Im Sturm: Thriller (German Edition)
kann, wenn er in der Luft aufgetankt wird, vier Stunden lang in der Luft bleiben. Zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück; damit wären sie praktisch zu Hause.«
Beattie drehte sich nun zum ersten Mal zu Toland um. Sir Charles, ehemals selbst Flieger, hatte die Ark Royal befehligt, Großbritanniens letzten richtigen Flugzeugträger. »Wissen Sie genau, von welchen Stützpunkten der Iwan seine Backfire starten läßt?«
»Ja, es sind vier Flugplätze bei Kirowsk. Ich nehmc an, daß Ihnen Satellitenbilder vorliegen, Sir.«
»Hier.« Beattie reichte ihm einen Hefter. Das Ganze kam Toland unwirklich vor. Vier-Sterne-Admirale berieten sich normalerweise nicht so lässig mit einem frischgebackenen Commander – es sei denn, sie hatten nichts Besseres zu tun. Und Beattie war ein vielbeschäftigter Mann. Bob schlug die Akte auf.
»Ah.« Er sah einen Satz Bilder von Umbosero, dem Flugfeld östlich von Kirowsk, das während des Satellitendurchgangs von den Russen eingenebelt worden war. Leuchtfeuer stifteten im Infrarotbereich zusätzliche Verwirrung. »Nun, da hätten wir Bunker und drei Maschinen. Wurde die Aufnahme gemacht, als die Backfire im Einsatz waren?«
»Korrekt. Der Verband startete drei Stunden vor dem Satellitendurchgang.«
»Und Tanklaster. Werden die Maschinen sofort nach der Landung aufgetankt?«
»Offenbar, und ehe sie in die Bunker kommen.«
Toland nickte. »Wäre eine vorzügliche Gelegenheit, sie am Boden zu erwischen – aber uns fehlen Maschinen mit der entsprechenden Reichweite. B-52 schafften das, doch die würden massakriert. Diese Lektion haben wir über Island gelernt.«
»Ein Tomcat könnte die Russen aber praktisch bis nach Hause verfolgen und genau feststellen, wann sie landen?« hakte Sir Charles nach.
Toland sah sich die Karte an. Die Backfire kehrten dreißig Minuten vor der Landung auf ihrem Stützpunkt wieder in den russischen Jägerschutzbereich zurück. »Das ließe sich bis auf plusminus fünfzehn Minuten sagen. Fragt sich nur, wie lange es dauert, einen Backfire in der Luft aufzutanken.«
»Commander, ich werde Sie über eine bisher noch geheime Operation namens Doolittle informieren lassen. Kommen Sie in einer Stunde zurück. Ich will sehen, ob Sie Vorschläge zur Verbesserung des operativen Grundkonzepts haben.«
USS Reuben James
Sie lagen im Hafen von New York. O’Malley arbeitete in der Messe an seiner Meldung über die Versenkung des sowjetischen U-Bootes, als das Unterwassertelefon ging. Er schaute in die Runde und stellte fest, daß er der einzige anwesende Offizier war. Also mußte er an den Apparat gehen.
»Messe, Lieutenant Commander O’Malley.«
»Hier Battleaxe. Kann ich Ihren Kommandanten sprechen?«
»Er schläft gerade. Kann ich Ihnen behilflich sein, oder ist die Sache zu wichtig?«
»Unser Kommandant möchte ihn gerne zum Abendessen einladen, falls er nicht zu beschäftigt ist – in einer halben Stunde. Ihr Erster Offizier und Ihr Hubschrauberpilot sind ebenfalls willkommen.«
O’Malley lachte. »Der IO hat Landurlaub, aber der Pilot – das bin ich – wäre verfügbar, vorausgesetzt, daß auf den Schiffen Ihrer Majestät noch Alkohol ausgeschenkt wird.«
»Keine Sorge, Commander.«
»Gut, dann gehe ich den Kommandanten wecken und melde mich in fünfzehn Minuten wieder.« O’Malley legte auf und ging zur Tür, wo er mit Willy zusammenstieß.
»Verzeihung, Sir. Die Ladeübung an den Torpedorohren?«
»Schon recht, ich bin sowieso gerade unterwegs zum Kommandanten.« Willy hatte geklagt, bei der letzten Übung sei es zu langsam gegangen. Er gab dem Deckoffizier seinen Bericht. »Bitte lassen Sie das im Büro abtippen.«
Die Tür zu Morris’ Kammer war geschlossen, aber die Leuchte »Nicht stören« brannte nicht. Er klopfte an und trat ein.
»Seht ihr ihn denn nicht?!« stieß Morris hervor. Er lag auf dem Rücken und hatte die Fäuste geballt. Sein Gesicht war schweißbedeckt, und er atmete schwer.
»Mein Gott!« O’Malley zögerte. Er kannte den Mann ja kaum.
»Paßt auf!« rief Morris nun so laut, daß O’Malley befürchtete, man könnte ihn draußen im Durchgang hören und glaubcn, der Kommandant sei nicht ganz bei Trost – er mußte etwas tun.
»Wachen Sie auf, Sir!« O’Malley packte Morris an der Schulter und zog ihn hoch.
»Seht ihr ihn denn nicht?« schrie Morris im Halbschlaf.
»Immer mit der Ruhe. Wir liegen im Hafen von New York. Sie sind in Sicherheit, und dem Schiff kann nichts passieren. Wachen Sie auf, Sir. Es
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