Im Sturm: Thriller (German Edition)
zwei von einer Mission südlich von Berlin zurückkehrende F-4 Phantom nach Norden um. Die Jäger flogen in Baumwipfelhöhe mit abgeschaltetem Radar auf einer Flugschneise, die die Russen für die eigenen Bewegungen freihielten.
Alexejew und Sergetow saßen allein hinten in dem Kampfhubschrauber Mi-24. Da der Raum Platz für acht Infanteristen mit Kampfausrüstung bot, konnten sich beide ausstrecken, und Sergetow nutzte die Gelegenheit zu einem Nickerchen. Über ihnen kreisten die MiG und hielten nach tieffliegenden Nato-Maschinen Ausschau.
»Noch sechs Meilen«, kam der Spruch vom AWACS.
Ein Phantom ging in den Steigflug, illuminierte zwei MiG mit seinem Radar und schoß zwei Sparrow-Luftkampfraketen ab. Der zweite ließ zwei Sidewinder auf den Hubschrauber los.
Die Piloten der MiG schauten in die falsche Richtung, als ihre Warngeräte reagierten. Einer ging in den Sturzflug und entkam. Die Maschine des anderen explodierte in der Luft. Sein Flügelmann funkte eine Warnung. Alexejew blinzelte verblüfft in den jähen Lichtblitz von oben und klammerte sich dann an den Gurt, als der Hubschrauber hart nach links abdrehte und wie ein Stein abstürzte. Er hatte schon fast die Bäume erreicht, als die Sidewinder den Heckrotor abriß. Sergetow erwachte und schrie vor Überraschung und Entsetzen auf. Der Mi-24 wirbelte herum und kollidierte mit den Bäumen. Der Hauptrotor wurde zerfetzt, seine Fragmente flogen in alle Richtungen, die linke Seitentür platzte weg. Alexejew sprang sofort hinaus und zerrte Sergetow mit sich. Wieder hatte ihm sein Instinkt das Leben gerettet. Die beiden Offiziere waren gerade zwanzig Meter entfernt, als die Treibstofftanks explodierten. Die Phantom, die nach Westen und in Sicherheit flog, hörten und sahen sie nicht.
»Sind Sie verletzt, Wanja?« fragte der General.
»Hab mir noch nicht mal die Hosen naßgemacht. Bin wohl wirklich ein kampfgehärteter Veteran.« Die Stimme des jungen Mannes zitterte wie seine Hände. »Wo sind wir?«
»Gute Frage.« Alexejew schaute sich um. Er hatte gehofft, Lichter zu sehen, aber das ganze Land war verdunkelt, und bittere Erfahrungen hatten die Sowjets gelehrt, ohne Licht zu fahren. »Erst müssen wir eine Straße finden. Marschieren wir nach Süden, bis wir auf eine stoßen.«
»Und wo ist Süden?«
»Gegenüber von Norden. Und das ist dort.« Der General wies auf einen Stern, drehte sich dann um und suchte einen anderen. »Dieser wird uns nach Süden führen.«
Seweromorsk, UdSSR
Admiral Juri Nowikow verfolgte den Verlauf der Schlacht von seinem unterirdischen Hauptquartier in der Nähe des Marinestützpunktes aus. Der Verlust seiner wichtigsten Langstreckenwaffe - der Backfire-Bomber – schmerzte, aber ein noch heftigerer Schock war die Reaktion des Politbüros auf die Attacke mit Marschflugkörpern gewesen. Irgendwie waren die Politiker zu dem Schluß gelangt, nun sei auch ein Angriff mit ballistischen Raketen vom selben Gebiet aus möglich, und kein Gegenargument konnte sie zum Umdenken bewegen. Als ob die Amerikaner ihre kostbaren strategischen Boote in diesen engen Gewässern riskieren würden! grollte der Admiral. Er hatte es mit schnellen Jagd-U-Booten zu tun und war gezwungen worden, sie mit der Hälfte seiner verfügbaren Kräfte am Entkommen zu hindern. Und nun wurde es an allen Ecken und Enden knapp.
Für den Oberbefehlshaber der sowjetischen Nordflotte war der Krieg bislang günstig verlaufen. Die Eroberung Islands hatte fast perfekt geklappt – das bisher kühnste sowjetische Unternehmen! Gleich am nächsten Tag hatte er einen Trägerverband zerschlagen, ein Sieg von beachtlichen Dimensionen. Sein Plan, eine Kombination von mit Raketen bewaffneten Bombern und U-Booten gegen die Geleitzüge einzusetzen, hatte Erfolg gehabt, besonders nach seiner Entscheidung, zuerst die Eskorten von Bombern ausschalten zu lassen. Die U-Boote hatten zwar schwere Verluste erlitten, aber damit war gerechnet worden.
Nun aber änderte sich die Situation. Der jähe Verlust der Backfire, die erst in fünf Tagen wieder eingesetzt werden konnten, zwang ihn, seine eigentlich für die Trägerbekämpfung bestimmten U-Boote gegen die Geleitzüge zu schicken, was das Kreuzen des U-Sperrgürtels der Nato und damit hohe Verluste bedeutete. Seine Bear-Aufklärungsverbände waren angeschlagen. Dieser verfluchte Krieg sollte doch eigentlich schon längst vorbei sein, dachte Nowikow wütend. Ein starker Überwasserverband stand bereit, um weitere Truppen
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