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Im Sturm: Thriller (German Edition)

Im Sturm: Thriller (German Edition)

Titel: Im Sturm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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landen. Blick nach links: mein Kopilot zerrissen, ich habe sein Hirn im Schoß. Hinten saß Ricky, mein Chief. Ich drehe mich um: beide Beine abgerissen. Er lebte wahrscheinlich noch, aber ich konnte ihm nicht helfen. Wir setzen auf – und da kommen drei Männer auf uns zu. Ich hauc ab, schlage mich in die Büsche. Ob sie mich gesehen haben, weiß ich nicht. Wie auch immer, zwölf Stunden später holt mich ein anderer Hubschrauber raus.« Er goß sich noch einen Whisky ein und füllte Morris’ Glas auf. »Lassen Sie mich doch nicht allein saufen.«
    »Mir reicht’s.«
    »Unsinn. Und ich bin auch noch nicht voll. Passen Sie auf, über dieses Erlebnis kam ich erst nach einem Jahr hinweg. Sie aber haben kein Jahr, sondern nur diesen Abend. Sie müssen über die Sache reden, Sir. Ich weiß Bescheid. Fühlen Sie sich jetzt miserabel? Warten Sie nur ab, es wird noch schlimmer.«
    Er trank noch einen Schluck. Anständiges Gesöff, sagte sich O’Malley. Dann sah er fünf Minuten lang zu, wie Morris ihm gegenüber in kleinen Schlucken trank und erwog, zurück auf sein Schiff zu gehen. Der stolze Kapitän, wie alle Kapitäne zur Einsamkeit verdammt. Er befürchtet, daß ich recht habe, sann O’Malley. Er hat Angst, daß es tatsächlich schlimmer wird. Du armer Teufel, wenn du wüßtest ...
    »Gehen Sie es noch einmal durch, Schritt für Schritt«, riet der Pilot leise.
    »Das haben Sie doch schon getan.«
    »Sie müssen das für sich selbst tun. Besser jetzt als immer wieder im Traum.«
    Und Morris begann langsam zu reden. O’Malley half ihm, den Ablauf zu rekonstruieren: Wetter, Kurs und Fahrt des Schiffes, aktive Sensoren. Eine Stunde später hatten sie drei Viertel der Flasche getrunken. Endlich kamen sie zu den Torpedos. Morris’ Stimme begann brüchig zu klingen.
    »Und dann konnte ich einfach nichts mehr machen! Das verfluchte Ding hielt weiter auf uns zu. Der eine Köder, den wir draußen hatten, war vom ersten Fisch zerstört worden. Ich versuchte zu manövrieren, aber –«
    »Sie hatten es mit einem Torpedo zu tun, der sein Ziel erfaßt hatte. So einem Fisch kann man nicht davonfahren, und man kann ihm auch nicht ausweichen.«
    »Ich darf aber nicht zulassen, daß –«
    »Quatsch!« Der Pilot füllte die Gläser. »Sie sind doch nicht der erste, der ein Schiff verloren hat. Das ist wie beim Sport, Ed. Zwei Mannschaften, und beide wollen gewinnen. Was sollte der russische Kommandant denn tun? Da unten in seinem Boot sitzen und sagen: ›Bitte versenken Sie mich?‹ Was für ein Unsinn.«
    »Aber meine Männer –«
    »Einige sind tot, der Rest lebt noch. Die Opfer tun mir leid. Ricky tat mir auch leid. Der Junge war keine neunzehn, als es ihn erwischte. Ich war an seinem Tod nicht schuld. Sie haben Ihr Schiff gerettet, es mit dem Großteil der Mannschaft zurückgebracht.«
    Morris leerte sein Glas mit einem Zug. Jerry füllte es wieder.
    »Ich war, bin verantwortlich. Als ich wieder in Norfolk war, mußte ich die Familien besuchen. Immerhin bin ich der Kommandant. Ich begegnete einem kleinen Mädchen... mein Gott, O’Malley, ich wußte nicht, was ich der Kleinen sagen sollte.« O’Malley sah, daß Morris nun schluchzte, den Tränen nahe war. Gut, dachte er.
    »Ein süßes kleines Mädchen. Was soll man den Kindern sagen?« Nun, nach zwei Stunden, flossen die Tränen.
    »Man sagt dem kleinen Mädchen, sein Vater sei ein tapferer Mann gewesen und habe sein Bestes getan – genau wie Sie. Mehr können wir nicht tun, Ed. Sie haben alles richtig gemacht, aber darauf kommt es jetzt nicht mehr an.« Es kam nicht zum ersten Mal vor, daß sich ein Mann an O’Malleys Schulter ausweinte. Er selbst hatte das auch einmal getan.
    Morris hatte sich ein paar Minuten später wieder gefaßt, und als die Flasche leer war, waren die beiden stockbetrunken. O’Malley half seinem Kommandanten auf und führte ihn zur Tür.
    »Was ist denn mit dem los? Verträgt er nichts?« fragte ein Matrose der Handelsmarine, der allein an der Theke stand. Das war ein Fehler.
    Die lose Fliegerkombination kaschierte O’Malleys kräftigen Körperbau. Den linken Arm hatte er um Morris geschlungen. Mit der rechten Hand packte er den Matrosen an der Kehle und zerrte ihn von der Theke. »Hast du sonst noch was über meinen Freund zu sagen, du Arsch?« O’Malley drückte fester zu.
    Die Antwort war ein Flüstern: »Ich hab ja nur gesagt, daß er nicht viel verträgt.«
    Der Flieger ließ ihn los. »Hau ab!«
    Es war nicht einfach, Ed Morris

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