Im Sturm: Thriller (German Edition)
ist alles in Ordnung.« Morris blinzelte und erkannte dann O’Malleys Gesicht.
»Was haben Sie hier verloren?«
»Gut, daß ich kam. Alles in Ordnung?« Der Pilot zündete eine Zigarette an und gab sie dem Kommandanten.
Morris lehnte ab und stand auf, ging ans Waschbecken und holte ein Glas Wasser. »Ach, nur ein dummer Traum. Was wollen Sie?«
»Wir sind nebenan zum Abendessen eingeladen worden – in einer halben Stunde. Ist wohl unsere Belohnung, weil wir ihnen das Victor serviert haben. Außerdem wollte ich Sie bitten, die Deckbesatzung Torpedoladen üben zu lassen.«
»Wann soll die Übung beginnen?«
»Sobald es dunkel ist. Es ist besser, wenn sie unter ungünstigen Bedingungen lernen.«
»Gut. Abendessen in einer halben Stunde?«
»Jawohl, Sir. Angenehm, daß es zur Abwechslung mal was Alkoholisches gibt.«
Morris lächelte, schien aber wenig begeistert zu sein. »Na ja... So, ich wasche mich jetzt. Treffen wir uns in der Messe. Ist das eine formelle Angelegenheit?«
»Davon haben sie nichts gesagt. Ich wollte mich eigentlich nicht umziehen, wenn Sie das nicht stört, Sir.« O’Malley trug seine Fliegerkombination. Ohne die vielen Taschen kam er offenbar nicht aus.
»In zwanzig Minuten dann.«
O’Malley ging in seine Kajüte und fuhr mit einem Lappen über seine Stiefel. Seine Kombination war neu, und er fand, daß er in ihr fein genug aussah. Morris machte ihm Sorgen. Hoffentlich brach er nicht zusammen – schlimm, wenn so etwas dem Kommandanten passierte. Andererseits, dachte O’Malley, ist Morris ein guter, ruhiger Mann.
Als sie sich trafen, sah der Kommandant besser aus. Die Dusche hatte Wunder gewirkt. Sein Haar war zurückgekämmt, seine Khakiuniform gebügelt. Die beiden Offiziere traten hinaus aufs Hubschrauberdeck und gingen dann an Land.
HMS Battleaxe wirkte größer als die amerikanische Fregatte. In Wirklichkeit war sie knapp vier Meter kürzer, aber auch siebenhundert Tonnen schwerer. Die Battleaxe war unbestreitbar ansehnlicher als ihr amerikanisches Gegenstück. Die nicht gerade aufregenden Linien ihres Rumpfes wurden von Aufbauten, die aussahen, als gehörten sie auf ein Schiff und nicht auf einen Parkplatz, mehr als ausgeglichen.
Zu Morris’ Erleichterung war der Abend nicht formell. Ein sehr junger Midshipman empfing sie an der Gangway und führte sie an Bord. Der Kommandant sei gerade am Funkgerät, erklärte er. Nachdem der Flaggoffizier und der Diensthabende salutiert hatten, wie es sich gehörte, führte der Midshipman sie in die klimatisierte Messe.
»Sieh mal einer an! Ein Klavier!« rief O’Malley aus. Ein etwas mitgenommen wirkendes Instrument war mit zwei starken Leinen ans Backbordschott gezurrt. Mehrere Offiziere erhoben sich und stellten sich vor.
»Drinks, Gentlemen?« fragte ein Steward. O’Malley holte sich eine Dose Bier, setzte sich ans Klavier und hämmerte Ragtimes von Scott Joplin herunter. Eine Tür ging auf.
»Jerry!« rief ein Mann mit vier Streifen auf den Schulternstükken.
»Doug!« O’Malley sprang auf und gab dem Offizier die Hand. »Na, wie geht’s?«
»Hab ich’s doch gewußt – das war Ihre Stimme über Funk. Klar, der ›Hammer‹. Weil der US-Navy die kompetenten Piloten ausgehen, hat man Sie aus der Versenkung geholt.« Beide lachten schallend. O’Malley winkte seinen Kommandanten herüber.
»Darf ich vorstellen? Commander Ed Morris, Commander Doug Perrin von der Royal Navy und MBE, und was er sonst noch für Buchstaben an seinen Namen hängen darf. Behalten Sie den Burschen im Auge, Sir, er war U-Boot-Fahrer, ehe er sich eines besseren besann.«
»Wie ich sehe, kennen Sie sich bereits.«
»Jemand hatte die Schnapsidee, ihn als Ausbilder auf HMS Dryad zu schicken, unser Schulschiff, und ich nahm dort an einem Kurs für Fortgeschrittene teil. Warf die britisch-amerikanischen Beziehungen um mindestens hundert Jahre zurück.«
»Ist das ›Fox and Fence‹ wieder renoviert?« fragte O’Malley. »Das war ein Pub in der Nähe, und eines Abends machten Doug und ich Putz –«
»Jerry, diesen Abend versuche ich zu vergessen. Meine Susan machte mir deswegen noch wochenlang die Hölle heiß.« Perrin führte sie nach achtern und ließ sich ein Glas geben. »Großartige Leistung, die Versenkung des Victor gestern! Wie ich hörte, leisteten Sie auch auf Ihrem alten Schiff gute Arbeit.«
»Wir versenkten ein Charlie und trugen zur Versenkung zweier weiterer bei.«
»Wir stießen mit unserem letzten Geleitzug zufällig auf ein
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