Im Sturm: Thriller (German Edition)
abgeworfen.«
»Vielleicht taucht er nur auf, um die Mannschaft zu retten«, meinte Ralston.
»Oder um seine Raketen abzufeuern. Pech, er hätte fliehen sollen, als noch Gelegenheit dazu war. Ich hätte das an seiner Stelle getan.«
Der zweite Treffer gab dem U-Boot den Rest. O’Malley flog sofort zurück zur Reuben James und ließ Ralston den Hubschrauber landen. Sowie die Keile vor den Rädern lagen und die Maschine festgezurrt war, stieg er aus. Im Durchgang zwischen den Hubschrauberhangars wartete Morris auf ihn.
»Großartig, Jerry.«
»Danke, Sir.« O’Malley hatte seinen Helm in der Maschine gelassen. Das Haar klebte ihm am Schädel, in seinen Augen brannte der Schweiß.
»Ich wollte einiges mit Ihnen durchgehen.«
»Kann ich mich dabei duschen und umziehen, Sir?« O’Malley ging durch die Offiziersmesse in seine Kammer, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche.
»Wie viele Pfunde schwitzen Sie sich an solchen Tagen runter?« fragte Morris.
»Eine Menge.« O’Malley drückte auf den Duschknopf, schloß die Augen und ließ sich vom kalten Wasser berieseln. »Ich predige schon seit zehn Jahren, daß der Mark-46 einen stärkeren Sprengkopf braucht. Hoffentlich hört man jetzt auf mich!«
»Was war das zweite Ziel für ein Typ?«
»Ich würde auf ein Papa setzen. Ihre Sonarleute haben erstklassige Arbeit geleistet.« O’Malley drückte ein zweites Mal auf den Duschknopf. Eine Minute später fühlte er sich wieder menschlich und sah auch so aus.
In der Messe führten die beiden ihr Gespräch fort. »Sie haben ein Dieselboot und zwei Raketen-U-Boote erwischt. Wie haben sie operiert? Fiel Ihnen etwas Ungewöhnliches auf?« fragte Morris.
»Sie verhielten sich sehr aggressiv. Das Papa hätte sich zurückziehen sollen. Der Kommandant der Charlie war schlau, ging aber ebenfalls zu hart ran.« O’Malley dachte beim Leeren seines ersten Glases Orangensaft darüber nach. »Sie haben recht. Die Russen machen gewaltig Druck.«
»Genau, und mehr, als ich erwartet hatte. Sie gehen Risiken ein, die sie normalerweise meiden würden. Was sagt uns das?«
»Daß uns zwei ereignisreiche Tage bevorstehen, nehme ich an. Tut mir leid, Sir, aber für tiefschürfende Gedanken bin ich im Augenblick zu kaputt.«
»Gut, legen Sie sich hin.«
37
Das Rennen der Krüppel
Stendal, DDR
Zwei Uhr früh. Trotz aller seiner Einwände sollte der Angriff in vier Stunden beginnen. Alexejew starrte auf die Karte mit den Symbolen, die die eigenen Einheiten und die vermuteten feindlichen Verbände darstellten.
»Kopf hoch, Pascha!« sagte der OB West. »Ich weiß, daß wir ihrer Meinung nach zuviel Treibstoff verbrauchen. Aber der Angriff wird auch die restlichen Kriegsvorräte des Feindes aufbrauchen.«
»Er kann ebensogut wie wir Nachschub heranführen.«
»Unsinn. Wie wir von unserem Nachrichtendienst erfahren, haben seine Geleitzüge schwere Verluste erlitten. Im Augenblick ist ein riesiger Konvoi unterwegs, aber unsere Marine wirft ihm alles Verfügbare entgegen. Und es wird ohnehin zu spät eintreffen.«
Der Chef hat recht, sagte sich Alexejew. Immerhin hat er sich seinen Rang ehrlich verdient. Trotzdem...
»Wo werde ich gebraucht?«
»Im Befehlsstand der OMG. Und keinen Schrittt näher an der Front.«
Bei der OMG, dachte Pawel ironisch. Erst hatte die 20. Garde-Panzerdivision eine Operative Mobile Gruppe sein sollen, dann eine aus zwei und schließlich eine aus drei Divisionen bestehende Formation. Jedesmal aber war das Durchbruchsmanöver vereitelt worden, bis selbst der Begriff »Operative Mobile Gruppe« wie ein absurder Witz klang. Sein Pessimismus kehrte zurück. Die für die Ausnutzung des Angriffserfolges zurückgehaltenen Reserveformationen standen weit hinter der Front, um sich sofort zum vielversprechendsten Einbruch in die Nato-Linien in Bewegung setzen zu können. Die Nato hatte die bemerkenswerte Fähigkeit bewiesen, für jähe Durchbrüche Kompensation zu schaffen. Wie so viele andere Gedanken verwarf Alexejew auch diesen, verließ den Befehlsstand, holte Sergetow und ließ sich aufs neue mit dem Hubschrauber nach Westen bringen, wie üblich mit Jägerschutz.
Eine Jägereskorte für einen einzigen Hubschrauber war den Luftüberwachungsoffizieren der Nato nicht zum ersten Mal aufgefallen, aber es hatten bisher nur die Mittel gefehlt, etwas zu unternehmen. Diesmal war das anders. Ein AWACS überm Rhein beobachtete den Start des von drei MiG bewachten Hubschraubers. Der Abschnittcontroller leitete
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