Im Sturm: Thriller (German Edition)
an.
Wir haben die Initiative verloren, dachte Alexejew. Wie gewinnen wir sie zurück?
Begonnen hatte die Sowjetunion den Krieg mit zwanzig in Ostdeutschland stationierten Divisionen der Kategorie I, unterstützt von zehn weiteren und Verstärkungen, die in der Folge herangezogen worden waren. Alle waren nun im Kampf eingesetzt, viele hatte man wegen hoher Verluste von der Front abziehen müssen. Die letzte Reserve von Formationen in Sollstärke stand bei Rühle und lief nun Gefahr, eingeschlossen zu werden.
»Wir müssen den Angriff abbrechen«, erklärte Beregowoy.
»Die Offensive ist eine politische und militärische Notwendigkeit«, erwiderte der OB West. »Wenn wir vorstoßen, muß die Nato einen Teil ihrer Angriffsverbände für die Verteidigung der Ruhr abziehen. Dann haben wir sie am Schlafittchen.«
Alexejew machte keine Einwände mehr. Der Gedanke kam wie ein Eishauch: Haben wir verloren?
USS Independence
»Admiral, ich muß einen Offizier der Landungstruppen sprechen.«
»Wen?«
»Chuck Lowe, er ist Regimentskommandeur und arbeitete früher beim CINCLANT mit mir zusammen.«
»Ist die Information denn so heiß?«
»Davon bin ich überzeugt, aber ich brauche noch ein Gegengutachten. Chuck ist der beste Experte, den wir zur Hand haben.«
Jacobson griff zum Telefon. »Verbinden Sie mich sofort mit General Emerson ... Billy? Hier Scott. Gibt’s bei Ihnen einen Colonel Chuck Lowe? Wo? Okay, einer meiner Leute muß ihn sofort sprechen... ja, es ist wichtig, Billy. Meinetwegen, er macht sich sofort auf den Weg.« Der Admiral legte auf. »Haben Sie diese Kassette kopiert?«
»Jawohl, Sir, das Original liegt im Safe.«
»Ein Hubschrauber steht für Sie bereit.«
Der Flug nach Stykkisholmur dauerte eine Stunde. Von dort brachte ein Helikopter der Marines ihn nach Südwesten. Er traf Chuck Lowe in seinem Zelt beim Kartenstudium an.
»Sie kommen ja ganz schön rum. Von der Nimitz hab ich gehört. Gut, daß Sie da lebend rausgekommen sind. Was liegt an?«
»Hören Sie sich doch bitte mal diese Kassette an. Dauert nur zwanzig Minuten.« Toland erklärte Lowe, wer der Russe war. Dann gingen die beiden Offiziere aus dem Zelt und an einen verhältnismäßig ruhigen Platz. Lowe spulte das Band zweimal zurück, um sich eine Stelle noch einmal anzuhören.
»Verdammt noch mal!« sagte er leise, als das Band abgelaufen war.
»Er dachte, wir wüßten das schon.«
Colonel Lowe bückte sich, hob einen Stein auf, wog ihn kurz in der Hand und warf ihn dann, so weit er konnte. »Warum auch nicht? Wir halten das KGB schließlich auch für kompetent. Die Information lag bei uns die ganze Zeit vor... , und wir haben das verpennt!« sagte er ärgerlich. »Macht uns der Mann auch nichts vor?«
»Als wir ihn aus dem Wasser zogen, hatte er eine häßliche Beinverletzung. Der Doc nähte ihn zusammen und gab ihm ein Schmerzmittel. Ich bekam den Mann geschwächt vom Blutverlust und ziemlich berauscht vom Codein in die Finger. Chuck, ich will Ihre Meinung hören.«
»Wollen Sie mich zurück zum Nachrichtendienst locken?« Lowe lächelte kurz. »Bob, diese Geschichte macht Sinn und sollte so rasch wie möglich nach oben gehen.«
»Ich finde, das müßte der SACEUR erfahren.«
»Bei dem kriegst du nicht so einfach einen Termin, Bob.«
»Ich kann es über den COMEASTLANT versuchen. Das Original geht nach Washington. Die CIA wird das Band mit einem Stress Analyzer prüfen wollen. Aber ich habe dem Mann in die Augen geschaut, Chuck.«
»Einverstanden, Bob. Das muß so schnell wie möglich nach oben, und der SACEUR kann es sich am schnellsten zunutze machen.«
»Danke, Colonel. Wie rufe ich den Hubschrauber?«
»Das erledige ich. Ach ja, herzlich willkommen auf Island.«
»Wie läuft’s?«
»Der Feind hat gute Truppen, aber eine ungünstige Verteidigungslage. Wir verfügen über alle Feuerkraft, die wir brauchen. Kein Problem, die Lage haben wir im Griff.«
Zwei Stunden später saß Toland in einer Maschine nach London.
Moskau
Marschall Fjodr Borissowitsch Bucharin leitete die Lagebesprechung. Die Marschälle Schawyrin und Roschkow waren am Vortag verhaftet worden, eine Entwicklung, die Minister Sergetow mehr sagte, als bei dieser Besprechung herauskommen konnte.
»Der Angriff nach Westen von Alfeld aus ist wegen schlechter Planung und Ausführung durch den OB West steckengeblieben. Wir müssen die Initiative zurückgewinnen. Zum Glück stehen uns die erforderlichen Truppen zur Verfügung, und nichts kann die
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