf Anforderung herabzustoßen.
»Feind in Sicht!« funkte ein Ausguck von einem Kirchturm. Sekunden darauf begannen Artilleriegeschosse auf die sowjetische Panzerspitze herabzuregnen. Die Bedienungen der Panzerabwehrwaffen nahmen die Abdeckungen von ihren Zielfernrohren und luden. Die Challenger-Panzer des 3rd Royal Tank Regiment fuhren in ihre Löcher. Luken wurden geschlossen, die Richtschützen nahmen entfernte Ziele ins Fadenkreuz. Es herrschte Konfusion; für die Bildung einer Befehlsstruktur war nicht genug Zeit gewesen. Ein Amerikaner feuerte als erster. Das TOW-2-Geschoß zog seine Lenkdrähte hinter sich her wie Spinnenfäden, raste auf einen vier Kilometer entfernten T-80 zu.
»Unsere Spitzen sind unter Raketenfeuer«, meldete ein Leutnant.
»Beschießen Sie die Stellungen!« befahl Alexejew dem Kommandeur seiner Artillerie. Innerhalb einer Minute erfüllten die Mehrfachraketenwerfer der Division den Himmel mit Feuerspuren. Rohrartillerie trug noch zu dem Gemetzel bei. Dann griff die Artillerie der Nato ernsthaft ein.
»Unsere Spitzen erleiden Verluste.«
Alexejew betrachtete schweigend die Karte. Hier war weder Zeit noch Raum für Täuschungsmanöver. Seine Männer mußten so rasch wie möglich durch die feindlichen Linien stürmen, um die Leinebrücken in ihren Besitz zu bringen. Das bedeutete schwere Verluste bei seinen Panzerspitzen, die aber hingenommen werden mußten.
Zwölf belgische F-16 kamen im Tiefflug über die Front gejagt, warfen tonnenweise Streubomben auf das erste sowjetische Regiment und zerstörten knapp einen Kilometer vor den alliierten Linien fast
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