Im Sturm: Thriller (German Edition)
Echo. Altes Boot, aber es wurde kompetent gesteuert. Dauerte sechs Stunden, bis wir es erwischten. Inzwischen brachen zwei alte Dieselboote, Tangos vermutlich, durch und versenkten fünf Schiffe und eine Eskorte. Mag sein, daß Diomede eins erwischt hat.«
»Hatte das Echo es auf Sie abgesehen?« fragte Morris.
»Gut möglich«, erwiderte Perrin. »Offenbar nimmt sich der Iwan mit Bedacht Eskorten als Ziel. Bei dem letzten Backfire-Angriff wurden zwei Raketen auf uns abgeschossen. Eine wurde von Düppelwolken abgelenkt und detonierte in unserem Kielwasser, die andere schoß unser Sea Wolf ab. Zu allem Pech riß uns die Explosion hinter uns das Schleppsonar ab. Nun sind wir nur auf das System 2016 angewiesen.«
»Und deshalb sollen Sie uns Schützenhilfe geben.«
»So sieht es aus.«
Die Kommandanten begannen zu fachsimpeln, und das war auch der Zweck der Einladung gewesen. Während die Tische gedeckt wurden, unterhielt sich O’Malley mit dem britischen Hubschrauberpiloten und klimperte dabei. Bei der Royal Navy mußte es eine Direktive geben, die ungefähr so lautete: Wer mit amerikanischen Marineoffizieren zu tun hat, lädt sie früh ein, füllt sie gut ab und kommt erst dann zum Geschäft.
Das Essen war erstklassig. O’Malley hörte genau zu, als sein Kommandant den Verlust der Pharris, die Taktik der Russen und seine eigenen Fehler bei den Gegenmaßnahmen beschrieb. Es klang, als spräche jemand vom Tod seines Kindes.
»Unter diesen Umständen hatten Sie wohl keine andere Wahl«, kommentierte Perrin mitfühlend. »Ein Victor ist ein fähiger Gegner, und sein Kommandant muß Sie am Ende Ihres Spurts exakt abgepaßt haben.«
Morris schüttelte den Kopf. »Nein, unser Spurt endete weit von ihm entfernt, und damit flogen seine Zielkoordinaten aus dem Fenster. Wenn ich keine Fehler gemacht hätte, lebten meine Männer noch. Ich war der Kommandant. Es war meine Schuld.«
»Wie Sie wissen, war ich selbst U-Boot-Fahrer. Der Kommandant des Victor war im Vorteil, weil er Sie schon eine ganze Weile erfaßt und verfolgt hatte.« Perrin warf O’Malley einen Blick zu.
Das Essen endete um acht. Die Kommandanten der Eskorten sollten sich am nächsten Nachmittag treffen. Der Geleitzug lief dann bei Sonnenuntergang aus. O’Malley und Morris verabschiedeten sich und schickten sich an, von Bord zu gehen, aber an der Laufplanke blieb der Pilot stehen. »Wie dumm, ich hab meine Mütze vergessen. Bin gleich wieder da.«
Er eilte zurück in die Messe und ging zu Captain Perrin. »Doug, was halten Sie von Morris?«
»In seiner derzeitigen Verfassung gehört er nicht auf See. Tut mir leid, aber so sehe ich das.«
»Sie haben recht. Aber einen Versuch will ich noch machen.« O’Malley erstand etwas und kehrte zwei Minuten später zu Morris zurück.
»Sir, müssen Sie sofort wieder zurück aufs Schiff?« fragte er leise. »Ich muß etwas mit Ihnen besprechen, aber lieber nicht an Bord. Eine persönliche Angelegenheit.« Der Flieger sah sehr verlegen aus.
»Gut, gehen wir ein Stück spazieren«, stimmte Morris zu. Die beiden Offiziere schlenderten nach Osten. O’Malley schaute sich um und entdeckte eine Hafenkneipe, in die er Morris stcuertc.
Von der Barfrau verlangte er nur zwei Gläser. Dann öffnete er den Reißverschluß der Beintasche seiner Kombination und zog eine Flasche irischen Whisky heraus.
»Was hier getrunken wird, kommt von uns«, wandte die Barfrau ein. O’Malley brachte sie mit zwei Zwanzigern zum Schweigen.
»Zwei Gläser und Eis«, sagte er in einem Ton, der verriet, daß er keine Widerrede duldete. »Und lassen Sie uns in Frieden.« Der Service war flott.
»Ich habe heute nachmittag einmal in mein Logbuch geschaut«, begann O’Malley nach einem kräftigen Schluck. »Viertausenddreihundertsechzig Stunden am Steuerknüppel. Dreihundertelf Stunden im Gefecht.«
»Stimmt, Sie waren in Vietnam.« Morris trank langsam.
»Am letzten Tag meiner letzten Dienstzeit flog ich einen Rettungseinsatz. Zwanzig Meilen südlich von Haiphong war der Pilot eines A-7 abgeschossen worden.« Diese Geschichte hatte er noch nicht einmal seiner Frau erzählt. »Sah etwas aufblitzen, machte einen Fehler und ignorierte es. Glaubte, daß sich die Sonne in einem Fenster oder Bach spiegelte, und flog weiter. Wie sich herausstellte, war es wohl ein Geschützvisier oder ein Fernglas. Eine Minute später geht um uns herum 100-mm-Flak los, und unser Hubschrauber fliegt buchstäblich auseinander. Er brennt, ich versuche zu
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